La Cenerentola: Rossinis schwungvolle Oper verwebt viele Schicksale!

 


Es ist ein farbenfrohes und munteres Spektakel, diese Rossini-Oper "La Cenerentola", die mit flotter Orchestermusik auf der Bühne des Staatstheaters im Martini-Park das Publikum eine wunderbar unterhaltsame Zeit liefert. Es wird gesungen, getanzt, gelacht, gefeiert, getrunken, aber auch intrigiert, verleumdet, betrogen und es werden einige Beleidigungen ausgestoßen und Sprüche geklopft. Regisseur  Manuel Schmitt und die Dramaturgin Sophie Walz schütten bei dieser frech-fröhlichen Inszenierung ein Füllhorn mit tollen Einfällen aus, was das Publikum mit viel Zwischenapplaus begeistert registriert. 




Also, ich bin in diese Rossini-Oper gegangen, weil ich vor einiger Zeit die italienische Stadt Pesaro besucht habe. In dieser Stadt am Meer bin ich überall dem Komponisten Gioachino Antonio Rossini begegnet, der dort im Jahre 1792 als Sohn von musikalischen Eltern geboren wurde. Von der Torte, über Tassen, Küchenschürzen, Büchern und Lokalen, die nach ihm benannt sind, schmückt sich Pesaro mit Rossini. Sehr schön gestaltet und informativ ist das dortige moderne Rossini-Museum mit bestem Infotainment, ausgestattet mit viel Opern-Musik und -Bildern. Hat mich sehr beeindruckt und auf Rossini und seine Musik erstmals so richtig aufmerksam gemacht. Und ich las davon, dass Pesaro jährlich ein Opern-Festival veranstaltet, benannt nach Rossini.

Nachdem ich mitbekommen habe, dass in Augsburg die Rossini-Oper "La Cenerentola" aufgeführt wird, bin ich hingegangen. Und habe es nicht bereut. War Amüsement pur.

In der Rossini-Stadt Pesaro ist auch ein Strand, benannt nach dem berühmten Opern-Sänger
Luciano Pavarotti, zu entdecken. Pavarotti besaß in Pesaro eine Villa in die er sich gerne zurückzog,
um kreativ zu sein.


Die Räume auf der Bühne im Augsburger Martini-Park werden von Bühnenbildner Bernhard Siegl immer wieder mit herabhängenden Wänden - die von allen Seiten kamen - geschickt auf- und unterteilt. Viele Räume vom Festsaal im Schloss bis zum Wohnzimmer des verarmten Barons Don Magnifico von Montefiascone werden so faszinierend produziert und präsentiert.


Der versteinerte Opern-Komponist in seinem Museum in Pesaro.

Wunderschön anzusehen sind die Kostüme, die Dinah Ehm entworfen hat. Eine wahre Augenfreude. Bunt, bunt, bunt und kreativ und ausgefallen. Natürlich dachte ich bei ihrem Namen auch an ihren Vater Urban Ehm, den ich für seine hintersinnige Kunst bewunderte. Dinah Ehm verwandelt die Menschen auf der Bühne in wandelnde Kunstwerke und ihre Stoffe strahlen krass Sehnsucht aus. Sehnsucht nach Liebe und  Sehnsucht nach einem guten Leben. Natürlich steckt auch das Motiv von "Kleider machen Leute" in dieser Rossini-Oper. Zu beobachten beim Bäumchen-wechsle-dich-Spiel von Herr und Diener. 

Aber nicht hauptsächlich, empfand ich. Wobei heutzutage es oft nicht mehr die Kleidung ist, durch die man die Menschen und ihre Position und ihren Reichtum erkennen kann. 

Es sind  die Geschichten, der Stoff von der Sehnsucht nach einem  glücklichen, erfüllten Leben, die hier miteinander verwoben werden. Das verbindet die Palermitanerin der Rahmenhandlung, die am Webstuhl in Augsburg ihr Glück, ihren Reichtum, ihre Selbstverwirklichung sucht, mit der Hauptfigur im Stück. Das verbindet sie mit den anderen Weberinnen, die auf ihren Koffern sitzend, nur angedeutet werden.

Was am Ende siegt, ist die Liebe und die eigene Schaffenskraft. Das Leben wird so gewebt, und der Stoff endet nie.


Im Souvenir-Laden in Pesaro:
Der Feinschmecker Rossini als Koch.

Die Lichtkompositionen von  Marco Vitale ließen die Handlungen und Orte auf der Bühne, wenn es sein musste, zu einem sonnig-strahlenden Platz irgendwo zwischen Paradies und Nirwana werden.  

Die Handlung ist dem Aschenputtel-Märchen-Stoff nachempfunden: Angelina, genannt Cenrentola, ein in ihrer Familie zu Unrecht ausgenutztes und geplagtes Mädchen, steigt zur Gattin eines verständnisvollen und gerechten Königs auf. Das wollen ihre beiden Stiefschwestern verhindern, da sie gerne den König heiraten wollen, was auch den Plänen ihres verschuldeten Vaters entspricht. 


Hinweis im Rossini-Museum auf die berühmteste Oper des Musikers aus Pesaro:
"Der Barbier von Sevilla".

Ganz besonders tief trafen mich im Herz die gezeigten Filmaufzeichnungen mit der italienischen Gastarbeiterin aus Palermo, die in der Augsburger Textilindustrie arbeitete und davon erzählt. Diese Idee hat ein Extra-Lob verdient. Kommt wohl daher, weil ich mal Textilkaufmann in der Neuen Augsburger Kattunfabrik (NAK) gelernt habe, bevor ich mit meinen Freunden das erste Augsburger Stadtmagazin "Lueginsland" aufmachte. In dieser Stoffdruckerei, wo heute die City-Galerie steht, lernte ich die italienischen Gastarbeiter-Familien kennen, die ich in der Jakober Vorstadt auch als hilfreiche Nachbarn schätzen lernte.



Geschäfte mit Rossini in Pesaro.
 
Die Sängerinnen und Sänger dieser heiteren Oper sind hervorragend besetzt und stimmlich ein Genuss. Keine und keiner kann besonders hervorgehoben werden. Alle erfüllten ihre Rolle optimal. Auch ihr Zusammenspielt lässt keinen Wunsch offen. Besser gehts nicht. Auch das schauspielerische Können der Sängerinnen und Sänger ist Tiptopp. Wenn Clorinda und Tisbe, die zwei streitstüchtigen Stiefschwestern von Angelina, herumzicken und sich gnadenlos zoffen, ist das eine Portion Extravergnügen. 

Den Herrenchor des Staatstheater Augsburg, die Herren des Extrachores des Staatstheater Augsburg verwöhnen mit ihrem voluminösen Gesang das Publikum und wickeln es voll ein.


Beim Philharmonischen Orchester des Staatstheaters, unter der musikalischen Leitung von Ivan Demidov, ist zu spüren, dass ihnen die quirlig-schönen Tönen von Rossini viel Spaß machen. Das ist kein kitschiger Sound, das ist der Klang der Vorfreude auf eine wunderbare Zukunft.

Im Theater von Pesaro steht Rossini.




Bericht und Fotos aus Pesaro: Arno Loeb
Fotos im Theater: Jan-Pieter Fuhr


Weitere Termine zu "La Cenerentola"

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Angelina Ekaterina Aleksandrova
Ramiro Manuel Amati / Claudio Zazzaro
Dandini Nicola Ziccardi / Wiard Witholt
Magnifico Shin Yeo
Clorinda Olena Sloia
Tisbe Luise von Garnier / Natalya Boeva
Alidoro Avtandil Kaspeli


Musikalische Leitung Ivan Demidov
Einstudierung der Chöre Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek

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