Boxweltmeisterin Tina Rupprecht: "Superfaire Gegnerin"



Tina Rupprecht im Boxring mit der Japanerin Eri Matsuda.


Interview mit der Augsburger Boxweltmeisterin "Tiny" Tina Rupprecht


Neue Augsburger Rundschau: Hallo Tina, erstmal Gratulation zu deiner dreifachen Weltmeisterschaft im Boxen. Du hast einen großen Sieg im Boxring in Heidelberg geschafft. Wir wollen wissen, wie hast du dich denn darauf vorbereitet?

Tina Rupprecht: Die Vorbereitung ging drei Monate, ich habe mich zuerst im Trainingszentrum von Sepp Maurer mit den Grundlagen vorbereitet, also mit dem Training von Ausdauer, Athletik und Kraft. Daneben wurde ich in meinem Boxclub geschliffen, dann, je näher es zum Kampf ging, um so spezifischer wurde es natürlich. Dann gings an die Taktik und dann die Sparringsphase ist die wichtigste, da waren wir 10 Tage in Usbekistan und ich habe dort mit dem usbekischen Frauen-Nationalteam trainiert und Sparring dort gemacht und alles in allem war es eine Supervorbereitung.

Neue Augsburger Rundschau: Wie bist du zum Boxen gekommen?

Harter Fight, die beiden Boxerinnen schenken sich nichts.


Tina Rupprecht:
Eigentlich eher zufällig. Ich bin in einem Kickbox-Training gelandet und das hat mir einfach so viel Spaß gemacht, dass ich wusste, ok, diesen Sport will ich gern machen.

Neue Augsburger Rundschau: Wie gehst du damit um, dass dies ein Sport ist, bei dem dem Gegner Schmerzen zugefügt werden müssen, um gewinnen zu können?

Tina Rupprecht: Naja, man sieht das sportlich, man denkt jetzt nicht, ich will dem Gegner weh tun, das gehört beim Boxen halt dazu. Aber es ist ein Sport. Es ist eben ein harter Sport. Ja, der tut weh. Man will den Gegner am liebsten zu Boden schicken, aber nichtsdestotrotz sieht man das nicht als eine gewalttätige Auseinandersetzung, sondern als einen sportlichen Wettkampf.

Neue Augsburger Rundschau: Es gibt im Boxring nur du oder ich, wie kannst du das vor einem Kampf verdauen?

Tina Rupprecht: "Diesen Sport will ich gerne machen."


Tina Rupprecht:
Ich glaube, das ist eins gegen eins, das ist ja der Grundgedanke des Boxens, das ist jedem bewusst, der in den Ring steigt und ja, es braucht dazu eine mentale Vorbereitung.

Neue Augsburger Rundschau: Deine Boxgegnerin Eri Matsuda aus Japan hat dir einen harten Fight geliefert. Was kannst du zu ihr sagen?

Tina Rupprecht: Zu meiner Gegnerin Matsuda kann ich sagen, sie ist eine absolut faire Sportsfrau, Sie war eine gute Verliererin und es hat Spaß gemacht mit ihr zu boxen und wir haben nach dem Kampf auch noch ein bisschen geredet – so gut es ging, weil sie kein Englisch konnte – und ich kein japanisch – aber, ja, sie war superfair und supersportlich.

Neue Augsburger Rundschau: Wie erholst du dich nach einem harten Kampf im Ring?

Tina Rupprecht: Nach dem Kampf ist erstmal Pause, so ein zwei Wochen. Das ist vor allem mental, weil dein Kopf mal Pause braucht, der Körper ist eigentlich schnell wieder fit, weil das ganze Training vorher teilweise oft auch härter war als der Kampf selber.

Superfaire Gegnerin.


Neue Augsburger Rundschau:
Du arbeitest in Augsburg als Lehrerin, wie sehen deine Schüler und Kollegen deine sportlichen Aktivitäten?

Tina Rupprecht: Meine Kollegen finden das cool, manche waren sogar beim Kampf in Heidelberg vor Ort, manche haben es zuhause vor dem Bildschirm angeschaut und bei meinen Schülern ist das genauso.

Neue Augsburger Rundschau: Kannst du Boxen als Selbstverteidigung im Privatleben empfehlen?

Tina Rupprecht: Ja, ich kann es empfehlen. Ich selber habe es in meinem Privatleben noch nie einsetzen müssen als ne Art zur Verteidigung. Ich finde vor allem, dass man durch das Boxen auch mehr Selbstvertrauen gewinnt, nicht nur körperlich sich verteidigen kann, sondern mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aufbaut durch den Kampfsport – generell.

Neue Augsburger Rundschau: Was denkt dein Ehemann über  deinen Sport?

Tina Rupprecht: Mein Mann, der hat mich nicht anders kennen gelernt. Der unterstützt das voll und ganz und steht dabei hinter mir. Hilft mir, wo er kann, auch bei der Vorbereitung. Bei den Kämpfen ist er immer vor Ort dabei. 

Neue Augsburger Rundschau: Welche Sponsoren unterstützen dich bei deinem Sport? Kommen neue dazu? Wirst du Millionärin durchs Boxen?

Tina Rupprecht: Ich habe mehrere Sponsoren, also viele regionale auch. Millionärin bisher? (lacht) Es ist schwierig. Boxen ist aktuell nicht die populärste Sportart in Deutschland.  Ausgesorgt hat man dabei bei weitem nicht. Ich arbeite ja auch nebenzu noch.

Neue Augsburger Rundschau: Wer ist dein Boxtrainer und was kannst du uns zu ihm sagen?

Tina Rupprecht: Mein Boxtrainer ist Alexander Haan. Wir trainieren schon seit 15 Jahre zusammen. Er ist ein Megaboxtrainer. Was ich sehr an ihm schätze, es gibt oft Boxtrainer die wollen einem ihren Stil aufdrängen, Haan macht das nicht, er lässt einem seinen eigenen Stil. Er hat seinen eigenen Boxclub in Augsburg, den Boxclub Haan. Er schleift dann noch an dir und gibt das dazu und das dazu. Also, er hats echt drauf.

Neue Augsburger Rundschau: Welche sportlichen Ziele hast du noch?

Tina Rupprecht: Mein sportliches Ziel ist als nächstes der Boxkampf gegen die Japanerin Sumire Yamanaka, die den IBF-Titel (International Boxing Federation) hält.

Neue Augsburger Rundschau: Durch das Boxen bekommst du sicher Kontakte zu vielen Medien und zur Showbranche. Kannst du dir vorstellen hier mal größer einzusteigen?

Tina Rupprecht: Kann ich mir durchaus vorstellen. Mir macht das auch Spaß bei Shows oder Events aufzutreten. Was ich ja auch mache, sind Motivationsvorträge, das mache ich ja alles schon. Kann mir vorstellen nach meiner aktiven Karriere bei den angesprochen Aktionen noch aktiver zu sein.


Verwandtschaft am Ring motiviert.


Neue Augsburger Rundschau:
Alltag einer Superboxerin. Was ist dein Lieblingsessen? Was liest du gern? Was schaust du gerne im TV und Internet an? 

Tina Rupprecht: Ich habe eigentlich nicht ein spezielles Lieblingsessen, ich mag alles sehr gern, ich koche auch gern, worauf ich sehr steh ist Kuchen, ungesunderweise. Fernsehn schau ich fast nie. Ich gucke einmal in der Woche einen Film. Ich lese gerne spirituelle Bücher, auch solche zur Persönlichkeitsentwicklung, solche Sachen.

Neue Augsburger Rundschau: Deine Verwandtschaft und Fans aus Augsburg waren beim großen Boxkampf in Heidelberg dabei und freuten sich über deinen Sieg. Motivierte dich das?

Tina Rupprecht: Ja, klar motiviert das mich, wenn meine Fans, meine Freunde, meine Verwandte beim Kampf dabei sind. Das merkst du einfach, wenn die Halle für dich ruft und du weißt, dass die Leute alle da sind um dich zu unterstützen, das ist natürlich sehr schön.

Neue Augsburger Rundschau: Was gefällt dir an Augsburg?

Tina Rupprecht: Ich mag Augsburg sehr, bin hier geboren und aufgewachsen. Ich finde einfach die Größe ist optimal, ist kein Dorf aber auch keine Monsterstadt. Ich kann überall mit dem Fahrrad hinkommen. Ich mag die Natur da gibt’s den Lech und Siebentischwald, bis hin zum Kuhsee Augsburg hat sehr sehr viel zu bieten an Kultur und Events - perfekt.


Tina Rupprecht und ihr Boxtrainer Alexander Haan.


Tina Rupprecht mit ihren erkämpften WM-Gürteln.


Neue Augsburger Rundschau:
Wo macht ihr zwei gerne Urlaub?

Tina Rupprecht: Wir machen gerne Urlaub auf der ganzen Welt. Jedes Jahr eine große Reise auf einen Kontinent. Immer in den Sommerferien, weil mein Mann ja auch Lehrer ist. Dieses Jahr waren wir in Afrika. Zum zweiten Mal. Letztes Jahr waren wir auf Indonesien. Das Jahr davor in Kolumbien am Amazonas. Wir machen nie zwei Mal am gleichen Ort Urlaub, um viel von der Welt zu sehen und neue Eindrücke zu sammeln.

Neue Augsburger Rundschau: Liebe Tina, wir bedanken uns für das Gespräch mit dir.


Fotos: Dr. Frank Streicher

Tina Rupprecht mit 
Fotograf Dr. Frank Streicher.


Video zu Boxkampf Tina Rupprecht gegen Eri Matsuda:


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