Augusta Bräu: Macht aus dem alten Brauhaus eine Eishalle!


Fassade mit kaputter Leuchtschrift.



Oder soll man warten, bis der Schornstein einstürzt?


In der Jakober Vorstadt von Augsburg vollzieht sich seit Jahren ein lautloses Drama: Der Verfall der altehrwürdigen Augusta-Brauerei. Am Rande der Innenstadt lässt sich hier seit 2010, als der Brauereibetrieb eingestellt wurde, auf schon schier tragikomische Weise veranschaulichen, welchen "Wert" ein Grundstück samt Industriebrache hat - sichtbar nämlich keinen, außer, man ist Antiquitätenliebhaber oder sturköpfiger Immobilienbesitzer.

Es ist nicht nur eine Schande, es ist ein Skandal. Die Eigentümer (die Familie E.) wollten und wollen, dass hier eine Wohnbebauung stattfindet - mehrstöckig, fast in Höhe der Jakobskirche. Geht aber nicht - die Jakober Vorstadt ist nicht Manhattan, sondern eher die Bronx von Augsburg. Also sitzt man die Sachlage wohl aus nach dem Motto: Manche Probleme lösen sich von selbst, man darf sie dabei nur nicht stören. Und Wohnungen in dieser ständig lauten Ecke, wo alle paar Minuten ein Polizei- oder Rettungsfahrzeug über die Stadtautobahnen Pilgerhausstraße und Jakober Straße vorbeiheult?! Ein definites no go. Und die Feinstaub-Belastung weit über dem Limit liegt?! Dito.

Schräger Brauerei-Schlot


Was hört man von der Politik? Was hört man seitens der Behörden? Das Stadtplanungsamt, das Hochbauamt und das Quartiermanagement - im politisch aufgeklärten Volksmund auch das "Triumvirat der Ahnungslosen" genannt - hüllen sich in aktives Schweigen. Eine Lobby für das dringend sanierungsbedürftige Scherbenviertel Lauterlech gibt es nicht, und wird es leider auch dann nicht geben, wenn der schon sehr schräge Brauereischlot das Zeitliche segnet. Noch aber steht er als Sinnbild einer weitestgehend ebenso schiefen Stadtpolitik.

Revolutionäres


Was also tun? Ich habe mehrmals versucht, mit Herrn Peter E. ins Gespräch zu kommen. Keine Antwort getreu der typischen Augsburger Kommunikations-Verhaltensweise: "I sag Ihne bloß oins, i sag do nix." Also dann eben auf diesem Wege: Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass hier ein Sportgelände entsteht - für das Stadtviertel mit einer hochgradig durchmischten und auch jungen Bevölkerung bestimmt nicht das Verkehrteste. Eine Eishalle im alten Sudhaus, dazu mehrere kleine Sporthallen, eine gutbürgerliche Gastronomie mit einem Augusta-Biermuseum (früher gab es auf dem Gelände auch die wunderbare Jakober Kirchweih), und dazu viel Grün. Hier böte sich ideal eine Vertical-Farming-Bauweise an, einfach etwas Neues und für Augsburg schon schier Revolutionäres. Und das alles hätte einen regelmäßigen Zulauf; zusammen mit den Nachbarn Fuggerei und Kahnfahrt ergäbe dies eine enorme Aufwertung.

Vielleicht 2025, zum 15jährigen Stillstands-Jubiläum. Na dann, Prost. Auf ein gutes Neues.
Man darf ja schon mal vorsorglich träumen.



Text: Wolfgang Taubert
Journalist und Werbefachmann

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