Augsburg bekommt Besuch aus Dayton!


Die Gäste aus Dayton/USA kommen stilgerecht.


Delegation aus Dayton/Ohio besucht das Amerikahaus Augsburg

„This is great“ war der übereinstimmende Kommentar der Stadtverordneten und Kommunalmanager aus Augsburgs Schwesterstadt Dayton in den USA. Dieter Archer, Delegationsleiter brachte die Führung durch die US-Geschichte im Amerika-Haus Augsburg auf den Punkt: „Never seen, worthy to preserve!“

Mit dem Cadillac zur Halle 116

Anlässlich des 60jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft von Dayton mit Augsburg begannen die Repräsentanten des Dayton Sister City Committee (DSCC) ihren fünftägigen Besuch bei den gemeinnützigen Vereinen Amerika in Augsburg und American Car Friends Augsburg. Stilgerecht, mit vier zeitgenössischen US-Cars aus den 1960-1990 Jahren, ließ die Stadt Augsburg die Gäste in die ehemalige Sheridan-Kaserne chauffieren.

Augsburg und die USA.


Bis zu 30000 Amerikaner lebten in Augsburg

Harm Ritter und Georg Feurer, die Vereinsvorsitzenden der Amerika-Haus Kooperation begrüßten die Besucher. Wolfgang Poeppel (Gymnasial-Englischlehrer) führte durch die historische Sammlung mit großer Sachkenntnis. Vom Tag des Einmarsches am 28. April 1945 in Augsburg bis zum letzten Fahnenappell im August 1998 reichten seine Erläuterungen. Anfangs waren die GIs noch Sieger, Besatzer und später Partner und Freunde. Bis zu 17.000 Soldaten, mit Angehörigen rund 30.000 Amerikaner lebten zeitgleich im Augsburger Stadtgebiet.

Harm Ritter begrüßt die Delegation. Ein treuer Freund des Augsburger Amerika-Hauses ist der
MdL a.D. Johannes Hintersberger (2.v.r.).


Lebensfreude anstelle verzopftem Masskrug grübeln

Diese vielen Amerikaner brachten politische Bildung, Kultur und Lebensfreude ins verzopfte Augsburg. Icecream, Burger, Chili oder Maiskolben stellten die Hauptnahrungsmittel. Festzustellen war das besonders gut beim Deutsch-Amerikanischen Volksfest. Motown Sound, Hillbilly Klänge und Jeans ersetzten Stubn-Musi und Lederhose. Dank der Amerikaner atmete die Jugend der frühen Nachkriegszeit wieder freier. Auch wenn bis heute noch die linken Welterklärer der Auffassung sind, daß alles Übel letztlich von den Amerikanern aus geht.

Das Amerika-Haus zeigt auch augenzwinkernd die Kuriositäten der US-amerikanischen Ära: Etwa der Konsum von unverzollten Whiskey aus dem US-Army-Warenhaus PX in den Pferseer Kneipen. Wolfgang Poeppel, der seit fast 40 Jahren mit einer Texanerin verheiratet ist, erläuterte zudem seine persönliche Sicht zu den USA.

Interessiert hörten die Gäste den (kurzen) Vorträgen zu.



Daytons Partnerschaft begann in Kriegshaber

Ziel von internationalen Städtepartnerschaften ist das Verständnis für andere Kulturen. Bei Dayton im US-Staat Ohio, war es jedoch der Abbau von Vorurteilen gegenüber den „Krauts“ und vermeintlichen Nazis. Federführend war der deutsche Ableger der NCR (National Cash Register) die in Folge der deutschen Teilung von Berlin nach Augsburg-Kriegshaber zog. NCR-Hauptquartier des Kassensystem-Herstellers war Dayton/Ohio. Präsident Eisenhower wollte zudem mit seinem People-to-People Programm die Menschen zusammenführen. Natürlich unter dem Eigennutz eines Verbündeten im Kalten Krieg. Die NCR als Wirtschaftsunternehmen war Stützpunkt und Seelsorge der Amerikanischen globalen Interessen. Nutznießer waren die Augsburger, vor allem die Kinder denen an Weihnachten im Casino der NCR Weihnachtsgeschenke seitens des Unternehmens überreicht wurden. Die offizielle Partnerschaft begann 1964.

PAN AM Building und Marina Tower

Über einen völlig vergessenen Aspekt der frühen Städtepartnerschaft erzählte Peter Nardo, Architekt und Städteplaner. Die US-Präsenz in Augsburg spiegelte sich auch im Städtebau wider. Das zwischenzeitlich leider abgerissene NCR-Hochhaus war in der Fassade und Fensteranordnung identisch mit der New Yorker Zentrale der US Fluggesellschaft PAN AM. Die Bürgermeister-Ackermann-Straße ist einem vierspurigen US-Highway mit Mittelachse nachgebildet und der Hotelturm steht als Vorbild Marina Tower in Chicago. Gut beobachtet.

Homepage des Dayton Sister City Comittee.


Was dem Jupiter erlaubt ist ...

... darf der Ochs noch lange nicht (Quod licet Jovi non licet Bovi). Den Gästen schmeckte nach den vielen Reden und Erklärungen die bayerische Brotzeit hervorragend. Bier wurde gesüffelt und man hat sich angeregt unterhalten. Dabei kam der immer weiter schwelende Konflikt in der Interpretation des Gebäudes 116 zur Sprache. Das Amerikahaus, so versicherte dies ein ehemaliger Kulturreferent ist nicht Bestandteil der Erinnerungskultur der Stadt Augsburg.

Doku-Shot der Internet-Seite mit dem Eisenhower-Projekt People-to-People.



Deshalb ist das Projekt außerhalb jeder kommunaler Finanzierung (die CSU Abgeordneten Hintersberger und Jäckle haben allerdings mit Freistaatmittel den Vereinen geholfen). Würde nicht die Frau Oberbürgermeisterin Eva Weber gelegentlich ihre schützende Hand, insbesondere über die US-Car Friends halten, dann hätte die sogenannte Gedenkstätten-Projektgruppe Halle 116 die Vereine bereits aus dem Gebäude gemobbt. Begründet wird dies mit der Unverträglichkeit des Easy Living der US Car Freunde, auch durch Geselligkeit vor dem Amerika-Haus. Das „entweiht“ den Charakter des Gebäudes und des Vorplatzes auf dem Zwangsarbeiter von den Nazis malträtiert wurden, wird argumentiert. Was allerdings nicht zutrifft: Schließlich waren es die US-Soldaten, die das deutsche Volk von der mörderischen Diktatur des Dritten Reichs befreiten. Leider waren auch beim Besuch der Dayton-Delegation, trotz hoher Temperaturen die Türen unhöflicherweise geschlossen.

Außerdem darf nach Ansicht der Projektgruppe der Platz auch nicht mit US-Cars befahren werden, ungeachtet der 52 Jahre lang dort abgestellten Militärfahrzeugen. Selbst Parken ist nur am Rande erlaubt. Eine freigehaltene Zone vor den entsprechenden Einzelsegmenten der Gedenkstätte 116 genügt nicht. Ausnahmsweise, weil eine städtische Duldung vorlag, durfte auf dem Platz gefahren werden. Die übende Hundestaffel der Polizei kann den Appellplatz uneingeschränkt benutzen. Es gilt das in der Überschrift Gesagte.

Wolfgang Poeppel führte durch die Sammlung.



Offizieller Empfang im Schaezlerpalais

Am Dienstag, den 6. August 2024, empfängt Eva Weber offiziell die Delegation aus der Partnerstadt Dayton im Augsburger Schaezlerpalais. Zuvor findet ein Fachaustausch mit dem Friedensbüro zum Thema 30 Jahre Ende des Bosnienkrieges mit dem Abkommen von Dayton statt.

Hoffentlich beleuchtet die Amerika-Haus kritische Kulturverwaltung dort wenigstens das Wirken des Chefdiplomaten Richard Holbrooke sachgerechter als die Geschichte der USA in Augsburg.


Augsburgs Oberbürgermeisterin begrüßt die Delegation aus Dayton/USA.


Mr. Archer, der Delegationsleiter aus Dayton, bedankt sich für 
die freundliche Aufnahme in Augsburg.


Schelley Dickstein, die City-Managerin von Dayton, trägt sich im Schaezler-Palais ins Goldene Buch der Stadt Augsburg ein. Da Partnerstädte, auch beide Bürgermeisterinnen Partnerlook in Blau.



Bericht: Mike Ehrmanntraut

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