Jana Schwindel vor der Ecke-Galerie. |
Zur Ausstellung "Kleines Format" in der Augsburger Ecke-Galerie veröffentlichen wir ein Interview mit Ecke-Vorstand Jana Schwindel
Die Papierkünstlerin, Kunsthistorikerin und Projektkoordinatorin Jana Schwindel ist 1. Vorstand bei der Augsburger Künstlervereinigung "Die Ecke", die eine Galerie am Elias-Holl-Platz betreibt.
Neue Augsburger Rundschau: Hallo, liebe Jana Schwindel. Nun startet in der Ecke-Galerie wieder die bekannte und beliebte Ausstellung "Kleines Format". Welche Neuheiten gibts?
Jana Schwindel: Galerist Cyprian Brenner hat seinen Standort bei uns in Augsburg aufgegeben. Seine Kündigung kam für uns auch unerwartet – zudem hatte kurz vorher auch noch unsere liebgewonnene Maximilliane Umlauf ihre Stelle bei ihm gekündigt und seit Oktober 2024 einen neuen Job. Aus diesem Grund sind wir nun bis auf Weiteres erst einmal auf uns als Verein gestellt.
Neue Augsburger Rundschau: Wie gehts jetzt bei euch weiter?
Jana Schwindel: Dem Vorstand, und mir ganz besonders, war es schon seit geraumer Zeit ein Bedürfnis, eine Mitgliederbefragung anzugehen. Die Kündigung des Galeristen brachte die Notwenigkeit aufs Tableau. Und so war es nur logisch eine Mitgliederbefragung direkt im Anschluss an seinen Weggang zusammen mit dem Rundschreiben und der Ausschreibung fürs Kleine Format im vergangenen Herbst zu versenden.
Neue Augsburger Rundschau: Wie viele Mitglieder haben dabei mitgemacht?
Jana Schwindel: Mitgemacht haben immerhin 36 Mitglieder. Insgesamt haben wir 183 Mitglieder.
Neue Augsburger Rundschau: Was kam dabei heraus?
Jana Schwindel: Die deutliche Mehrheit der Mitglieder ist mit der Vereins- und der Vorstandsarbeit zufrieden bis sehr zufrieden. Das hat uns natürlich gefreut. Es ist schön zu sehen und bestätigt zu bekommen, dass wir den richtigen Weg oder zumindest die richtige Richtung eingeschlagen haben und gehen.
Neue Augsburger Rundschau: Was wurde zu euren verschiedenen Aktion mitgeteilt?
Jana Schwindel: Die beliebtesten Formate sind Ausstellungen und Vernissagen. Dicht gefolgt von unseren Atelierbesuchen „Um die Ecke geschaut“. Dieses Format hat in diesem Jahr Leider nur 1 Mal stattgefunden. Wir werden versuchen, dieses regemäßiger in unser Ecke-Jahr aufzunehmen. Gerne nehmen die Mitglieder auch am Ecke Sommerfest und an Künstlergesprächen teil.
Neue Augsburger Rundschau: Es gbit bei euch auch einen Stammtisch.
Jana Schwindel: Was uns im Vorstand nicht so bewusst war: Der Stammtisch ruft deutlich gemischte Gefühle hervor. Die einen lieben Ihn, die anderen könnten darauf verzichten.
Neue Augsburger Rundschau: Welche Wünsche wurden geäußert?
Jana Schwindel: Wünsche für die Zukunft waren vor allem Angebote für jüngere Mitglieder. Oder solche, die den Austausch ermöglichen und die Mitglieder untereinander mehr vernetzen. Wir werden selbstverständlich versuchen, dies bei unseren weiteren Veranstaltungsplanungen zu berücksichtigen.
Neue Augsburger Rundschau: Und wie gehts nun mit eurer Ecke-Galerie ohn Galeristen weiter?
Jana Schwindel: Zum Thema Zukunft der Galerie wünscht sich die deutliche Mehrheit unserer Mitglieder mehr Präsenz der Mitglieder. Sowohl in der Galerie selbst, als auch bei den dort stattfindenden Ausstellungen. Die Tendenz war klar: Die Ecke Galerie muss die Ecke Galerie bleiben. Ohne irgendwelche Zusätze. Die Mehrheit war dafür, die Ecke Galerie als Verein weiterzuführen, mit einer Art Geschäftsstelle vor Ort. Ob dies finanziell darstell- und umsetzbar ist, kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht abschätzen. Fest steht, wir werden mit Sicherheit das ein oder andere Gespräch führen müssen, bevor wir ein finales Nutzungskonzept für die Galerie erarbeitet haben. Viele Faktoren müssen dabei bedacht werden.
Neue Augsburger Rundschau: Gut, aber in den nächsten Tage und Wochen?
Jana Schwindel: Für die nächsten Monate sind wir aber erst einmal Safe. Die Frau von unserem 2. Vorsitzenden, Chiara Padovan, wird für die nächsten Monate das Management der Galerie übernehmen. Dafür sind wir ihr sehr dankbar.
Neue Augsburger Rundschau: Kommen wir zu eurer traditionellen Jahresausstellung Kleines Format.
Jana Schwindel: 77 Künstlerinnen und Künstler haben insgesamt 145 Arbeiten eingeliefert.
Neue Augsburger Rundschau: Gabs auch Auszeichnungen?
Jana Schwindel: Ja, die Jury bestehend aus Nanna Gronborg, Monika Schultes, Sebastian Lübeck, Dr. Werner Lutz, Thomas Sing, Dr. Oliver Kautz und meinereins, hat einen Preis verliehen. Die Entscheidung in diesem Jahr ist uns wirklich nicht so leicht gefallen. Es gab schon Jahre, da waren wir schneller und die Ergebnisse eindeutiger. Was dafür spricht, dass wirklich viele und auch qualitativ sehr gute Arbeiten eingereicht wurden.
Neue Augsburger Rundschau: Wer bekam einen Preis?
Jana Schwindel: Christofer Kochs und Smione Pohl haben für ihre Ausstellungsstücke einen Preis erhalten. Beide Gewinnerarbeiten setzen sich mit spirituellen, beinahe mystischen und philosophischen Themen auseinander. Aber um das Rätsel zu lüften:
Christofer Kochs: "Belichtung des Jetzt". |
Für seine zwei Arbeiten Belichtung des Jetzt, Nachhängen 1 + 2 erhielt Christofer Kochs den Preis der Arno Buchegger Stiftung 2024. Er ist wieder Ecke-Mitglied geworden.
Neue Augsburger Rundschau: Was kann über seine ausgezeichnete Kunst gesagt werden?
Jana Schwindel: Seine Arbeit Belichtung des Jetzt bleibt dem Betrachter rätselhaft. Belichtung kennt man ja aus der Fotografie, aus der Druckgrafik oder der Architektur. Physikalischer/Chemischer Prozess. Lichtempfindliche Schicht. Belichtungszeit. Zeitlichkeit: des Jetzt. Nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart. Die Figuren sind in die Farbe eingeschrieben. Wirklich tolle Arbeiten. Den Preis hat er sich wirklich verdient.
Neue Augsburger Rundschau: Und Simone Pohl, wofür hat sie einen Preis bekommen?
Simone Pohl (früher Ay) und ihr kreativer Schmuck. |
Jana Schwindel: Für die Schmuckarbeit Glücksgefährte. Simone Pohl ist seit 2009 Mitglied Künstlervereinigung die Ecke Augsburg. Die Jury freute sich, nach langer Zeit auch einmal wieder Schmuckkunst zu prämieren. Erst gestern Nacht habe ich eine Doku darüber gesehen, wie unglücklich die Menschen seit der Coronapandemie geworden sind. Einsam, depressiv, überfordert. Immer auf der Suche nach dem Glück. Auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Auf der Suche nach sich selbst. Simone Pohls Glücksgefährte ist beinahe schon ein Glücksbringer, ein Talisman. Ein Gegenstand, dem Zauberkräfte und Glück bringende und Unheil abwendende Eigenschaften zugeschrieben werden. An einer Kette kann dieser Gefährte ganz nah am Körper, an der Brust, getragen werden. Immer ganz nah bei einem. Wie ein Gefährte. Einen Glücksgefährten können wir in diesen krisengeprägten Zeiten wirklich alle gut gebrauchen. Ich kann noch erwähnen, dass Simone Pohl die Tochter des bekannten Augsburger Grafik Designers Hermann Ay ist, der das Erscheinungsbild der Städte Augsburg und Ulm entwarf und auch die grafische Ausstattung der Olympischen Spiele 1972 in München für den Veranstaltungsort Augsburg, sowie die Olympiamedallien in Gold und Silber für Augsburg.
Monika Schultes. |
Neue Augsburger Rundschau: Von wem stammt das Motiv für die Einladung zur Ausstellung Kleines Format?
Jana Schwindel: Monika Schultes hat das Motiv zur diesjährigen Einladung geliefert hat – das kleine pinke Quadrat kann übrigens auch in unserer Ausstellung erworben werden. Übrigens will ich erwähnen, dass Sebastian Lübeck und Nanna Gronborg die Ausstellung gehängt haben, das ist auch immer viel Arbeit.
Neue Augsburger Rundschau: Liebe Jana, wir danken für das Gespräch.
Die Ausstellung "Kleines Format" läuft noch bis 20. Dezember 2024
Ort: Ecke-Galerie, Elias-Holl-Platz 6, Augwsburg
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 12:00 bis 18:00 Uhr
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Zur Person Jana Schwindel
Jana Schwindel wurde 1991 in Augsburg geboren. Studium der Kunst- und Kulturgeschichte und der Kunstpädagogik an der Universität Augsburg. Das Medium Papier durchdringt ihre Arbeiten auf differente aber grundlegende Weise. Neben Fotografie, Collage und Druckgrafik arbeitet sie seit einigen Jahren intensiv mit dem Papierschnitt.
Inhaltlich wie motivisch setzten sich ihre Arbeiten mit unserer komplexer werdenden und sich stetig beschleunigenden heterogenen Lebenswelt auseinander und bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Technik, Kultur und Natur – also dem Artifiziellen, vom Menschen Geschaffenen einerseits und dem Gegebenen andererseits. So können einige Papierarbeiten von beispielsweise gotischer oder industrieller Architektur, Landkarten oder technischen Strukturen inspiriert sein, während sich andere wiederum auf Pflanzen- oder Zellstrukturen beziehen.
Werk von Jana Schwindel |
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