Neue Bücher Augsburger Autoren: Kranichfrau, Brecht, zerschellendes Floß, Adoptivkind und letzter Ausweg!

In den letzten Tagen und Wochen sind verblüffend viele neue Bücher von Augsburger Autorinnen und Autoren erschienen. In der Stadtücherei Augsburg wurde dazu eine eigenen Veranstaltung gemacht.

Knut Schaflinger


Die Unumkehrbarkeit der Flüsse
von Knut Schaflinger

Knut Schaflinger, geb. 1951 in Graz/Österreich, Studium in Wien, bis 1995 freier Filmemacher beim Bayerischen Fernsehen in München. Bis 2016 Redakteur und Chef vom Dienst bei den ARD-Tagesthemen in Hamburg. Ehemals Dozent an der Henry-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und an der Bayerischen Akademie für Fernsehen in München. Knut Schaflinger ist wohnhaft in Augsburg.

Knut Schaflinger hat Veröffentlichungen in zahlreichen Literaturzeitschriften und Anthologien, zehn Einzelbände, vorletzter Titel: „Die Ungeduld der Kompassnadel“, Gedichte, Verlag Ralf Liebe, Weilerswist/Köln, Oktober 2015.

Mehrere Auszeichnungen und Preise, u. a. Finalist Christine-Lavant-Preis 2003, Lyrikpreis Feldkirch 2005, Nominiert für den Dresdner Lyrikpreis 2014.

Von Knut Schaflinger sind bisher folgende Lyrik-Bände erschienen:
Das Unvorhersehbare hinter Paravents | 15.03.2022
Beim Verlassen des Hauses | 01.04.2014
Die Ungeduld der Kompassnadel
Die Ungewissheit der Quadrate | 1. April 2017
Die Unentbehrlichkeit der Farben
Die Unrast der Atome | 06.12.2020
Die Unumkehrbarkeit der Flüsse | 10.10.2023

Leseprobe aus Die Unumkehrbarkeit der Flüsse:

Visionen am Ufer eines Flusses kurz vor Tagesanbruch. Ein Feuerschein

Erneut erhob sich die Asche. Glühen wollen für kurze Zeit. Wind ging ins Feuer.
Wir hatten gelernt bei Schmerzen zu blasen. In den Schwaden aus Rauch gab sich

der Sommer zu erkennen tanzte barfuß auf der Erde. Zu welcher lauten Trommel
sich bewegen wenn der Donner längst verrollt war. Sein Scheppern auswendig her

gesagt beim Gang über heiße Kohlen bis jemand kam der löschte. Die Reinheit der
Füße stieg ihm zu Kopf. Andere hätten geschrien. Hätten ihre Hand vor die Augen

gehalten weil der Rauch noch brannte. Wir sahen als das Feuer erlosch im Restlicht
die glühenden Augen der Nacht. Wir hätten gerne die Wölfe gelockt aber es kamen

nur Hunde. Die waren harmlos leckten die Lippen und schnüffelten in den Picknick
Körben als wären sie Pflanzenfresser gewesen. Machten gemeinsame Sache mit den

Katzen die sich auf den Decken wälzten kaum packten wir unsere Sachen. Aufbruch
blieb immer der letzte Ausweg. Im Gehen fühlte ich mich an meine Schritte erinnert.

Fühlte Gegenwind und schlucke Silbe für Silbe. Alle Stille aus der Luft gegriffen bald
würde ich daheim sein. Streifte noch Büsche und Bäume. Der Fluss trat über die Ufer

kaum sichtbar. Redete nur auf mich ein. Gab laut um noch ein Auge auf ihn zu werfen.



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Einiges zu Brecht
von Karl Greisinger

Karl Greisinger

Karl Greisinger, ehemaliges Vorstandsmitglied im Bert Brecht Kreis Augsburg, legt zum Thema Brecht 15 einsichtsreiche Texte aus 25 Jahren Spurensuche vor. »Einiges zu Brecht« lautet der Titel des Buchs des in Hochstädt geborenen Autors, der bis 2015 Mitherausgeber der Augsburger Literaturzeitschrift »Gegenwind« war, schreibt das Literatur-Portal auxlitera.

Texte aus 25 Jahren Spurensuche verspricht Greisinger mit seinem Buch "Einiges zu Brecht"  im Verlag Wiesenburg. Greisinger hat damit als Brecht-Experte einige seiner Arbeiten veröffentlichtt. Greisinger, 1940 in Höchstädt an der Donau geboren, ist selber Autor und Lyriker, war einst im Vorstand des Bert Brecht Kreis Augsburg und Mitherausgeber der Augsburger Literaturzeitschrift Gegenwind.

Das Buch des studierten Lehrers versammelt Beiträge zu Brecht, die in den späten 1990er in der Augsburger Allgemeinen, in der ersten Hälfte der 2010er Jahre im Dreigroschenheft veröffentlicht wurden, aber auch spannende Preziosen, die zum Beispiel in den Jahrbüchern der Brecht Brecht Realschule oder der Staatlichen Realschule Neusäß zu finden sind.

Karl Greisinger wurde1940 in Höchstädt an der Donau geboren. Er studierte an der Pädagogischen Hochschule Augsburg und war Volksschullehrer in Unterfranken und Augsburg. Nach einer Weiterbildung zum Realschullehrer für Deutsch und Englisch unterrichtete er an der Realschule Neusäß. Zu seinen selbständigen Veröffentlichungen zählen der Gedichtband Gondeleisen (1996) und die Erzählung Der Ritt in die Donau (2004). Ein weiterer Gedichtband, Den Tagen das Licht, erscheint 2014 bei Wiesenburg.

Seine Erinnerungen veröffentlicht Greisinger 2018 unter dem Titel Im Nebel früher Jahre, ebenfalls bei Wiesenburg. 2020 erscheint Ein Satz für eine Geschichte von Greisinger. Das ist eine Sammlung von Lesetexten, auch über die italienische Lagunenstadt Venedig, über Alltagssituationen sowie über Autorinnen und Autoren.

1996 erhielt Karl Greisinger den Kunstpreis für Belletristik des Landkreises Augsburg.


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Dorna
von Sarah Kiyanra
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Sarah Kiyanrad wurde in Stuttgart geboren. Heute lebt sie in Augsburg. Tagsüber hält sie sich meist im 16. und 17. Jahrhundert auf, nachts im Reich der Wörter. Neben der Arbeit an den eigenen Gedichten übersetzt sie Lyrik, Kinderbücher und Romane (Farsi–Deutsch). Seit Kurzem veranstaltet sie auch Lesungen, 2022 zum Beispiel fars-I-vrit (persische und hebräische Lyrik). Im selben Jahr brachte sie ausserdem Augsburger Dichterinnen und Dichter mit Museen zusammen; die Ergebnisse wurden im Rahmen der Langen Kunstnacht präsentiert. 2020 erschien der Gedichtband Jahre nach dir. Seither sind neben dorna mehrere kleinere Arbeiten wie der Zyklus Wintersilben und die Gedicht-collage vordeiNATUeR entstanden. Aktuell widmet sie sich der Übersetzung eines persischen Romans.

Sarah Kiyanrad

Das Buch "Dorna" von Sarah Kiynrad erzählt die Geschichte einer Kranichfrau. Die Harpyie durchwandelt Himmel und Hölle. Dafür muss sie weder das Jenseits besuchen noch an eine höhere Macht glauben: Es reicht ein Blick in die Vergangenheit. Neben Sternstunden erwartet sie dort ein Moment absoluter Dunkelheit. Der Moment, an dem die Kranichfrau zum ersten Mal die Augen öffnet. Im Heute beschließt sie, in ihre Geschichte einzugreifen – mit Tinte, die aus Adern fließt. Es sind faszinierende Gedichte über Kraniche und Blitze. Über körperliche Gewalt und den Geschmack von Berberitzen. Die romantischen, verspielten, ideenreichen Illustrationen dazu stammen von Najva Erfani.


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Ein Sohn von zwei Müttern
von Franz Doble
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Franz Dobler

Der Junge ist Adoptivkind. Doch seine Erziehung ist nicht nur Sache seiner Adoptiveltern, eines Eisenbahners und einer Hausfrau. Der New Yorker Jazz und das »Roaring Munich« der 80er prägen ihn mindestens genauso. Ein Sohn von zwei Müttern ist ein Roman, der vom Aufwachsen eines bayrischen Jungen mit persischen Wurzeln erzählt. Und von der Entwicklung eines Landes vom Provinzialismus der Nachkriegszeit zur modernen Bundesrepublik. Als seine Geschichte ihn einholt, ist der Junge schon ein erwachsener Mann und selbst Vater. Er sitzt im Flugzeug nach New York auf dem Weg zu seiner leiblichen Mutter, die er seit dreißig Jahren nicht gesehen hat. Seine Adoptivmutter ist seit zwanzig Jahren tot, sie hat nie ein Flugzeug bestiegen. Während des scheinbar endlosen Fluges drängt seine Adoptionsgeschichte, die er immer mürrisch beiseite gewischt hat, weil er zu beschäftigt war, das Leben zu bewältigen, plötzlich an die Oberfläche. Er muss sich ihr stellen. 
Er ist ein Sohn von zwei Müttern. Oder waren es noch mehr? Ist nicht jeder auch ein Kind seiner Zeit, geprägt von einer Musik, von Lektüren und von den unzähligen Zufällen des Lebens? Franz Dobler geht der Sache auf den Grund. Er beginnt ganz am Anfang, als der kleine Junge in den späten 60ern im sogenannten bayrischen Pfaffenwinkel bei seinen Adoptiveltern abends in der Badewanne sitzt und ruft: »Ich bin ein Adoptivkind.« Der Beginn einer Geschichte, die genauso tief in das Leben des Münchner Unikats eintaucht wie in die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik.

Der Journalist und Autor Franz Dobler, aufgewachsen im Allgäu, lebt seit einigen Jahren hauptsächlich in Augsburg, seit er aus München wegzog. Dobler hat seit 1988 neben Romanen und Gedichtbänden, für die er mit dem Bayerischen Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde, auch Erzählungen und Musikbücher veröffentlicht. Für seine Kriminalromane Ein Bulle im Zug und Ein Schlag ins Gesicht erhielt er jeweils den Deutschen Krimi Preis. Letzterer wurde von Nina Grosse als Nicht tot zu kriegen mit Iris Berben und Murathan Muslu verfilmt.


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Die Tochter des Flößers
von Peter Dempf

Peter Dempf

Peter Dempf, geboren 1959 in Augsburg, studierte Germanistik und Geschichte und unterrichtet heute an einem Gymnasium. Der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnete Autor schreibt neben Romanen und Sachbüchern auch Theaterstücke, Drehbücher, Rundfunkbeiträge und Erzählungen. Bekannt wurde er aber vor allem durch seine historischen Romane. Peter Dempf lebt und arbeitet in Augsburg, wo unter anderem seine Mittelalter-Romane „Fürstin der Bettler“, „Herrin der Schmuggler“ und „Das Gold der Fugger“ angesiedelt sind. 2024 erschien von ihm „Die Tochter des Flößers".



Süddeutschland 1593. Gemeinsam mit ihrem Vater transportiert die Flößerin Annka im Auftrag der Fugger Kupfer und Zinn den Lech hinab nach Augsburg. Das Metall wird dringend für die Reparatur des Kupferdaches am Weinmarkt benötigt. Kurz vor dem Ablegen nimmt sie einen Fremden mit an Bord. Aber alles geht schief: Ein Ruder bricht, das Floß zerschellt, der Fremde verschwindet. Annka setzt die Fahrt mit ihrem Vater fort. Doch in Augsburg wird dieser verhaftet. Er habe das Kupfer unter der Hand für den Bronzeguss des Augustus-Brunnens weiterverkauft, heißt es. Schockiert macht sich Annka auf die Suche nach Beweisen für seine Unschuld. Sie ahnt nicht, in welch gefährliche Gewässer sie sich begibt ...

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Kleine Schule des Fliegens
von Christina Walker

Christina Walker, 1971 in Bregenz geboren, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kulturmanagement in Wien. Nach langjähriger Tätigkeit für Theater, Film und Museen in Wien und Berlin lebt sie heute in Augsburg. Ihre Texte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Schwäbischen Literaturpreis für eine Novelle (2020) und dem Netlitpreis des Münchner Kurzgeschichtenwettbewerbs (2021). Für den Beginn ihres ersten Romans Auto erhielt sie 2018 den Vorarlberger Literaturpreis. Zuletzt bei Braumüller erschienen: "Auto" (2021) und "Kleine Schule des Fliegens" (2023).

Christina Walker

Worum gehts in ihrem Buch "Die kleine Schule des Fliegens"? Jeden Tag versammeln sich mehr Krähen draußen in der Platane. Sollte Alexander Höch, der gerade eine Chemotherapie hinter sich hat, misstrauisch werden? Vielleicht auch, weil seine Frau Eva ihn ausgerechnet jetzt allein lässt? Doch bald entdeckt Höch seltsame Ähnlichkeiten zwischen sich und den Vögeln vor dem Fenster. Sehr zum Unmut von Melitta Miller, der Nachbarin, die zuweilen nach dem Rekonvaleszenten sieht und die mit ihrer Krähenabwehr immer radikalere Mittel findet, um die gefiederten Zuwanderer aus der Straße zu vertreiben. Soghaft und mit abgründiger Komik erzählt "Kleine Schule des Fliegens" von den realen und surrealen Provokationen des Lebens sowie von Leidenschaften, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Gut, wer nun fliegen kann oder die richtigen Verbündeten hat!
Christina Walker war damit nominiert für den österreichischen Buchpreis 2023.

Zweimal langsamer wie du
von Dieter Rieken


Dieter Rieken arbeitet seit fünfundzwanzig Jahren als PR-Manager in der IT-Branche. Geboren und aufgewachsen in Norden (Ostfriesland) studierte er in Bamberg, Berlin und Kiew deutsche und russische Sprache und Literatur, bevor er sich 1991 in Augsnurg niederließ, von wo aus er bis 1998 als freier Journalist, Redakteur und Mitarbeiter beim Augsburger Filmfestival "Tage des unabhängigenFilms" war.

Seine neuestes Buch mit Erzählungen heißt "Zweimal langsamer wie du".

In der Titelgeschichte dieser Sammlung flieht Kirstin Tammen nach Italien, weil sie es nicht mehr erträgt, zu Hause in Deutschland jeden Tag mit neuen Tragödien konfrontiert zu sein. Doch auch in dem Ferienhaus ihrer Kindheit gelingt es ihr nicht, die brutalen Folgen des fortschreitenden Klimawandels zu ignorieren – und die nächste Katastrophe kündigt sich schon an.

Dieter Rieken

"Jonas und der Held Terranovas" überträgt die Motive der biblischen Geschichte des Propheten Jona auf eine ferne Koloniewelt. Über die Frage, wie die kleine Gemeinschaft ihre internen Konflikte um das Verbot des Reisanbaus lösen soll, gerät der allseits verehrte »Captain« mit den Autoritäten seiner Welt in Streit. Als er kurz vor dem Gründungsfest das Weite sucht, beauftragt der Rat Terranovas seine beste Ermittlerin, ihn zurückzubringen. Doch nach einem Sturm auf hoher See gilt der alte Mann als vermisst.

In "Die Schneekönigin" muss Linnea, die mitten in einer Eiswüste lebt, sich und ihren kranken Freund gegen marodierende Banden verteidigen.

Sein Verlag meint: "Dieter Rieken zählt in der deutschen Science-Fiction ohne Zweifel zu den sprachlich und stilistisch anspruchsvollsten Autoren. Darüber hinaus versteht er es, brennende Themen unserer Zeit in ansprechende Geschichten zu verpacken."

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