Der Gastroporter besucht die SteakManufaktur


Rekruten! Marsch, marsch zum Essenfassen!
Der Gastroporter berichtet aus dem Augsburger Restaurant SteakManufaktur im Prinz-Karl-Palais

Bei älteren Augsbürgern jagt der Blick auf das rote Ziegelstein-Gebäude kalten Angstschweiß über den Rücken. Hochfeld, Schertlinstraße 23. Prinz-Karl-Palais. Seinerzeit Sitz des Kreiswehrersatzamts. Hier wurden die jungen Männer zum Soldatenleben begutachtet und  eingezogen. Auch der Gastroporter hatte gleich zweimal das Vergnügen.


Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Die Prinz-Karl-Kaserne ist mittlerweile zum Prinz-Karl-Viertel umgebaut und zu einer zivilen Nutzung überführt worden. Und in dem klobigen Backsteinbau an der
Schertlinstraße sind Ärzte und Geschäfte ansässig geworden. In den 2000ern eröffnete Michael Haupt hier sein Restaurant Haupt, 2013 verließ er es Richtung Oberschönenfeld, und die SteakManufaktur wurde seine Nachfolgerin.

In Sachen Steaks spielt man hier Bundesliga. Die SteakManufaktur hält eine der raren Lizenzen zum Verkauf von echtem Kobe-Beef. Wer's nicht gleich parat hat: Wagyu ist die Rinderrasse. Die wird
inzwischen weltweit gezüchtet. Aber nur das Fleisch aus der japanischen Präfektur Kobe (das alle Qualitätskriterien erfüllt) darf sich Kobe-Beef nennen.

Und das ist gar nicht so leicht zu bekommen. Wenn man bei den Spitzen-Steakhäusern nachforscht, trifft man schnell auf Wagyu-Fleisch. Doch das echte Kobe-Beef ist rar. Und teuer. An einem schönen Freitagabend ist der Gastroporter also zu Gast in der SteakManufaktur. Als Aperitiv gibt es einen alkoholfreien "Driver" - Ginger Ale, Limette und Zucker. Sehr süß und sehr sauer, ganz nach dem
Geschmack des Gasts.



Und weil schon Freitag ist, und eh noch genug Steaks warten, gibt es als Vorspeise eine Ceviche vom Skrei, also dem Winterkabeljau (üblicherweise vor den Lofoten gefangen). Der Fisch ist mit diversen Gemüsen in Limettensaft (Leche di Tigre) mariniert und wird durch die starke Säure denaturiert. Ein peruanisch-südamerikanischer Klassiker, inzwischen auch hierzulande immer wieder zu finden und eine schöne Bereicherung der Speisekarten. Der grummelige Augsburger würde jetzt sagen: "So a Art
Wurschtsalat mit Fiiesch..."


Im Hauptgang muss natürlich ein Kobe-Beef her. Die SteakManufaktur bietet dafür ein dreierlei mit Filet-Steak, Flank-Steak und einer (kleinen Portion) Kobe-Beef für 111 Euro. Alternativ kann man sich die Steaks aber natürlich auch einzeln zusammenstellen. Denn im ganzen Lokal stehen Reifeschränke für dry-aged beef, die einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Allerdings kostet ein "normales" Steak vom Kobe-Beef zwischen 250 und 350 Euro. Ein bisschen viel für ein schmales Gastroporter-Gehalt. Deswegen bleibt es beim Probierteller.


Die Steaks werden wunderbar über Holzkohle gegrillt, so dass auch schönste Raucharomen mit auf den Tisch kommen. Wobei das Kobe-Beef eine erkennbar schonendere Behandlung erhalten hat. Es ist schließlich auch das weichste, buttrigste. Das Flank-Steak hingegen ist schon recht kompakt und zäh (trotz Garstufe medium rare). Der heimliche Star auf dem Teller war das, vom Gastroporter völlig unterschätzte, Filet-Steak. Zartes, rotes Fleisch, mit kräftigem Eigenaroma, ergänzt von der intensiven Holzkohlebehandlung.

Dazu gab es noch schwarze Knoblauchbutter sowie eine Beilage nach Wahl, in diesem Fall Süßkartoffel-Pommes-Frites. Die sind ja eigentlich schon aus der Mode, aber der Gastroporter tendiert zu unmodernen Auswahlmöglichkeiten.


Nach diesen beiden Gängen ist dann leider auch schon kein Platz mehr für ein Dessert. Obwohl das hausgemachte Eis sicher noch hätte begutachtet sein wollen. Aber seinerzeit musste der Gastroporter ja auch ein zweites Mal im Kreiswehrersatzamt vorstellig werden, warum sollte er es jetzt bei einem Besuch belassen?

Denn ein Besuch in der SteakManufaktur lohnt sich für den Fleischliebhaber allemal. Es ist zwar kein ganz billiges Vergnügen, aber dafür ist es dann auch ein Vergnügen. Ein Vergnügen auf wirklich hohem Niveau.


Steak-Manufaktur
im Prinz-Karl-Palais
Schertlinstraße 23
86159 AugsburgAugsburg

Link zum Lokal

Weitere Berichte des Gastroporters können Sie hier hier lesen.

Kommentare