Das Buch zu Rüdiger Schablinski und sein Kabarett in Augsburg. |
Rüdiger Schablinski gehört auf jeden Fall zu den Augsburger Künstler-Legenden. Besonders durch sein Kabarett "Spiel & Spottverein" hat er sich zwischen Lech und Wertach verewigt. Die Journalistin und Autorin Marina Dietz, geboren in Augsburg, die von Anfang an hinter und auf der Bühne des Schablinski-Kabaretts mit dabei war, hat die Chronik dazu verfasst, die jetzt im Wissner-Verlag als Buch mit 125 Seiten veröffentlicht wurde. "Es sind Nachrichten aus einer Vergangenheit ohne Kommunikationskomfort, aber mit viel Zukunftsoptimismus", sagt der Verlag dazu.
Das Kabarett, das der angehende Journalist Rüdiger Schablinski startet als 21jähriger im Jahr 1965 als "Spiel & Spottverein" in der Jazz-Kneipe "Häringbräu" am Schmiedberg, wobei sie duch das Kabarett in "Kalauerbachs Keller" umbenannt wurde. Hier traf sich damals Augsburgs "zornige junge Leute" in schwarzen Klamotten mit langen Rollkragenpullovern. Das Kellergewölbe war voller Rauch und eng. Damals gab es noch eine Weile das Kabarett "Die Scheibenwischer" mit Günter Gans, Hanz-Heinz Köppendörfer und HermannWächter. In den folgenden 15 Jahren trägt sich Schablinski mit seinem Kabarett mit 17 Programmen, die das Publikum begeistern, in die Augsburger Kulturgeschichte unvergessbar ein.
Rüdiger Schablinski zur Gründung seines Kabaretts in Augsburg: "Irgendwann hat airgendwer das Bedürfnis das Brett von seinem Kopf zu nehmen und sich darauf zu stellen. Hat er dann noch das Glück, von der Muse geküsst zu werden (oder vom Genius, je nach Veranlagung) und sei es auch nur auf die linke Backe, so ist die Geburt eines neuen Kabaretts perfekt."
Damals war der gemütlich wirkende ehemalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard der zweite deutsche Bundeskanzler nach Konrad Adenauer von der CDU geworden. Auch ein konservativer CDU-Mann. Für die jungen Leute schien die Republik, die nach dem Zweiten Weltkrieg, aufgebaut wurde nach und nach zu erstarren. Und noch schimmerte die braune Gesinnung bei einigen Personen der vorherigen Generation durch. Bei Lehreren, Politikern, Behörden und Firmenbesitzeren. Dagegen stänkerte Schablinksi mit seinem Kabarett an. Martina Dietz stieg als singende Kabarettistin mit Gitarre und Laute ein und kümmerte sich um die Themen Erotik und Frauen. Sie wurde als Chnsonette oder Dieseuse bezeichnet.
Es war noch die Zeit als es Gesetze gegen Kuppelei und Homosexualität gab. Doch es kamen auch Demos gegen den Vietnam-Krieg der USA, die Hippies, auch als Gammler beschimpft, die Drogen, die Baader-Meinhof-Bande, die zur RAF wurde, wobei die Polizei mit Maschinenpistolen zur Terroristenbekämpfung ausgestattet wurde. Der erste SPD-Bundeskanzler kam mit Willy Brandt. Die damalige AfD war Franz Josef Strauß mit seiner Scharfmacherpartei CSU, der mit üblen Begriffen wie Ratten und Schmeißfliegen gegen Künsterlinnen und Künstler um sich warf. Die Bild-Zeitung rief zur Jagd auf linksgerichtete Studenten. Immer noch sitzen alte Nazis auf führende Posten. Dazu lästerte Schablinski:
"Wer reitet so spät mit dem braunen Wind?
Auf die linke Backe
Rüdiger Schablinski zur Gründung seines Kabaretts in Augsburg: "Irgendwann hat airgendwer das Bedürfnis das Brett von seinem Kopf zu nehmen und sich darauf zu stellen. Hat er dann noch das Glück, von der Muse geküsst zu werden (oder vom Genius, je nach Veranlagung) und sei es auch nur auf die linke Backe, so ist die Geburt eines neuen Kabaretts perfekt."
Damals war der gemütlich wirkende ehemalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard der zweite deutsche Bundeskanzler nach Konrad Adenauer von der CDU geworden. Auch ein konservativer CDU-Mann. Für die jungen Leute schien die Republik, die nach dem Zweiten Weltkrieg, aufgebaut wurde nach und nach zu erstarren. Und noch schimmerte die braune Gesinnung bei einigen Personen der vorherigen Generation durch. Bei Lehreren, Politikern, Behörden und Firmenbesitzeren. Dagegen stänkerte Schablinksi mit seinem Kabarett an. Martina Dietz stieg als singende Kabarettistin mit Gitarre und Laute ein und kümmerte sich um die Themen Erotik und Frauen. Sie wurde als Chnsonette oder Dieseuse bezeichnet.
F.J.Strauß: Ratten und Schmeißfliegen!
Es war noch die Zeit als es Gesetze gegen Kuppelei und Homosexualität gab. Doch es kamen auch Demos gegen den Vietnam-Krieg der USA, die Hippies, auch als Gammler beschimpft, die Drogen, die Baader-Meinhof-Bande, die zur RAF wurde, wobei die Polizei mit Maschinenpistolen zur Terroristenbekämpfung ausgestattet wurde. Der erste SPD-Bundeskanzler kam mit Willy Brandt. Die damalige AfD war Franz Josef Strauß mit seiner Scharfmacherpartei CSU, der mit üblen Begriffen wie Ratten und Schmeißfliegen gegen Künsterlinnen und Künstler um sich warf. Die Bild-Zeitung rief zur Jagd auf linksgerichtete Studenten. Immer noch sitzen alte Nazis auf führende Posten. Dazu lästerte Schablinski:
"Wer reitet so spät mit dem braunen Wind?
Ist's nicht der Strauß, ist's nicht von Thadden.
die gleichen, die wir schon mal hatten?"
Adolf von Thadden gründete damals die rechtsextreme Partei NPD. Bundeskanzler Kiesinger und Bundepräsident Lübke war ihre Anwesenheit im braunen Sumpf der Nazis nachgewiesen worden. Die Studenten riefen "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren". Das Jahr 1968 wurde zur politischen und gesellschaftlichen Zeitenwende. Mit sexueller Revolution, mit der Antibabypille, mit Bekenntnissen zum Thema Abtreibung, mit Bootlegs, Raubdrucken und mit Undeground-Magazinen und -Comics in den 1970ern.
Wobei aber schon mit den Beatles und Rolling Stones eine ganz neue Kultur-Ära angebrochen war. In Augsburg hatte es vorher schon Bands gegeben, die für die US-Soldaten in den hiesigen Kasernen Rock'n'Roll spielten, worauf auch die sogenannten proletarischen Halbstarken in den Vorstadtkneipen standen. In Augsburg begann ein gewisser Gerhard Höllerich aus Göggingen eine Karriere als Schlagersänger mit "Du bist nicht allein". In Augsburg kam Aufbruchstimmung auf, als der SPD-Mann Wolfgang Pepper 1964 zum Oberbürgermeister gewählt wurde und eine Universität bekam.
Mit diversen Mitstreiterinnen und Mitstreiteren wie Peter Beurle, Bernd Reining, Ulf-Jürgen Wagner, Wolfgang Hillmann, Barbara und Hermann Reil, Dieter Hillenbrand, Hermann Hammerl, Helmi Prechter, Eva Schmelzing, Dominik Obertreis, Stephan Huslik, Klaus Brill, Hans Luther, Inga Grüttner, Günter Pohl, Rolf Thym und Rosie Hees. Das reichte von den auftretenden Kabarettisten bis hin zu Bühnentechnik, Sound, Grafik, Text und Bühnenbild. Auch die Auftrittsorte wechselten. Von Kalauerbachs Keller gings in den 1.Stock des Restaurants Die Ecke, dann in die Antonspfründe, den Thorbräukeller und
Zur 2000-Jahrfeier der Stadt Augsburg ging Rüdiger Shablinski mit dem Journalisten Rolf Thym und den Musikern Mike Hänsch und Mo Spann als "Kommission zur Verhinderung der 2000-Jahrfeier" mit dem Programm "Augustus lass das" zu über 50 Aufführungen in die Programm-Kneipe Clochard.
Sexuelle Revolution
Adolf von Thadden gründete damals die rechtsextreme Partei NPD. Bundeskanzler Kiesinger und Bundepräsident Lübke war ihre Anwesenheit im braunen Sumpf der Nazis nachgewiesen worden. Die Studenten riefen "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren". Das Jahr 1968 wurde zur politischen und gesellschaftlichen Zeitenwende. Mit sexueller Revolution, mit der Antibabypille, mit Bekenntnissen zum Thema Abtreibung, mit Bootlegs, Raubdrucken und mit Undeground-Magazinen und -Comics in den 1970ern.
Marina Dietz und Rüdiger Schablinski in den 1960ern. |
Wobei aber schon mit den Beatles und Rolling Stones eine ganz neue Kultur-Ära angebrochen war. In Augsburg hatte es vorher schon Bands gegeben, die für die US-Soldaten in den hiesigen Kasernen Rock'n'Roll spielten, worauf auch die sogenannten proletarischen Halbstarken in den Vorstadtkneipen standen. In Augsburg begann ein gewisser Gerhard Höllerich aus Göggingen eine Karriere als Schlagersänger mit "Du bist nicht allein". In Augsburg kam Aufbruchstimmung auf, als der SPD-Mann Wolfgang Pepper 1964 zum Oberbürgermeister gewählt wurde und eine Universität bekam.
Auch Auftritttsorte wechseln
Mit diversen Mitstreiterinnen und Mitstreiteren wie Peter Beurle, Bernd Reining, Ulf-Jürgen Wagner, Wolfgang Hillmann, Barbara und Hermann Reil, Dieter Hillenbrand, Hermann Hammerl, Helmi Prechter, Eva Schmelzing, Dominik Obertreis, Stephan Huslik, Klaus Brill, Hans Luther, Inga Grüttner, Günter Pohl, Rolf Thym und Rosie Hees. Das reichte von den auftretenden Kabarettisten bis hin zu Bühnentechnik, Sound, Grafik, Text und Bühnenbild. Auch die Auftrittsorte wechselten. Von Kalauerbachs Keller gings in den 1.Stock des Restaurants Die Ecke, dann in die Antonspfründe, den Thorbräukeller und
Zur 2000-Jahrfeier der Stadt Augsburg ging Rüdiger Shablinski mit dem Journalisten Rolf Thym und den Musikern Mike Hänsch und Mo Spann als "Kommission zur Verhinderung der 2000-Jahrfeier" mit dem Programm "Augustus lass das" zu über 50 Aufführungen in die Programm-Kneipe Clochard.
Brecht als Dauerthema
Martina Dietz erwähnt auch Augsburger Probleme, Unternehmer, Nahverkehr und Politiker. Vom Baulöwen Schnitzenbaumer bis hin zu den den altbackenen CSU-Politikern Anton Ott und Hermann Knipfer. Ebenso Gefährten aus der linken Subkultur wie den Juso Sieghard Schramm, den Maler und Erzkommunisten Jörg Scherkamp, den Grafiker Wolf Noack, den Stadtgestalter Frieder Pfister, den Anwalt Hans Lafontaine und den Politbuchladen Probuch. Auch Deutschlehrer Erich Maiberger, ein CSUler, der sich für Bert Brecht begeisterte und daran zerbricht, wird erwähnt. Augsburgs gespaltenes Verhältnis zu Brecht ist sowieso ein Dauer-Thema im Buch.
Folgende Programme des "Spiel & Spottverein" werden im Buch erwähnt:
Auf deutschen Bühnen, Fasching 66
Wechselbäder, Herbst 66
Deutsches und allzu Deutsches, Frühjahr 67
Die Richtung stimmt, Frühjahr 68
Johann, hissen Sie die rote Fahne! Winter 68/69
Gsund samma, ein deutscher Neurosenstrauß, Herbst 69
Hasch mich! Frühjahr, 70
Eia popeia, ein Erziehungsprogramm, 70/71
Jagt die Sterzmeier-Hafenbrädl-Bande! Frühjahr, 72
Gemischte Gesänge, 74
Das Letzte, 75
Ganztägig Weltuntergang, 76
Von Massen und Medien, 77
Wir kennen keine Parteien mehr, 78/79
Guldur, 79/80
Verschwiegen wird von Marin Dietz nicht, dass Rüdiger Schablinski, der bei der Bundeswehr als Fähnrich diente, mit seiner Homosexualität Probleme hatte und auch später zum Alkoholiker wurde. Zu seinem 50. Gebiurtswtag bekannte er sich zu seinem Freund und Lebensgefährten Jokl Beh mit der er ein Haus im Augsburger Lechviertel bezog. Schablinski war das Kind von Flüchtlingen aus Ostpreußen, dort 1944 geboren, wuchs er in der Lüneburger Heide auf und kam dann nach Augsburg. Hier arbeitete und lebte er als freier Journalist und Kabarettist. Er schrieb Beiträge für Zeitungen, Magazine und das Radi. Seine Bücher über Wanderungen waren beliebt. Natürlich war ihm klar, dass er besonders bei seinen Texten eine Selbstzensur-Schere benutzen musste, sonst hätte er in die fütternde Hand gebissen, die vor allem von der Tageszeitung Augsburger Allgemeine und dem Bayerischen Rundfunk kam.
Marina Dietz zu ihrer Kabarett-Aktivität mit Rüdiger Schablinski: "Unglaublich aber wahr: Es gab eine Zeit, da galt es als etwas furchtbar Gewagtes, wenn zwei junge Leute beschlossen: Wir machen Kabarett! Augsburg war, gemessen an der Zahl der Einwohner, keine Kleinstadt, aber gefühlt - von uns - ein Einödhof. Und brauchte dringend den Stachel der Satire, also uns natürlich."
Mehr Information zu Marina Dietz finden Sie hier.
Mehr Inforamtionen zum Buch und Leseprobe finden Sie hier.
Jörg Reitbacher präsentiert das Schablinski-Buch:
Schablinski und Thym: "Wir Kinder vom Bahnhof A"
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