Fick den Scheiß!
Der Film über Augsburgs Gastro-Wunder Stefan Meitinger, von allen nur "Bob" genannt, lockt das Augsburger Publikum in Scharen an. Schon drei Mal ausverkauft im Thalia-Kino. Dieser Streifen zeigt unverblümt durch Gespräche mit Mitarbeitern, Szenen mit Bob bei der Arbeit , bei seinen Aktionen und seiner Freizeit wie Bob tickt. Da werden auch einige Geheimnisse über seinen Erfolg gelüftet. Bob hat inzwischen seine Lokale mit Pizza, Burger und Bowling schon von Augsburg aus, über Gersthofen, Ingolstadt, Fürth, und München bis ins Ruhrgebeit und nach Berlin gebracht. Bworben wird der Film mit Sprüchen wie: "Ein Meisterwerk, nach dem niemand gefragt hat" oder "Die Doku, die keiner braucht, aber jeder sehen will" oder "Geht runter wie klates Bier!" Wir sprachen mit den drei Machern des erfolgreichen Biographie-Films: Marcel Cornelius, Stephen und Elis Loeb.
Bob: Ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen. |
Bob: Ich habe manchmal überhaupt keinen Plan. |
Neue Augsburger Rundschau: Servus, wir haben einige Fragen an Euch. Wie kam es zu diesem Aufsehen erregenden Filmprojekt mit Bob, über das ganz Augsburg spricht?
Marcel Cornelius: Eine total verrückte Idee. So genau kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wie dieses doch sehr gewagte Projekt entstand. Vielleicht weiß es der Stephen noch?
Stephen Linder: Vor ziemlich genau einem Jahr hat mich Marcel mitten in der Nacht angerufen. Ich war recht verwirrt, was es denn um diese Uhrzeit noch Wichtiges gibt. Und leicht angeheitert, hat er mir dann erzählt, dass wir ab nächstem Jahr eine Doku über Bob drehen würden. Die Idee kam ihnen kurzfristig, als sie bei 1 bis 10 Bier zusammen gesessen sind. Meine erste Reaktion war dann auch eher Unverständnis - was sollen wir denn über Bob erzählen, wie er seine Pizzen macht?!
Im Nachgang haben wir uns dann mal seine Person, sein Leben und sein Umfeld genauer angesehen. Es hat sich gezeigt, dass es sich doch um ein richtiges Kuriositäten-Kabinett handelt und dass es sich absolut lohnt, diese vielen, kleinen Geschichten zu erzählen.
Neue Augsburger Rundschau: Was soll uns der Titel "Fick den Scheiß " sagen?
Marcel Cornelius: Dieses Motto stammt wohl von Bob's Lieblings-Combo Dritte Wahl. Die haben einen Song, der so heißt. Und Bob ist ja einer, der immer provozieren will. Da passt der Titel voll. Wird sicher heiß diskutiert.
Stephen Linder: Naja, Bob wollte am Anfang, dass wir eine absolut trashige Serie über ihn produzieren, damit er möglichst anecken kann. Gewissermaßen, dass die Serie auch zu seinem persönlichen Stil passt. Wir haben uns aber dagegen entschieden, zu trashig zu werden, da es durchaus viele tolle Geschichten und Personen im Bob´s Universum gibt, die das nicht verdient hätten. Aber um natürlich seinem persönlichen Stil auch weiterhin zu matchen, haben wir uns bemüht herauszuarbeiten, wie er denn aneckt, und zwar indem er mit Konventionen bricht. Dementsprechend ist der Titel, "Fick den Scheiß", auch ein Bruch mit Konventionen, nämlich der Bruch mit einem vernünftigen Titel. Außerdem ist "Fick den Scheiß" auch Bobs persönliches Motto.
Elias Loeb: Nimms locker.
Neue Augsburger Rundschau: Wer gehört zu eurem Film-Team und was macht jeder dabei?
Stephen Linder: Überwiegend haben wir zu dritt am Projekt gearbeitet. Marcel in der Regie, ich in der Produktion und Marcel und Elias wiederum verstärkt im Schnitt.
Neue Augsburger Rundschau: Wie war dabei die Zusammenarbeit mit Bob? Gibts ein lustiges Erlebnis?
Marcel Cornelius: Schön chaotisch natürlich, aber hat immer mordsmäßig Spaß gemacht. Jede Sekunde ein Genuss.
Stephen Linder: Überwiegend waren die Dreharbeiten von einem gewissen Maß an Bierkonsum geprägt, der sich am Filmset leider kaum vermeiden ließ. Aber es hat auch für einen reibungslosen Ablauf der Dreharbeiten gesorgt.
Elias Loeb: Marcel und ich sind jetzt Schnupftabak abhängig.
Neue Augsburger Rundschau: Es kommen ja einige originelle Menschen im Film vor.
Marcel Cornelius: Ja, das ist das große Plus an dem Film. Sozusagen die Rosinen im Kuchen. Um Bob herum wimmelts von interessanten Menschen.
Stephen Linder: Das würde ich sagen, ist überhaupt der Grund für diese Dokumentation. Wir als "normale" Menschen interessieren uns durchaus für Menschen, die Dinge anders sehen, anders handhaben und einen sehr eigenen Lebensweg gehen. Die Realität erzählt oft so verrückte Geschichten, dass wir sie uns so gar nicht ausdenken könnten.
Elias Loeb: Und das ist erst der Anfang.
Neue Augsburger Rundschau: Ihr wart bei den Aufnahmen zum Film an verschiedenen Orten wie Teneriffa, Berlin oder Österreich. Was hat ihr da erlebt, was nicht im Film vorkommt, aber erzählenswert ist?
Marcel Cornelius: Eigentlich ist alles drin, was irgendwie spannende oder schräg ist.
Stephen Linder: Auch wenn Bob in der Doku erzählt, dass er sehr umtriebig ist, haben wir in Teneriffa einen etwas anderen Bob erlebt. Wir hatten durchaus das Gefühl, dass Teneriffa auch zu einem zeitweiligen Ruheort für ihn geworden ist. Teneriffa ist auch eine Möglichkeit für ihn, Kraft zu tanken und Ideen zu sammeln, die er dann in Deutschland wieder in die Tat umsetzt.
Elias Loeb: Österreich - in kleiner Kneipe nach Dreharbeiten mit Mike Süßer, wir waren hungrig, die Stammgäste dachten, wir wären eine Rockband und haben für uns extra Schnitzel in der Mikrowelle gekocht obwohl die Küche eigentlich geschlossen war.
Neue Augsburger Rundschau: Bob ist ja ein Gastronom, der spezialisiert ist auf Pizza und Burger mit Bowling und Rocksound. Wie habt ihr das in euren Film einfließen lassen?
Marcel Cornelius: Nicht zu vergessen ist Bob's Leidenschaft für Bier. Er hat ja auch eigene Biersorten wie das Santa Muerte im Angebot. Das haben wir natürlich auch im Film herausgestellt. Meine Kinder hatten mehr von Pizza und Burger, weil ich keine Zeit hatte, die zu essen, habe ich sie manchmal heimgebracht.
Elias Loeb: Mit Filmaufnahmen von Essen.
Stephen Linder: In der Doku kommt natürlich an vielen Stellen dieser Einfluss zur Geltung - Gastronomie, Festivals, Veranstaltungen, Kulinarik. Besonders nennenswert finde ich an dieser Stelle, dass Bob mit dem, was er tut, eine Zielgruppe erreicht, die sonst selten angesprochen wird - die alternative Szene, Rocker, Punker, etc. Anhand des Wachstums, das Bob über die Jahre erlebt hat, erkennen wir, wie hoch die Nachfrage in diesem Bereich ist und wie schlecht sie gerade von den Medien bedient wird. Laut eigener Aussage haben die Bob´s Läden über 1 Mio Kunden jährlich. Es gibt also viele Menschen, die sich mit Bob´s Stil identifizieren können und das zeigt auch die Doku.
Neue Augsburger Rundschau: Was sind deine Lieblingsszenen im Film?
Marcel Cornelius: Plötzlich, als Elias auf dem Klavier spielt, knallts irgendwo. Aber wo? Ich weiß es bis heute nicht, wo dieser Knall im Film eigentlich herkam.
Stephen Linder: Die Stelle, an der er seine Zahnprothese heraus nimmt. Das ist gewissermaßen noch einmal der Beweis dafür, dass wir in der Doku keine erfundenen Geschichten erzählen, sondern dass alles, was gezeigt wird, auch der Wahrheit entspricht.
Elias Loeb: Alle mit Superbobfan Ludwig.
Neue Augsburger Rundschau: Was habt ihr leider rausschneiden müssen?
Marcel Cornelius: Wird nicht verraten.
Elias Loeb: Viel Pornografisches.
Stephen Linder: Wir haben eigentlich relativ wenig herausschneiden müssen. Es ist eher so, dass es noch viel weiteres Material gibt, das interessant wäre, aber einfach keinen Platz mehr in der Pilotfolge gefunden hat. Daher haben wir schon frühzeitig beschlossen, das Ganze mehr als ein Serienformat zu produzieren und nehmen uns Zeit, wichtige Personen aus seinem Umfeld am Anfang einzuführen und aufzubauen, sodass wir uns in weiteren Folgen mehr auf die Erlebnisse und Geschichten konzentrieren können.
Neue Augsburger Rundschau: Kann da eine Serie draus werden?
Marcel Cornelius: Wir sind dran. Bob, seine Mitarbeiter und seine zukünftigen Aktionen liefern uns sicherlich noch unzählig viel spannenden Stoff.
Stephen Linder: Definitiv. Mit unserer Pilotfolge haben wir wohl nur einen kleinen Teil dessen angerissen, was tatsächlich passiert und noch passieren wird. Bob selbst ist sehr umtriebig und hat quasi im Wochenrhythmus neue Ideen und trifft weitere interessante Personen. Dass uns hier der Stoff für weitere Folgen ausgeht, ist nicht zu erwarten.
Elias Loeb: Muss!
Neue Augsburger Rundschau: Wir danken euch für das aufschlussreiche Gespräch!
P.S.: In den prüden sozialen Medien, die von der USA aus gesteuert werden, wird der Film-Titel "Fck den Scheiß" geschrieben, damit keine Zensur stattfindet.
Bob: Ein verrücktes und chaotisches Leben. |
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* Marcel Cornelius ist Produzent, Regisseur, Autor und Kameramann. Er führt das Corneliusfilms Studio in Gersthofen.
* Stephen Linder ist Kameramann und führt das Nova Motionpicture Studio in Bobingen.
* Elias Loeb ist Maskenbildner und Assistent bei Schneidearbeiten im Studio von Corneliusfilms.
* Elias Loeb ist Maskenbildner und Assistent bei Schneidearbeiten im Studio von Corneliusfilms.
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