Siegfried Zagler, Herausgeber der DAZ, ist verstorben!

Siegfried Zagler in einer kleinen Eisdiele in der Jakobervorstadt bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Telefonieren und Recherchieren. 
(Foto: Arno Loeb)

 Siegfried Zagler ist für immer von uns gegangen. Er hat sich mit seiner Internet-Postille DAZ (Die Augsburger Zeitung) ins Gedächtnis der Stadt Augsburg und seiner Bürger gebrannt. Seine Kommentare konnten gnadenlos sein. Mit der  Augsburger Stadtregierung ging er schonungslos um. Zagler arbeitete in fester Anstellung als Pädagoge. Er wohnte in der Bleich. Es ist nicht bekannt, ob jemals ein anderer Mensch seine Wohnung sehen durfte. Am Schluss hatte er noch Ärger mit einem Bewohner im Haus, auch ein Journalist, wobei es um einen Grill ging, der verschwunden war. Schließlich war Zagler ein Mensch, der nicht nur gerne endlos diskutierte, sondern auch nicht immer einem handfesten Streit aus dem Weg ging.


In Lechhausen besuchte Zagler zuerst die evangelische Goetheschule, dann die Schillerschule. Er machte bei der Textilfirma Prinz in Lechhausen eine Lehre als Betriebsschlosser. Als Jugendlicher war er auch Sportler und schrieb manchmal für das Stadtmagazin Lueginsland. Das waren auch Berichte über den Lechfischereiverein am Oblatter Wall und über einen Kanaldurchfahrt in Augsburg mit einem Schlauchboot wobei es nach einem Wasserfall schnell Schluss war.

Einige Zeit arbeitete Zagler, der bei seinen Eltern in Lechhausen bei Kuka aufwuchs, bei den Goetze-Werken in Friedberg. Er hat einen Bruder und eine Schwester. Sein Sohn Immanuel und dessen Frau schenkten ihm Enkelkinder. Wie der Vorname seines Sohnes andeutet, hatte Zagler eine große Schwäche für Philosophie. Was auch bei seiner Schreiberei öfters durchblitzte. Zaglers liebster Fluchtpunkt war eine Künstlerfamilie im Osten von Augsburg.

Nach seiner abgeschlossenen Lehre machte Zagler auf dem Zweiten Bildungsweg weiter. Er besuchte in Augsburg die Berufsaufbauschule (BAS) und ging dann nach Berlin um das Abitur zu machen. Seinen Ersatzdienst erledigte er bei einer sozialen Einrichtung. 

An die 10 Jahre arbeitete Siegfried Zagler in dem kleinen Kino "Filmbühne" von Tom Dittrich im ehemaligen Drugstore-Gebäude als Filmvorführer. Dabei konnte er viele Filme anschauen und er wurde zum Filmexperten. Auch das Schachspiel faszinierte Zagler. Und immer wieder die Philosophie. Seine größte Leidenschaft galt dem Fussball. Er spielte in seiner Jugend bei TSG Lechhausen.

Politisch wurde Zagler mit einer Bürgerbewegung in Augsburg aktiv, wobei es um die umstrittene Eisentreppe am Fünffingerlesturm ging. Zuerst bewegte er sich im Machtzentrum des ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl, als dieser neu gewählt wurde. Gribl war damals als CSU-Kanidat auf Stimmenfang und wollte mit der Bürgerbewegung die Eisentreppe verschwinden lassen. Gelang aber nicht. Dabei entstand dann Zaglers Internetzeitung DAZ. Zuerst mit dem Partner Bruno Stubenrauch, der sich dann lieber mit seinen chinesischen Laufenten beschäftigte. Es kamen freie Mitarbeiter hinzu. Nach und nach verwandelte sich Zagler in einen unabhängigen Journalisten, der manche Dinge in Augsburg aufdeckte, die nicht sauber waren. Das ging von der teuren Theatersanierung bis zu den wahnsinnigen Überstunden des ehemaligen Baureferenten. Leider klappte die Zusammenarbeit mit freien Mitarbeitern nicht immer. Es wurde sogar prozessiert.

Egal, Siegfried Zaglers wilder Journalismus mit seinen scharf gewürzten Kommentaren war einmalig und wird in der Augsburger Medienlandschaft fehlen.

Auch wenn einige die DAZ fortsetzen wollen, wird das kaum gelingen. Zagler prägte die DAZ und er war ganz allein die DAZ. Leider kam er nicht immer mit seinen Mitarbeitern klar. Es gab Ärger und dieser wurde manchmal juristisch ausgefochten.

Siegfried Zagler wurde am 13. März 2024 im Alten Ostfriedhof in Augsburg-Lechhausen unter Anteilnahme seiner Familie, seiner Freunde und Bekannten würdevoll beerdigt. Musik dazu gabs von Saxophonist Günter Scheipp. Gitarrist Bernward Herko sang dazu einen Song von Tom Waits. Über Siegfried Zagler und sein Leben berichteten dabei in der Aussegnungshalle seine Schwester Karin und sein Sohn Immanuel.


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Ein Nachtmensch
Siegfried Zagler führte für manche Leute ein mysteriöses Leben. Von seiner schweren Krankheit wussten nur wenige Menschen.

Besonders gern fuhr er mit Arno Löb in der Nacht durch die Gegend um Augsburg. Mit Pausen an diversen Tankstellen. Dabei berichtete Zagler viel aus seinem Leben. Von seiner Liebschaft mit einer Friseurmeisterin die früher für ein Augsburger Magazin schrieb und von seiner Vorliebe für einen Lechhauser Kneipe in der ein ehemaliger Fußballer, den Zagler verehrte, als Wirt fungierte. Er liebte eben besonders Frauen die journalistisch unterwegs waren, Autorin waren oder mit einem Autor verheiratet waren.

Eine schöne Geschichte dazu handelt von einer ungewöhnlichen Aktion, mit der Siefgried Zagler das Herz einer Frau eroberte: Nachts kletterte er gemeinsam mir ihr über den Zaun beim Augsburger Fribbe-Bad. Dann führte er sie zu einer Umkleidkabine. Darin wartete ein Musiker. Dieser kam heraus und spielte für die beiden ein paar schöne Melodien. Tja, es entstand eine dreijährige Beziehung zwischen Siegfried Zagler und seiner Angebeteten.  

Nachts besuchte er in seiner Ruhelosigkeit gerne Politikerinnen und Geschäftsfrauen.  Zagler erzählte darüber, dass er mal mächtig staunte, als bei einem Thailand-Urlaub am Strand jemand den Augsburg-Krimi "Der Perlachmord" von Peter Garski neben ihm las. Zum Peter-Garski-Krimi-Team zählt auch Arno Loeb. Das wusste Zagler, was ihn aber nicht hinderte, die Garski-Krimis brutal zu verreißen. Jedoch den historischen Krimi "Jodok" von Garski, der sich in den Orten Affing und Haunswies abspielt, über den grünen Klee zu loben. Das war ja auch seine Hood. Nachdem sich Zagler heftig in eine Frau mit kreativem Hintergrund verliebte, waren die nächtlichen Rundfahrten vorbei.

Es ist ziemlich kurios, dass sich Siegfried Zagler in den letzten Tagen noch mit einem Bewohner seines Wohnhauses mit Garten in der Brückenstraße wegen einem Grill in die Haare bekam.


Hier gehts zu Zaglers DAZ.

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