Aberwitzig - aber witzig! Staatstheater Augsburg präsentiert Programm für die nächste Saison!




»aberwitzig«
Die Spielzeit 2024/25 am Staatstheater Augsburg

Das Staatstheater Augsburg hat heute das Programm der kommenden Spielzeit 2024/25 veröffentlicht. Unter dem Motto »aberwitzig« wird ein üppiges und vielseitiges Programm mit zehn Schauspielpremieren, neun Musiktheaterpremieren und jeweils vier Premieren in Ballett und Digitaltheater geboten. Ein ungewöhnliches Instrument steht in der Konzertsparte im Fokus: Das Akkordeon. In seiner jährlichen Pressekonferenz in der brechtbühne stellte die Theaterleitung die Spielzeit 24/25 ausführlich vor.

Das Staatstheater Augsburg lässt in der neuen Spielsaison 2024/2025 die Puppen tanzen.
Die Marionette weist bei der Pressekonferenz auf die Zusammenarbeit
mit der Augsburger Puppenkiste hin.
Foto: Lina Mann


Dabei ging Staatsintendant André Bücker auch auf das Spielzeitmotto »aberwitzig« ein, das er in einen Zusammenhang zu unserer gesellschaftlichen Gesamtsituation stellte: »Viele Dinge können wir uns trotz immer größerer Massen an Informationen einfach nicht mehr erklären. In aberwitzigem Tempo, in ungekannter Rasanz prallen Meinungen aufeinander, wollen Fakten sein und fordern andauernd und damit ermüdend unsere ganze Aufmerksamkeit. Das Theater ist nicht das Medium, das die Antworten auf alle Fragen der Zeit parat hätte, aber es ist ein Ort, an dem man seine Gedanken, seinen Sinn sortieren kann und der zu konzentrierter Reflexion einlädt.«

Gleich die erste der insgesamt neun Musiktheaterpremieren, Moritz Eggerts »Die letzte Verschwörung« (Deutsche Erstaufführung), widmet sich am 19.10. in diesem Sinne einer »aberwitzigen« Geschichte, die auf unterhaltsame Weise der Verbreitung alternativer Realitäten nachspürt. 

Außerdem kommen, neben den Uraufführungen »The Last Night of the World« (von Agustí Charles) und »Exportschlager« (von Simon Mack & Andreas Hillger), mehrere populäre Opernklassiker zur Premiere, etwa Verdis »Maskenball«, Mozarts »Così fan tutte« oder Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«.

Schauspielerinnen und Schauspieler beim Staatstheater Augsburg.
Fotos: Jan Pieter Fuhr

Auch das Schauspiel bietet einen frischen Blick nicht nur auf klassische bzw. populäre Stoffe, sondern gegenwärtige Themen und zeitgenössische Stimmen. Mit »hildensaga. ein königinnendrama« des österreichischen, vielfach preisgekrönten Autors Ferdinand Schmalz wird die Schauspielsaison am 21.9. in der brechtbühne eröffnet. »Effi, Ach, Effi Briest« von Moritz Franz Beichl widmet sich ebenfalls in neuer Lesart einem vertrauten Epos. Neben wahren Klassikern wie Ibsens »Nora« und Agatha Christies »Mord im Orientexpress« kommt aber auch die Vertiefung wichtiger gesellschaftlicher Themen zum Tragen, wie etwa die NS-Zwangsarbeit in Augsburg in »Gesänge vom Überleben*« von Tine Rahel Völcker oder das selbstbestimmte Sterben in »Weltwärts« von Noah Haidle.

Das Ballett für tanzsüchtiges Augsburg.
Fotos: Jan Pieter Fuhr

Ballettdirektor Ricardo Fernando knüpft beim Tanz, in insgesamt vier Premieren, an die Erfolge der vergangenen Spielzeiten an, insbesondere mit »Frida«, eine Uraufführung, in der er der großen Malerin und willensstarken Individualistin Frida Kahlo ein tänzerisches Denkmal setzt.

Wie großartig das Akkordeon mit dem klassischen Instrumentarium eines Sinfonieorchesters harmoniert, zeigt die Konzertsparte, in der Artist in Residence Olivia Steimel in insgesamt sechs Konzerten präsent ist. Ihr 160-jähriges Bestehen feiern die Augsburger Philharmoniker mit Solisten und Solistinnen aus den eigenen Reihen im Sinfoniekonzert.

Auf der Freilichtbühne erlebt im Sommer 2025 das beliebte Musical »Evita« von Andrew Lloyd Webber seine Premiere. Außerdem findet dort auch das überaus erfolgreiche Format »Game Music in Concert« erstmals unter freiem Himmel statt.

Das Digitaltheater zeigt auch in der Spielzeit 2024/25 auf beeindruckende Weise, wie durch die Kombination aus Theater und Technologie ganz neuartige Werke und kreative Möglichkeiten entstehen. In einer erstmaligen Kooperation mit der Augsburger Puppenkiste treffen in E.T.A. Hoffmanns »Der Sandmann« Marionetten und reale Welt aufeinander. 

Das Theaterfest im Martini-Park kommt auch nächstes Jahr.
Foto: Heleno Gladen


Neue Formate wie Tintin Patrones experimentelle Oper »dolci. ingananni.zip«, Sybille Bergs »Wonderland Ave.« und »Ekklesia« werfen auf spielerische und unterhaltsame Weise Fragen zu unserer heutigen Zivilisation, Arbeitswelt und möglichen Veränderungen durch KI und neue Technologien auf. Außerdem präsentierte das Digitaltheater in dieser Pressekonferenz seinen neuen, hauseigenen »Vorstellungs-Algorithmus«.

Das umfassende Programm der Theatervermittlung, der Vermittlungsplattform »Plan A«, der Inklusionsangebote sowie sämtlicher ergänzender Reihen und Mitmachprojekte wird auch in der Spielzeit 2024/25 fortgesetzt und ist mit allen aktuellen Terminen unter »Theorie & Praxis« auf der Homepage des Staatstheaters einsehbar.

Der Kartenvorverkauf für die Spielzeit 24/25 startet am 30.6.24 (online über www.staatstheater-augsburg.de/spielplan oder beim Besucherservice des Staatstheater Augsburg, Telefon 0821 324 49 00, E-Mail tickets@staatstheater-augsburg.de).

Ebenfalls am Sonntag, dem 30. Juni 2024 ist das Publikum eingeladen, sich beim großen Theaterfest im martini-Park auf die kommende Saison einzustimmen – mit Einblicken in die neuen Produktionen und einem vielfältigen Mitmach-Programm.

Das Spielzeitblatt mit Programm und allen Informationen zur Saison 2024/25 ist online unter www.staatstheater-augsburg.de/aberwitzig als Blätterkatalog verfügbar und liegt in allen Spielstätten des Staatstheater Augsburg aus. PDF-Download hier.

Staatsintendant André Bücker stellt das neue Programm in der Brecht-Bühne vor
Foto: Lina Mann

NEU AUFGEROLLT
Unser Bericht von der Pressekonferenz des Staatstheaters in der Brecht-Bühne im Gaswerk: Das Staatstheater Augsburg hat sich für das Spielzueit-Programm 24/25 ein spezielles Motto gegeben: »aberwitzig, aber witzig«. Wie kann man auf so ein Motto kommen? »Aberwitzig ist unsere Zeit, ist unsere ganze Welt. In diese Zeit, in diese Welt wollen wir ein unterhaltsames Programm bringen, mit Humor. Ernst, aber auch leicht und auch zum Nachdenken und Reflektieren«, meinte Staantendant André Bücker.

Klaus Müller spielt den Detektiv im Orient Express.

Besonders ewähnt wird der Schauspieler und Karikaturist Klaus Müller, der in dem Theater-Krimi »Mord im Orient-Express« den Privatdetektiv Hercules Pierot spielt. "Diese Rolle ist ihm auf den Leib geschrieben«, war sich Bücker sicher.

Zum Augsburger Brecht-Festival 2025 werden wird Bücker ein aberwitziges Stück inszenieren: »Deine Arbeit hasst dich, weil sie dich nicht braucht«. Eine Übung in digitalem Dämonenfaschismus.
In einem Hochhaus, das technisch so perfekt ist, dass sogar die Fahrstühle böswilliger sind als die von ihnen Beförderten, kämpfen eine qualifizierte Migrantin, ein genialer Programmierer, ein ausgestorbenes Insekt, ein nachdenklicher Faschist, eine Mutter, deren Kind fürs Klima gestorben ist, ein clever verblödeter Unternehmer und natürlich Bertolt Brecht heroisch dagegen an, dass sie immer weniger gebraucht werden. Das ist ein Stück von Dietmar Dath und wird in Augsburg eine Uraufführung am 22. Februar 2025.

Einige Tage vorher, also wie eine Vorspeise zum Brecht-Festival 2025, werden wir die Oper »Auffstieg und Fall der Stadt Mahagony«, eine Oper von Kurt Weill genießen dürfen. Das Libretto dazu schrieb Bertolt Brecht. Was passiert darin? In der neu gegründeten Stadt Mahagonny kann man uneingeschränkt spielen und trinken: Man darf alles, solange man nur bezahlt. Doch der Untergang lässt nicht lange auf sich warten. Brecht und Weill schufen mit ihrer avantgardistischen Oper eine Parabel auf den Untergang des Kapitalismus.

Es wird fürs Programm 24/25 öfters bekannter Stoff genommen, der aber neu aufgerollt wird. Als besondere Attraktion wurden die klassisch vertonte Ballermann-Hits wie »Geh’ mal Bier holen« oder »Ich hab’ ’ne Zwiebel auf dem Kopf«. als »Exportschlager« angekündigt. Zur Vorbereitung dafür treffen sich klassisch ausgebildete Interpreten in der Meistersinger-Stadt Augsburg und nähern sich respektvoll der Ausdeutung von unsterblichen Ballermann-Klassikern.

Auch ein Musikstück der Philharmoniker, die dieses Jahr 160 Jahre alt werden bekommen viel Aufmerksamkeit. Das liegt daran, dass beim 3. Sinfonie-Konzert sechs Pauken nebeneinander auf der Bühne vor dem Orchester stehen, an denen der Paukist herumrennen und spielen muss.

Das Orchester.

Der Chor.

Gezeigt werden auf der Leinwand kleine Video-Einspielungen als Appetizer für das kommende Programm. Checker Tobi kommt zu seinem Wasser-Konzert. Er und die Augsburger Philharmoniker nehmen uns dann mit auf eine Reise in die wundersame Welt des Wassers – dem Lebenselixier unseres Planeten. Wir gehen der Frage nach, wo es herkommt, wie wichtig es ist, diese lebensnotwendige Ressource zu schützen und was das Wasser mit der Klimaerwärmung zu tun hat. Die Abenteuerreise in die Geheimnisse der Erde führt uns in die Tiefe der Weltmeere, in die Weite des ewigen Eises und in die Höhe der Regenwolken.

Und weil Augsburg laut Ballettchef »eine tanzverrückte Stadt ist«, sind die meisten Tickets für die Aufführungen schon verkauft. Ob alles klappt, weiß laut dem Ballett-Direktor und Chefchoreograf Ricardo Fernando, »nur der liebe Gott« und wo es noch Tickets für die Ballett-Darbietungen gibt »weiß nur unser Intendant!« Fernando weiß aber, dass das Ballettstück »Frida«, bei der es um die einzigartige mexikanische Malerin Frida Kahlo geht, »sehr, sehr bunt und sehr turbulent wird, wie ihre Bilder«.


Ein ganz besonderes Lob von Bücker erhielt David Ortmann für sein Engagement bei der Inklusion.

Bücker wusste offiziell kein neues Datum von der Wiedereröffnung des großen Hauses zwischen Theater- und Volkhartstraße. Von einem Wiedereröffnungsdatum 2030 hatte er nebenbei erfahren. Mit verschiedenen Projekten will das Staatstheater mit seinem kommenden Programm aus dem Elfenbeinturm hinausgehen in die Stadt. »Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind und die Menschen abholen«, sagte Bücker. Und der aufmerksame Zuhörer stellte sich die innerliche Frage: Wozu brauchts noch das große und teure Haus fürs Theater?

Man stelle sich vor, die 400 Millionen Euros würden nicht irgendwie fürs Staatstheater verbaut, sondern für die Kunst auf den Bühnen ausgegeben. Dann könnte das Staatstheater Augsburg und sein Programm zu einem Weltklasse-Erlebnis aufblühen. Genau!

Träumen wir weiter ...



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