Hilfe! Gruselige Geister unter uns! Neue Ausstellung in der Kiste! Nix für Ängstliche!

Gruselige Puppengeister in der Sonderausstellung der Kiste.
(Foto: Lina Mann)


Zeit für Geister - Von Ahnen und Naturwesen
Sonderausstellung in der Kiste / Für die ganze Familie
27. Februar 2025 bis 14. September 2025

Das Augsburger Puppentheatermuseum öffnet die Tore zu den Geisterwelten, geheimnisvolle Gestalten warten dort. Seit jeher üben sie eine große Faszination auf die Menschen aus, denn die Welt der Geister ist facettenreich. Die Geister treten in unzähligen Erscheinungsformen und Vorstellungswelten auf. So auch im Puppentheater.

Wo man sich vom Geist keinen Begriff mehr machen kann, hilft das Puppenspiel der Fantasie auf die Sprünge und verleiht den schaurigen Wesen eine Gestalt. Die neue Sonderausstellung „Zeit für Geister“ nimmt Ahnen- und Totengeister auf der einen sowie Naturgeister auf der anderen Seite in den Blick und spiegelt die Vielfalt der Geister-Arten und ihre Repräsentation im Puppenspiel wider. Anhand von Leihgaben aus nationalen und internationalen Puppentheatern zeigt sich, wie Geistergeschichten lebendig werden und welch schaurig-schöne und faszinierende Geister-Gestalten das Puppenspiel hervorbringt.

So treiben freche Kobolde, zauberhafte Feen, ein kopfloser Ritter, Gestalten aus der Unterwelt und fantastische Waldgeister in der „Kiste“ ihr Unwesen. Weitere Exponate aus anderen Museen, wie dem Museum Oberschönenfeld und der Südsee-Sammlung Obergünzburg, erlauben einen interdisziplinären Exkurs zum Ahnen- und Totenkult in unterschiedlichen Kulturen. In einer KI-animierten Ahnengalerie werden bedeutende Vorfahren aus der Stadt Augsburg wieder zum Leben erweckt: Alle Wagemutigen können Kontakt mit der Geisterwelt aufnehmen und sich von Jakob Fugger, Elias Holl und Walter Oehmichen von deren Wirken erzählen lassen.

Den Vorfahren auf der Spur ist auch das Begleitprogramm: ein Workshop vom Stadtarchiv Augsburg und ein Vortrag vom Fuggerarchiv gewähren Einblicke in die Ahnenforschung. In einer „Geisternacht im Museum“ geht es mit Taschenlampen bewaffnet auf Geisterjagd in der Ausstellung. Und das Theater „Die Prinzenbude“ ist mit dem Stück „ELFI in GEFAHR“ zu Gast in der „Kiste“ und liefert Inspiration für einen anschließenden Workshop mit dem Umweltbildungszentrum Augsburg, in dem kleine Naturgeister aus Naturmaterialien entstehen.

Vampir-Marionette in der Sonderausstellung.
Foto: Lina Mann






Die Geister der Toten

Die Welt der Geister ist facettenreich. Seit jeher übt sie eine große Faszination auf die Menschen aus. Geister sind nicht greifbar, nicht eindeutig definierbar. Grundsätzlich lassen sich Geister als feinstoffliche, im materielle bzw. körperlose oder mit einem weniger dichten Körper ver sehene Wesen teils mit übermenschlichen Fähigkeiten und eigenem Wil len beschreiben. Sie sind unsichtbar oder zuweilen sichtbar und erscheinen dann in vielerlei Gestalt: Unspezifisch als neblige, wolkenartige, schattenhafte, transparente Gebilde, Lichter sowie Lichteffekte oder auch in mythischer, Tier- oder Menschengestalt, beispielsweise als Abbild einer verstorbenen Person. Ein Geistwesen, das Menschen in irgend einer Weise erscheint oder umherspukt, wird auch als Gespenst bezeichnet, im engeren Sinne sind Gespenster nur die erscheinenden Geister der Toten.

Geisterhafte Wesen werden auf verschiedene Weise wahrgenommen; sie können gesehen, gehört, gerochen, gefühlt oder geahnt wer den. Durch die Wahrnehmung werden Geister auch zum Teil der Wirklichkeit. Die Grenze zwischen Mythos und Realität kann hier nicht eindeutig gezogen werden – die Frage nach der realen Existenz von Geistern stellt sich der Wissenschaft nicht. Da Menschen, früher wie heute, von Geistererscheinungen berichten, existieren Geister auf gewisse Art und Weise. Es gibt sie in den Köpfen der Menschen, die an sie glauben, und sie bestimmen deren Denken und verhalten mit.

Der Geisterglaube ist seit Jahrtausenden in vielen Kulturen und Religio nen weltweit verbreitet. In vielen prämodernen Gesellschaften herrschte traditionell ein kollektiver Geisterglaube, der sich insbesondere in Formen des öffentlichen Kultus niederschlug. Diese Traditionen schreiben sich in einigen Kulturen bis heute fort, so beispielsweise im Ahnenkult im chinesischen Volksglauben oder in polynesischen Religio nen. In Europa verlor der Geisterglaube mit der Aufklärung an Plausibilität und er verschwand aus dem kollektiven Volksglauben. Dennoch lebte die Bereitschaft, an Geister zu glauben, fort. Eine moderne Form des Geisterglaubens ist der Spiritismus, der um 1850 entstand und dem ein Seelenglaube zugrunde liegt. Er geht davon aus, dass die Seelen der Verstorbenen zu Geistern werden und in einer jenseitigen Welt weiterexistieren. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Totengeister auch im Diesseits in Erscheinung treten. Durch ein Medium oder in Séan cen soll eine direkte Kontaktaufnahme mit den Toten möglich werden.

Skelette mit Charakter in der Sonderausstellung.
Foto: lima423



Die universelle Bedeutung von Geistern im Kontext unterschiedlicher Kulturen differenziert den Begriff von der Geisterwelt weiter aus. Es gibt Geister, die über Kulturgrenzen hinweg ihr Unwesen treiben, aber auch regionale und lokale Geistwesen. Sie treten in ihren tausendfachen Er scheinungsformen in unzähligen Vorstellungswelten auf. Eine einheitliche Auffassung von ihnen gibt es nicht. Sie geistern überall auf der Welt umher – auch im Puppenspiel. Geister und Gespenster sind ein vielgesehenes Motiv im Puppentheater. Puppen bieten eine die Möglichkeit, all die Geister auf die Bühne zu rufen, und dem Ungreifbaren eine Gestalt zu verleihen. Wo man sich vom Geist keinen Begriff mehr machen kann, hilft das Puppentheater der Fantasie auf die Sprünge. Vor diesem Hintergrund nimmt die neue Sonderausstellung im Augsburger Puppentheatermuseum die Besucherinnen und Besucher mit in die Welt der Geister. Die Schau „Zeit für Geister – Von Ahnen und Naturwesen“ zeigt anhand von Leihgaben aus unterschiedlichen nationalen und internationalen Puppentheatern, wie das Puppenspiel Geistergeschichten lebendig wer den lässt, den immateriellen Wesen Materialität verleiht und welche Vielfalt an schaurig-schönen und faszinierenden Gestalten es hervor bringt.

Eine einheitliche Kategorisierung von Geister-Typen ist nicht möglich. Die Ausstellung greift auf die grundlegende Unterscheidung zwischen Geister menschlichen und nichtmenschlichen Ursprungs anhand der Gegenüberstellung von Ahnen- sowie Totengeistern und Naturgeistern zu rück. Beim ersten Typus handelt es sich um die Geister verstorbener Menschen bzw. der Vorfahren, bei der zweiten Gruppe um Geistwesen, die unabhängig vom Menschen ihren Aufenthaltsort in der Natur haben oder deren Seele sind. Naturgeister umfassen Geister von Tieren und Pflanzen, wie Baumgeister, und sind insbesondere die Elementargeister: Feuergeister, Erdgeister, zu denen die Kobolde mit den Zwergen und Gnomen oder allgemein Berg- und Waldgeister zählen, Wassergeister, wie Wassermänner oder Nixen, und Luftgeister, wie Elfen und Feen. Da neben sind auch Hausgeister in der Ausstellung vertreten. Diese haben sich aus den Naturgeistern entwicmkelt, indem sie Einzug in die Häuser von Menschen nahmen und dort nun in verschiedenen Erscheinungsarten spuken.

Ein Geisterreiter auf dem Drachen?
Foto:Lina Mann


Die Ausstellung soll die Vielfalt der Geister-Arten und ihre Repräsentation im Puppenspiel widerspiegeln. So lassen sich neben verstorbenen Seelen aus dem Stück „Der Mond“ vom Theater der Nacht in Nort heim, dem „Kopflosen Ritter“ aus dem Naiven Theater in Liberec, Tschechien, und einigen Spukgespenstern aus der Augsburger Puppenkiste, wie „Das kleine Gespenst“ oder die „Geister der Weihnacht“ auch viele fantastische Naturwesen entdecken. Feen, Wichtel und Elfen aus dem Hohenloher Figurentheater, Baumgeister aus dem Düsseldorfer Marionettentheater, Geistwesen aus „Dem Wald, von dem wir träumten“ vom Puppenspieler Christoph Bochdansky aus Wien, der Goggolori aus dem Münchner Marionettentheater und viele mehr stehen in der Schau im Rampenlicht.

Neben Figuren aus dem Puppentheater ermöglichen anderweitige Expo nate einen interdisziplinären Exkurs. In Zusammenarbeit mit dem Lehr stuhl Ethnologie der Universität Augsburg gibt die Ausstellung einen Ein blick in die Bedeutung des Geisterglaubens in unterschiedlichen Kulturen und dessen Manifestation in kulturellen Praktiken. Anhand von Leihgaben aus dem Maskenmuseum in Diedorf, dem Museum Oberschönenfeld, der Südseesammlung Obergünzburg und dem Museum für Sepulkralkultur in Kassel werden Brauchtümer und Riten aus den Bereichen des Geister- oder Ahnen- und Totenkults in der regionalen Kultur sowie in afri kanischen und melanesischen Gesellschaften beleuchtet. Verschiedene Masken, Haarbilder, ein Sargmodell und Ahnenfiguren zeigen die kultische Auseinandersetzung mit der Geisterwelt und machen die Verbundenheit mit den Ahnen symbolisch sichtbar.

Die Bedeutung verstorbener Ahnen im Diesseits oder ihr Einfluss auf die Welt der Lebenden ist ein zentraler Aspekt der Ausstellung. Lebende und Totengeister verbindet ein komplementäres Verhältnis: Ohne die Fürsorge der Vorfahren konnten die Lebenden nicht bestehen, ohne stetes Gedenken und den Ahnenkult, würden die Toten gänzlich in Vergessenheit geraten. Anhand einer neu entwickelten Medienstation zeigt die Ausstellung, welche Bedeutung Ahnen- und Totengeister für die Gegenwart haben, wie das Vergangene heute unser Leben und Handeln beeinflusst und dabei hilft, heutige Verhältnisse zu begreifen und sich darin zu orientieren.

Dazu erscheinen in einer KI-animierten Ahnengalerie drei Geister von Verstorbenen, die eine besondere Bedeutung für die Stadt Augsburg oder die Augsburger Puppenkiste haben, in der Ausstellung: Jakob Fugger, Elias Holl und Walter Oehmichen. Ersterer wird im Rahmen einer Kooperation mit den Fuggerschen Stiftungen anlässlich des Gedenkjahrs zum 500. Todestag von Jakob Fugger 2025 in den Blick genommen. Die drei Ahnen werden in der Ausstellung lebendig - die Besucherinnen und Besucher können Kontakt mit der Geisterwelt aufnehmen und sich von den drei Protagonisten von deren Wirken erzählen lassen.

Die Kommunikation mit Geistern steht auch im Spiritismus im Fokus. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg nimmt die Ausstellung auch dieses Thema in den Blick. Zudem wird das Phänomen der Geisterfotografie beleuchtet und es gibt noch weitere spannende Fakten rund um die Themen Geistererscheinungen und Spukgeschichten zu entdecken.

Auch das Rahmenprogramm lädt auf vielfältige Weise dazu ein, sich in die Welt der Geister und der Ahnen zu begeben. So geht es in der geführten Tour „Geisternacht im Museum“ mit Taschenlampen bewaffnet auf Geisterjagd in der Ausstellung. Das Theater „Die Prinzenbude“ nimmt gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum Augsburg die teilnehmenden Kinder mit zu einem „Abenteuer unter der Baumwurzel“ – das Theaterstück „ELFI in GEFAHR“ erzählt zunächst eine spannende Ge schichte von Waldwesen, Elfen und Hakelmännchen und liefert Inspiration für einen anschließenden Workshop, in dem Figuren aus Naturmaterialien entstehen.

Marionetten in der Sonderausstellung "Zeit für Geister".
Foto: Lina Mann


Erwachsene können sich auf die Spuren der Vorfahren begeben: Mario Felkl vom Stadtarchiv Augsburg bietet in der „Kiste“ einen Workshop zur Einführung in die Ahnenforschung an und nimmt dabei auch Quellen zu Bewohnern des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals in den Blick, in dem sich die Augsburger Puppenkiste heute befindet. Im Rahmen der Kooperation zum Gedenkjahr zum 500. Todestag von Jakob Fugger gibt auch das Fuggerarchiv Einblicke in seine Forschungsarbeit. Archivar Dr. Stefan Birkle beleuchtet in einem Vortrag die Überlieferungen zu Lebensgeschichten ehemaliger Fuggereibewohner anhand spannender Quellenbeispiele.

Das Augsburger Puppentheatermuseum öffnet die Tore zur Geisterwelt: geheimnisvolle Gestalten warten dort. Geister sind nicht eindeutig definierbar und üben seit jeher eine große Faszination auf die Menschen aus. Es gibt sie in unzähligen Erscheinungsformen und Vorstellungswelten, so auch im Puppentheater. Wo man sich vom Geist keinen Begriff mehr machen kann, hilft das Puppenspiel der Fantasie auf die Sprünge und verleiht dem Ungreifbaren eine Gestalt.

Zeit für Geister“ also auch im Augsburger Puppentheatermuseum – die neue Sonderausstellung nimmt Ahnen- und Totengeister auf der einen sowie Naturgeister auf der anderen Seite in den Blick und spiegelt die Vielfalt der Geister-Arten und ihre Repräsentation im Puppenspiel wider. Anhand von Leihgaben aus nationalen und internationalen Puppentheatern zeigt sich, wie Geistergeschichten lebendig werden und welch schaurig-schöne und faszinierende Wesen das Puppenspiel hervorbringt.

Exponate anderer Museen zum Ahnen- und Totenkult in unterschiedlichen Kulturen beleuchten, wie sich der Geisterglaube in kulturellen Praktiken manifestiert.

Eine KI-animierten Ahnengalerie erweckt bedeutende Vorfahren aus der Stadt Augsburg wieder zum Leben: Alle Wagemutigen können Kontakt mit der Geisterwelt aufnehmen und sich von Jakob Fugger, Elias Holl und Walter Oehmichen von deren Wirken erzählen lassen.

Den Vorfahren auf der Spur ist auch das Begleitprogramm: ein Workshop vom Stadtarchiv Augsburg und ein Vortrag vom Fuggerarchiv gewähren Einblicke in die Ahnenforschung. In einer „Geisternacht im Museum“ geht es mit Taschenlampen bewaffnet auf Geisterjagd in der Ausstellung. Und das Theater „Die Prinzenbude“ ist mit dem Stück „ELFI in GEFAHR“ zu Gast in der „Kiste“ und liefert Inspiration für den anschließen den Workshop mit dem Umweltbildungszentrum Augsburg, in dem Natur geister aus Naturmaterialien entstehen.

Foto: Lina Mann

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Die Exponate in ihren Kisten

Lilalu im Schepperland – Hokuspokus um Lilalu

Augsburger Puppenkiste

Ruhe und Frieden sind wieder in Melodanien eingekehrt, seit Pimpernell und Lukulla die böse Synkopia besiegt haben. Nur die zu Blech erstarrte Hexe, die wie eine Statue mitten in Melodanien steht, erinnert noch an die Aufregung, die vor einiger Zeit im Land herrschte. Pimpernell und Lilalu haben sich mittlerweilen in einander verliebt. Der Hofküchenwichtel, der seit kurzer Zeit Herrscher über sein herbeigezaubertes Land Schlaraffia ist, möchte gerade um die Hand der Prinzes sin anhalten, als die Hexe plötzlich verschwindet. Ihr ergebener Diener Ulox und der rote Kobold haben sie wiederbelebt, und zu allem Übel fehlt auf einmal auch jede Spur von der Zauberessenz. Erneut müssen sich die Bewohner Melodanies vor Synkopia fürchten und Pimpernell muss sich zusammen mit Lukulla in weitere Abenteuer stürzen.

Hintergrundinfos: Nachdem am 23., 24., 26., 30., 31. Juli und 1. August 2001 die sechs Folgen der ersten Staffel wiederholt worden waren, folgten die sieben Folgen der Fortsetzung je zwischen 10:15 und 10:45 Uhr im Ersten. Die Serie wird hier als Lilalu im Schepperland – Hokuspokus um Lilalu betitelt, obwohl in Vor- und Abspann lediglich Lilalu im Schepperland zu lesen ist. Hokuspokus um Lilalu ist der Arbeitstitel der zweiten Staffel und war als solcher unter anderem auf der Webseite zur Serie zu lesen.

Erstausstrahlung: 2001
Buchvorlage: Frei nach „Book of Brownies“ von Enid Blyton 

Puppenbau: Hannelore Marschall-Oehmichen, Jürgen Marschall, Andreas Becker

Regie: Axel Schulz
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
Mehr Infos hier.


Lilalu.
Foto: Magic Motion Filmproduktion München.

Lilalu.
Foto: Magic Motion Filmproduktion Münche.

  
Lilalu.
Foto: Magic Motion Filmproduktion München.



Bistro-Fenster

Der Sandmann

Nach E.T. A. Hoffmann
Koproduktion mit der Augsburger Puppenkiste
VR-THEATER@HOME
ab 26.09.2024

Die neue vr-theater@home-Inszenierung »Der Sandmann« nach E.T.A. Hoffmanns schauerromantischer Erzählung ist eine Koproduktion des Staatstheaters Augsburg mit der Augsburger Puppenkiste. Schauspiel und Puppenspiel treten in dieser Theaterproduktion für Virtual Reality-Brillen aufs Interessanteste miteinander in Verbindung.

E. T. A. Hoffmann veröffentlichte im Jahr 1816 den Schauerroman »Der Sandmann«. Dessen Protagonist Nathanael lebt in wachsender Furcht vor dem mysteriösen Coppola. Er ist sich sicher, dass es sich bei diesem um den bösen Sandmann handelt, der ihm die Augen ausstechen will.

Regisseur Florian Moch präsentiert diese Geschichte, bei der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, in eigener Fassung und als erste Koproduktion zwischen der Augsburger Puppenkiste und der Digitalsparte am Staatstheater Augsburg.

Inszenierung, Textfassung & Puppenbau: Florian Moch Bühne & Kostüme: Amelie Seeger
Musik: Stefan Leibold
Dramaturgie: Vera Gertz
Technische Realisation: Benjamin Seuffert
Produktionsleitung: Lukas Joshua Baueregger

Clara, Olimpia: Katja Sieder
Nathanael: Julius Kuhn
Spalanzani, Puppenspieler Olimpia: Andreas Ströbl Coppelius, Coppola, Puppenspieler Nathanael & Vater: Stefan Schmieder
Vater (Stimme): Klaus Müller
Erzählerin (Stimme): Mechthild Großmann

Der Sandmann vom Staatstheater Augsburg.
Foto: Jan-Pieter Fuhr.

 
Zeit für Geister – Von Ahnen und Naturwesen

Sonderausstellung: 27. Februar bis 14. September 2025

Willkommen in der mysteriösen Welt der Geister. Darin tummeln sich Kreaturen, die nicht greifbar und nicht eindeutig definierbar sind. Im Grunde sind sie feinstoffliche, immaterielle oder körperlose Wesen, die unsichtbar sein, aber auch sichtbar werden können. Sie erscheinen zum Beispiel als nebelhafte, wolkenartige Gebilde, als Schatten oder Lichter, in mythischer Tier- oder Menschengestalt, oftmals auch als Abbilder verstorbener Personen.

Wo man sich vom Geist keinen Begriff machen kann, hilft das Puppen theater der Fantasie auf die Sprünge. Puppen ermöglichen es, den Wesen eine Gestalt zu geben. Die Sonderausstellung zeigt, wie das Puppenspiel die Vielfalt der Geister und deren Erscheinungsformen repräsentiert. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung zwischen Toten- und Ahnen geistern, den Geistern verstorbener Personen, und Naturgeistern, die nichtmenschlichen Ursprungs sind und deren Aufenthaltsbereich die Natur ist. Geheimnisvolle Ahnen und kopflose Ritter, freche Kobolde und fantastische Waldgeister tummeln sich in der Ausstellung! Wer es wagt, kann in der Ahnengalerie Kontakt zum Jenseits aufnehmen oder einen Blick in ein Spukzimmer werfen.

Der Geisterglaube prägt seit Jahrtausenden viele Kulturen und Religio nen weltweit. Er ist Teil verschiedenster Bräuche und Riten und spiegelt sich insbesondere im Ahnen- und Totenkult wider. Die Ausstellung zeigt Kultobjekte aus unterschiedlichen Kulturen, die die Verbundenheit mit den Geistern und Ahnen symbolisch sichtbar machen.

Die Zeit für Geister beginnt jetzt!




Wettergeister aus „Die Wetterorgel“

Augsburger Puppenkiste

Eines Tages wird der Kirchenorganist Quallus vom Pfarrer ertappt, als er den Opferstock der Gemeinde zu stehlen versucht. Eine fristlose Kündigung ist die Folge. Noch erbost über seine Entlassung geht der Musiker einen Pakt mit den Wettergeistern ein, die ihn für ihre düsteren Pläne anheuern wollen. Die Wettergeister händigen Quallus verschiedene Notenblätter mit Melodien aus, die das Wetter beeinflussen können. Nacht für Nacht spielt der Organist fortan in einer alten im Wald gelegenen Kapelle die düsteren Kompositionen und über das Land Mandolien brechen die schrecklichsten Unwetter seit Menschengedenken herein. Die Wettergeister werden mächtiger und mächtiger und nur ein Monat Sonnenschein kann sie wieder ihrer entsetzlichen Macht berauben. Auch hierzu gibt es eine Melodie: Das Sonnenschein-Konzert! Die Einzigen, die davon wissen, sind eine Schwalbe, ein Bär, ein Bieber und zwei Kinder. Wie dieses Konzert sich anhört, weiß jedoch keiner von ihnen, und die Noten befinden sich in sicherer Verwahrung von Quallus. Doch Lisa, Hannes und die Tiere geben sich nicht so schnell geschlagen.

Hintergrundinfos: Hendrik Crasemann erdachte diese Geschichte speziell für die Augsburger Puppenkiste. Die Wetterorgel erschien nicht als Buch. Vom Hessischen Rundfunk wird das Erststrahlungsdatum des Films mit 12. Mai 1994 angegeben. Tatsächlich wurde der Film aber am 15. März 1989 erstmals übertragen.

Erstausstrahlung: 1989
Buchvorlage: „Die Wetterorgel“ von Hendrik Crasemann Puppenbau: Hannelore Marschall-Oehmichen
Regie: Joseph »Sepp« Strubel
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
Mehr Infos hier.

Der Wettergeist.
Foto: Fotostudio Meile


Dachboden - Installation
Der Mond
Theater der Nacht

Stückinhalt: Ein Märchen über das Leben, den Tod, die Lust und das Leid. Schön, dass wir heute unseren guten alten Mond am Himmel haben! Sonst wäre es ja nachts immer finster. Aber wie ist er da eigentlich hingekommen? Es waren schon sehr besondere Ereignisse, die zu unseren wunder vollen Mondnächten geführt haben. Die Menschen, der Himmel und sogar die Toten sind nicht ganz unschuldig daran, dass Diebe und lichtscheues Gesindel es heute schwer haben in der Nacht. Denn zu Zeiten, als es am Himmel noch keinen Mond gab, die Nächte stockfinster und nur mit klei nen Laternen erleuchtet wurden, stahlen vier Burschen eine große runde Laterne aus dem Nachbarland, die dort Mond genannt wurde. Sie brach ten diese Lampe in ihr eigenes Land und hängten sie an einen großen Baum, dass ihr Licht über alle Felder und Dörfer und sogar in Stuben und Kammern leuchtete. Nun waren sie gemachte Leute, denn als Mondput zer verdienten sie viel Geld. So verging ihr Leben in Saus und Braus und als sie sterben mussten, nahm jeder von ihnen seinen Teil der Lampe mit ins Grab. So kam es, dass die Mondlaterne Stück für Stück von der Erde verschwand und es nachts wieder finster war wie zuvor. Als sich aber die vier Teile der Mondlaterne unter der Erde zusammenfügten, da war es im Totenreich plötzlich hell. Die Welt, die Unterwelt und der Himmel geraten dabei ziemlich aus den Fugen ...

Hintergrundinformationen: Diese Inszenierung entstand in einer ersten Fassung in Zusammenarbeit mit der Kantorei der St. Sixti-Kirche, der Jugendkantorei und einem Laienorchester unter Leitung von Antje Wissemann nach der Oper von Carl Orff. Die Fassung, die im Theater gespielt wird, basiert auf der für das Figurentheater eigens komponierten Musik von Heiko Brockhausen.

Premiere: 2004
Buchvorlage: frei nach einem Märchen der Brüder Grimm Puppenspiel: Heiko Brockhausen, Gudrun Stockmann, Ruth Brockhau sen, Thomas Rump
Puppenbau: Thomas Rump und Heiko Brockhausen
Freundliche Leihgabe: Theater der Nacht
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Der Mond.
Foto: Theater de Nacht

Der Mond.
Foto: Theater der Nacht





Dachboden - Seite

Der Spiegel des Drachen

Theaterhaus Eukitea

Nach seinem erfolgreichen Debüt im Sommer 2013 ist nun der liebens werte Drache Barzun zurück auf der Bühne. Doch diesmal hat ihn der freche Bärenkäfer erwischt. - Au weh! Ihr wisst schon, die kitzelnde Sorte! Die, die sich so himmlisch gern im Bärenfell versteckt (weil das so heeeeeerrlich kuschelig ist), vor lauter Kuschelfreude anfängt wilde Purzelbäume zu schlagen und damit den ar men Bären bis hinter den Jupiter kitzelte. „Moment mal,“ fragt ihr nun bestimmt verwundert „Bärenfell? Aber Barzun ist doch ein Dache!?“ - Stimmt! Doch scheint Barzun tatsächlich ein Bärenfell zu haben (und was für ein herrlich Kuscheliges!). Nur, wie kommt er dazu? Und besonders: Wie, zum feurigen Drachenpups, wird er diesen kitzeli gen Bärenkäfer wieder los? Gott sei Dank fällt da seinem Freund, dem Hirten Salmo, der magische Spiegel ein. Einst hatte Barzun diesen von einer goldlockigen Nymphe als kostbares Geschenk erhalten. Doch der Spiegel scheint ihm diesmal nicht nur den frechen Bärenkäfer zu zeigen ... sondern etwas weitaus Geheimnisvolleres! Eine wundersame Welt öffnet sich vor Barzun und Salmo und für die Beiden beginnt eine abenteuerliche Reise durch Zeit und Raum, hindurch durch die wundersamen Reiche der Fabelwelt, in der sie fantastische Wesen treffen: einen Wind geist, der Husten hat, einen schläfrigen Erdgeist und eine Meerjungfrau

Premiere: 2018
Regie, Text und Idee: Stephan Eckl
Puppenspiel: Michael Gleich
Puppenbau: Daniel Ruf und Michael Gleich
Freundliche Leihgabe: Theaterhaus EUKITEA
Mehr Infos hier.

Der Spiegel des Drachen.
Foto: Marcus Merk



Kiste 1

Georg, das Schlossgespenst

Marionettentheater Schwandorf

Georg Maria Johannes Alexander Benedikt Clemens Nepomuk Paul von Eichelberg zu Eichelberg wurde vor rund 200 Jahren verwünscht und musste fortan als Kindergespenst spuken. Er kann nur von Kindern erlöst werden. Doch alle Kinder lachen ihn aus und niemand fürchtet sich vor seinem Spuk. Für seine Erlösung braucht es Kinder, die ihn ernst nehmen. Georg ist traurig, ganz schrecklich traurig. Da hat sein Freund Heinrich – ein Halbgeist – einen Geistesblitz! Ob es wohl gelingt Georg von seinem Fluch zu befreien?

Premiere: 2020
Text, Bühne und Inszenierung: Raimund Pöllmann
Puppenspiel: Yvonne Böckl, Leo Schiller, Ursula Schiller, Regina Schnee berger
Puppenbau: Christine und Raimund Pöllmann
Freundliche Leihgabe: Marionettentheater Schwandorf
Mehr Infos und Video hier.

Georg, das Schlossgespenst.
Foto: Marionettentheater Schwandorf




Kiste 2

Peterchens Mondfahrt

Augsburger Puppenkiste

Eines schönen Frühlingsabends landet Herr Sumsemann, der letzte aus der Maikäferfamilie der Sumsemänner, im Kinderzimmer von Peterchen und Anneliese. Nachdem er festgestellt hat, dass die Kinder sehr brav sind und ihm nichts Böses tun, erzählt er ihnen die traurige Geschichte vom Verlust des sechsten Beinchens, die seinem Urururgroßvater wider fahren ist. Als ein Holzdieb an einem Sonntag Waldfrevel beging, blieb das sechste Beinchen am Ast einer stürzenden Birke hängen und ging verloren, denn der Dieb wurde zur Strafe von der Nachtfee auf den Mond verbannt. Nur zwei sehr brave Kinder können einem der Sumsemänner wieder zu dem sechsten Beinchen verhelfen. Peterchen und Anneliese sind natürlich sofort bereit zu helfen, aber damit sie den Mond erreichen können muss Herr Sumsemann ihnen zuerst das Fliegen beibringen. Ersten Halt machen die drei auf der Sternenwiese, wo sie das Sandmännchen für ihre Unternehmung gewinnen können. Zu viert setzen sie ihre Reise über die Milchstraße zum Schloss der Nachtfee fort, wohin in dieser Nacht auch alle Naturgeister eingeladen sind …

Premiere: 1952
Buchvorlage: „Peterchens Mondfahrt“ Märchen von Gerdt von Bassewitz 
Puppenbau: Hannelore Oehmichen
Inszenierung: Walter Oehmichen
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
Mehr Infos hier.


Peterchens Mondfahrt.
Foto: Unbekannt



Kleine Kiste (zwischen Kiste 2 und 3)

Der fliegende Holländer

Marionettentheater Bamberg

Der Holländer ist dazu verdammt, auf ewig über die Meere zu fahren. Alle sieben Jahre hat er die Chance auf Erlösung, wenn es ihm gelingt, für sich eine treue Frau zu finden.
Als Senta, Tochter eines norwegischen Kapitäns mit dem Verdammten zusammentrifft, hält sie sich für auserkoren, ihn zu erlösen. Doch Eric, ihr Verlobter, versucht Senta zur Vernunft zu bringen. Fatalerweise kommt in diesem Moment der Holländer dazu, glaubt sich verraten und läßt die Anker lichten. Als er die Bucht von Sandwike verläßt, stürzt sich Senta von der Klippe ihm nach: "treu Dir bis zum Tod". Das Schiff des Holländers versinkt, er selbst schwebt mit Senta zum Himmel.

Hintergrundinformationen: „Der fliegende Holländer“ ist eine Oper von Richard Wagner von 1843 nach dem Inhalt einer niederländischen Sage. Neben der gewaltigen Musik Wagners der Berliner Stadtkapelle, geleitet von Franz Konwitschny, mit den Stimmen von G. Frick, M. Schech, R. Schock, Wag ner, F. Wunderlich, D. Fischer-Diskau.

Premiere: 2006
Vorlage: Nach einer niederländischen Sage und Oper von Richard Wag ner von 1843
Puppenspiel: Team Marionettentheater Bamberg
Regie: Dr. Marta Famula
Freundliche Leihgabe: Marionettentheater Bamberg
Mehr Infos hier.


Der fliegende Holländer.
Foto: Marionettentheater Bamberg



Kiste 3

Die Zauberhöhle

Multum in Parvo

Die wunderbar ausgeleuchteten dreidimensionalen Bühnenräume des Figurentheaters Multum in Parvo in Mering bestechen durch ihre schier un endliche Raumtiefe, welche die Fantasie des Publikums zum Erblühen bringen. Ab 1885 erschien im Mainzer Verlag Jos. Scholz eine neue Produktlinie, mit dabei der Papiertheaterbogen „Zauberhöhle Nr. 107“. Dieser wurden in Deutschlands kleinstem Opernhaus u.a. für die Aufführungen „Der Reisekamerad“, „Die drei Fragen“, „Märchen in 3 Akten“ verwendet. Der Darmstädter Hoftheatermaler Carl Beyer (1826–1903) zeichnete für den Bühnenbildentwurf verantwortlich.

Das Multum in Parvo Opernhaus
Eröffnung: 2014
Leitung: Benno Mitschka und Christine Schenk
Repertoire: Elf Opern u. a. „Die Zauberflöte“, „Turandot“, „Der Flie gende Holländer“
Freundliche Leihgabe: Multum in Parvo Opernhaus
Mehr Infos hier


Die Zauberhöhle.
Foto: Multum in Parvo Opernhaus


Die Zauberhöhle.
Foto: Multum in Parvo Opernhaus




EYECATCHER

Sie sehen bei unserem Eyecatcher den Baum aus dem Wintermärchen „Der goldene Vogel“ des Theaterhauses EUKITEA und die drei Baumgeister Krumunkel, Brummschnerzel und Golz aus der Inszenierung „Fantasius Pan“ des Düsseldorfer Marionettentheaters.

Der goldene Vogel

Theaterhaus Eukitea

Niemand darf von ihnen naschen, niemand darf von ihnen ernten … und doch schwinden sie des Nachts dahin: Die goldenen Äpfel aus dem königlichen Lustgarten. Der König rauft sich schon verzweifelt die Haare, als endlich sein jüngster Sohn den Dieb ertappt: ein prächtiger goldener Vogel. Schnell schießt er einen Pfeil nach ihm, doch der Vogel entkommt. Nur eine einzelne goldene Feder bleibt zurück und bringt das Schloss zum Staunen. Kostbarer als das ganze Reich soll sie sein, sagen die Weisen – diese eine kleine Feder! Nicht verwunderlich, dass der König den Vogel haben möchte. Und zwar ganz. Also machen sich seine Söhne, einer nach dem anderen, auf ihn zu suchen. Ein spannendes Abenteuer beginnt, bei dem ein jeder der drei (beinahe) in ein gewaltiges Schlamassel gerät.

Doch, Gott sei Dank, bietet ein sprechender Fuchs seine Hilfe an. Ob es einem der Söhne wohl gelingt, den goldenen Vogel nach Hause zu bringen? Und war da nicht noch etwas mit einem goldenen Pferd – so schnell wie der Wind – und der Königstochter vom goldenen Schloss?

Premiere: 2015
Regie: Stephan Eckl
Bau des Baumes: Paola Bartl und Josephine Volk
Freundliche Leihgabe: Theaterhaus EUKITEA
Mehr Infos zum Theater hier.


Fantasius Pan

Düsseldorfer Marionetten-Theater

Während seiner Vorstellung muss der Puppenspieler Fantasius Pan fest stellen, dass sein neues Stück „Der Eiskönig und der Zauberspiegel“ plötzlich Wirklichkeit geworden ist. Der Eiskönig hat den Zauberspiegel zerstört, der Traumbilder und Wärme in die Herzen der Menschen brachte. Nun dringen die Splitter des Zauberspiegels in die Herzen der Menschen und vergiften sie, die Menschen werden einfallslos und kalt. Auch die Waldgeister Krumunkel, Brummschnerzel und Golz sind un glücklich, denn nun können sie – wie alle Wesen aus dem Reich der Fantasie – nicht mehr in die Menschenwelt. Seit der Zauberspiegel zerstört ist, sind sie in ihrem Zauberwald gefangen. Also macht sich Fantasius auf die Suche nach dem Eiskönig, den er mit Hilfe von Hexen, Drachen und anderen fantastischen Gestalten besiegt. Wärme und Fantasie kehren zu den Menschen zurück.

Hintergrundinformationen: Mit „Fantasius Pan“ legte Anton Bachleitner 1981 als neuer künstlerischer Leiter des damaligen Rheinischen Marionetten-Theater Zangerle den Grundstein zu einer neuen Stilrichtung der Düsseldorfer Marionet ten. Text, Figuren- und Kulissen-Entwürfe sowie die Bildhauerarbeiten stammen von ihm. Dabei spiegelte sich in dem Märchen vom Puppen spieler Fantasius Pan vor allem die eigene Situation des jungen Ensem bles: Das Ringen um die Kunst, den Kampf mit den Widrigkeiten und der Wiedergewinn der Fantasie. Beeindruckend ist der Auftritt der schwerelosen Waldgeister-Tuchmarionetten, die aus einem Baum stamm heraus erscheinen, und – unterlegt zur Musik von Tomita – eine Choreographie aufführen.

Premiere: 1981
Regie: Anton Bachleitner
Puppenbau: Anton Bachleitner
Freundliche Leihgabe: Düsseldorfer Marionetten-Theater
Mehr Infos und Fotos hier.


Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater


Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater





1. Seitenvitrine der Zick-Zack-Wand (rechts neben Eyecatcher)

Geister und Masken im Brauchtum der Raunächte

Geister sind den Vorstellungen der Menschen nach Grenzgänger. Sie treten häufig zu Übergangszeiten auf: auch in der Dämmerung, um Mitternacht, zur Sonnenwende oder zum Jahreswechsel.

Um die Wintersonnwende (21. Dezember) gelten nach altem europäischem Volksglauben die sogenannten Raunächte als Zeit, in der die Tore zum Geisterreich offenstehen. Der Zeitraum der Raunächte unterscheidet sich je nach Region, meist bezeichnen sie aber die Tage zwischen dem Weihnachtstag (25. Dezember) und dem 6. Januar. Die Raunächte sind nach einer in Europa weit verbreiteten Volkssage auch die Zeit der Wilden Jagd, bei der ein Geisterheer am Himmel erscheint.

Aus den Sagen um die Raunächte entstand ein vielfältiges europäisches Brauchtum, in dem sich heidnische und christliche Elemente vermischen und das sich teilweise bis heute gehalten hat. So wie die Perchtenläufe im deutschsprachigen Alpenraum. Die Perchten, in furchterregende Masken und Kostüme gehüllt, ziehen durch die Dörfer und Städte, um mit Glockengeläut und Tanz die bösen Geister des Winters zu vertreiben. Die Masken sind kunstvoll gestaltet und oft handgefertigt. Sie stellen eine Vielzahl von Wesen dar, von dämonischen „Schiachperchten“ bis hin zu den freundlicheren „Schönperchten“. Es gibt zahlreiche lokale Formen, die teils nur für eine Ortschaft typisch sind und dortige Sagengestalten aufgreifen. So gibt es beispielsweise die Glöckler, gute Lichtgeister, im österreichischen Salzkammergut. Perchtenartige Figuren finden sich auch im Nikolausbrauch und bei Krampusläufen, beispielsweise bei den „Buttnmandln“ im Berchtesgadener Land.

Buttnmandl-Maske
Undatiert
Holzschnitzerei Streitfelder
Holz, Horn, Pferdehaar, Leder
Berchtesgaden
Freundliche Leihgabe: Maskenmuseum Diedorf



Die Maske stammt aus den sogenannten „Buttnmandlläufen“ im Berchtesgadener Land. Im Advent zieht der Nikolaus begleitet von den „Buttnmandl“ von Haus zu Haus. Sie sind in langes, gedroschenes Stroh eingebundene Männer, die furchteinflößende Fell- oder Holzmasken mit Hörnern, überlangen Zähnen und heraushängen den Zungen tragen. Die vorliegende Maske referiert auf eine Dämonengestalt, die auch in den Perchtenläufen oder der Wilden Jagd im Raum Untersberg auftritt. Es handelt sich um die „Habergeiß“, in der sich Merkmale einer Ziege und eines Pferdes mischen und die häufig mit glühenden Augen und langem Bart dargestellt wird.



2. Seitenvitrine der Zick-Zack-Wand

Der Golem

Düsseldorfer Marionetten-Theater

Pernath, der als Bildhauer in einer Schaffenskrise steckt, erfährt vom Puppenspieler Zwakh die Sage vom Golem. „Dreht Euch nicht um, denn der Golem geht um“, raunt man im Prager Ghetto. Der Golem, ein aus Lehm geschaffenes künstliches Menschenwesen, erscheint angeblich alle 33 Jahre, um Tod und Schrecken zu bringen. In einem Tarotspiel zeigen die Karten Pernath, dass er seine Erinnerung verloren hat. Der weise Hillel eröffnet ihm, dass in das verschlossene Zimmer seiner Ver gangenheit nur verzweigte Pfade des Lebens, nicht die breite Straße des Verstandes führen. Ob Pernath durch die düsteren Gassen des Prager Ghettos streift oder in der Synagoge seine geliebte Mirjam sucht, stets taucht der Golem auf und bringt geheimnisvolle Visionen mit, in denen Pernath auch die Ahnen erscheinen. Auf der Suche nach dem ei genen Ich wird Pernath in kriminelle Machenschaften verwickelt und das Stück entwickelt sich zu einem unheimlichen Psychothriller.

Hintergrundinformationen: Die mystische Kriminalgeschichte „Der Golem“ nach dem phantastischen Roman von Gustav Meyrink (1868–1932) wurde 1989 im Düsseldorfer Marionetten-Theater als anspruchsvolles Figurentheater für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren inszeniert.
Die Atmosphäre soll an alte Stummfilme erinnern. Die wenigen Dekorationsteile und Requisiten sind im expressionistischen Stil gehalten und die Räume vor schwarzen Wänden werden immer wieder durch raffinierte Lichtregie verändert. Dabei wird das Marionettenspiel auch mit Schwarzem Theater kombiniert, wenn die Portraits der Ahnen oder Tarot-Karten von Puppenspielern in schwarzer Bühnenkleidung auf der Spielebene bewegt werden oder der Puppenspieler Zwakh als direktgeführte Tischfigur sein Spiel im Spiel vorführt. Geheimnisvolle Szenen auf dem Friedhof, bei einer Bootsfahrt, in der Synagoge, im Gericht oder im Gefängnis erzeugen eine kafkaeske Atmosphäre.

Premiere: 1989
Buchvorlage: Frei nach Gustav Meyrink
Regie: Jan Krämer
Puppenbau: Anton Bachleitner
Autorin: Susanne Kröber
Freundliche Leihgabe: Düsseldorfer Marionetten-Theater
Mehr Infos und Fotos hier.

Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater

Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater




Kiste 4

Spuk in der Kuschelburg

Theater Salz+Pfeffer

Mika liebt Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade, Mama und Papa, coole Musik, Schlitten fahren und im Sommer baden gehen, bis die Lip pen blau anlaufen. Aber vor allem Kuscheln. Was Mika allerdings gar nicht liebt, ist die neue Wohnung, in welche die Familie gerade gezogen ist, denn da spukt es. Jede Nacht baumeln die Gespenster an der Lampe oder machen Geräusche unter dem Bett. Obwohl Mika sich eine große Kuschelburg ums Bett baut, um die Gespenster abzuwehren, tönt eines Nachts ein „Hallo“ aus einer Zimmerecke. Aber es ist kein gespenstisch gruseliges „Hallo“, sondern ein freundlich- schüchternes „Hallo?“. Gruselig hörte sich das eigentlich nicht an. Langsam freundet Mika sich mit dem kleinen Gespenst an und findet heraus, dass sie viele Gemeinsamkeiten und Gespenster auch manchmal Angst haben. Eine Geschichte über schlafose Nächte und eine kuschelige Freundschaft für junge Theatergänger/innen und schüchterne Gespenster unterm Bett.

Premiere: 2021
Buchvorlage: frei nach dem Buch „Moritz & Kurt“ von Kristina Pfister Puppenspiel: Astrid Haas
Puppenbau: Dorothee Löffler
Regie: Wally Schmidt
Freundliche Leihgabe: Theater Salz+Pfeffer
Mehr Infos hier.



Fotos: Theater Salz+Pfeffer





Außenwand Kino

Masken

Maskenmuseum Diedorf 
Rindvieh-Maske
Undatiert
Horn, Textil, Stroh, Kunststoff, Holz
Belarus
Freundliche Leihgabe: Maskenmuseum Diedorf



Die Maske stammt aus dem slawischen Weihnachtsbrauchtum „Koli ada“, das u. a. in Serbien, Bulgarien, der Ukraine oder Belarus zele briert wird. Dabei kommen Gruppen von Sängern, sogenannte Koledari, zusammen für das Weihnachtssingen („Koledovanie“). Sie sind teilweise kostümiert und tragen dabei Masken verschiedener Tiere. Koliada hat seine Wurzeln in der vorchristlichen Mytho logie. Dem Volksglauben nach erschie nen in der Weihnachtsnacht Unge heuer und böse Geister. Die Koledari haben die Kraft, diese Wesen durch ihren Gesang zu vertreiben.

Feuerdrachen-Maske
Undatiert
Holz
Ehemaliges Königreich Sikkim im Himalaya (Gebiet heutiges Indien)
Freundliche Leihgabe: Maskenmuseum Diedorf



Die Maske repräsentiert mit dem Drachen einen Feuergeist. Er gilt im buddhistischen Lamaismus als Beschützer. Nach asiatischem Glauben sind Drachen immer gut, sehr weise und bringen den Menschen Glück.

Maske aus einem Wurzelstück
Undatiert
Holz
Region Terras de Trás-os-Montes, Portugal
Freundliche Leihgabe: Maskenmuseum Diedorf



Die Maske ist aus einer Wurzel des Edelkastanienbaums gefertigt und knüpft an Naturgeister-Vorstellungen an. Sie stammt aus der Gegend von Bragança im Bergland von Portugal. Dort sind Maskenläufe Teil des sogenannten „Entrudo“-Festes, das auf keltische Traditionen zurückgeht und heute in den Karneval integriert ist. Der „Entrudo“ steht für das Ende der Winterzeit und den Beginn des Frühlings.


Kiste 12

Großes Kino

Lord Schmetterhemd

Augsburger Puppenkiste




Kiste 9

Der Goggolori

Münchner Marionettentheater

Der Goggolori hat die Webersleut‘ reich gemacht und dafür stets seinen Anteil bekommen, nur ein Anspruch ist noch nicht eingelöst: das erste und einzige Kind. Die Weberin bemüht heidnische Mächte, um ihre Toch ter Zeipoth zu behalten: Sie beauftragt eine Hexe, die Ullerin, den Goggolori zu fangen. Doch dessen Kräfte – er kann sich in unterschied lichste Gestalten verwandeln – sind stärker.

Der Vertreter des christlichen Glaubens, der Einsiedel, rät den Eltern, Zeipoth sofort mit dem armen Musikanten und Köhler Aberwin, den sie liebt, zu verheiraten. Doch die Weberin fürchtet, dass der Goggolori zu mindest mächtig genug ist, ihnen allen Reichtum wieder zu nehmen. Ein letztes Mittel scheint es zu geben: Die Ullerin besitzt eine Phiole mit einem Mondstück; wirft man diese auf jemanden, so erstarrt derjenige auf der Stelle für immer. Doch verfehlt man das Ziel und die Phiole zer bricht, dann kommt die Pest über das Land. Die Weberin nimmt dieses Risiko auf ihr Gewissen. Zeipoth hat inzwischen den Goggolori selbst ken nen gelernt, findet Gefallen an ihm und nimmt ihn mit nach Hause. Der Anschlag auf den Goggolori im Weberhaus misslingt und Krieg und Pest kommen über das Land. Das erste Opfer ist die Weberin selbst. Der Goggolori nimmt sich die ihm versprochene Zeipoth, und am Ende ist sie es, die ihn von seinem Schicksal, nicht sterben zu können, erlöst. Sie schenkt Ihm seinen Tod, da er sie vor der Pest gerettet hat.

Hintergrundinformationen: Marionetten- und Figurenspiel nach W. Hiller und M. Ende Die Geschichte um einen bairischen Waldschrat, die sich zur Zeit des 30- jährigen Krieges in der Gemeinde Finning am Ammersee zugetragen ha ben soll und dort noch heute in der Bevölkerung lebendig ist.
Michael Ende hat das Libretto für die Oper „Der Goggolori“ – Eine bairische Mär mit Musik in bairischer Mundart verfasst. Durch diese Oper, zu der Wilfried Hiller die Musik komponierte, ist der Name Goggolori heute vor allem bekannt (Uraufführung am 3. Februar 1985, Staatstheater am Gärtnerplatz in München). Für das Münchner Marionettentheater hat Dorothee Keil und Friedrich Mayer-Oertel die originale Inszenierung aus dem Gärtnerplatztheater eingerichtet. Die Premiere fand am 9.November 2002 statt. Es handelt sich um die Originalaufnahme aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahre 1996, der Aufführung aus dem Staatstheater am Gärtnerplatz.

Premiere: 2002
Nach einer bairischen Mär mit Musik: von Wilfried Hiller und Michael Ende
Puppenspiel: Das Team des Münchner Marionettentheaters Puppenbau: Katharina Prehl, Ashot Oganian, Siegfried Böhmke Freundliche Leihgabe: Münchner Marionettentheater
Mehr Infos hier.








Wittmann-Regal

Geisterglaube

Ein Text von Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Lehrstuhlinhaberin Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Universität Augsburg

„Geisterglaube“ bedeutet der Glaube an übernatürliche Wesen wie Dä monen oder Feen oder an ruhelose Seelen von Verstorbenen. Diese Vor stellungen umfassen sehr viele Klassen von Geistern: die Naturgeister, die Geister der Verstorbenen, die engelsgleichen Geister, Werwölfe, Vampire oder Herren der Tiere, die über die Tierwelt wachen. Jede Art hat besondere Eigenschaften.

Meistens leben sie in einer Zwischenwelt zwischen Himmel und Hölle, zwischen Unterwelt und Oberwelt oder zwischen der natürlichen und der menschlichen Umgebung. Ihr Aufenthaltsort ist deshalb nicht immer genau bestimmbar.

Der Glaube an Geister findet sich in vielen Kulturen und Religionen weltweit. Sehr oft handelt es sich um Totengeister oder Naturgeister. Einige Geister können einen Einfluss auf die Welt der Lebenden ausü ben, andere bleiben in ihrer Geisterwelt den Menschen verborgen. Diese sind an natürliche Orte wie Quellen oder Wälder gebunden und entziehen sich dem menschlichen Auge. Geister sind oft in der Nacht aktiv, sie schimmern oder tragen durchsichtige Gewänder und haben übernatürliche Eigenschaften, zum Beispiel in die Träume der Men schen einzudringen oder an mehreren Orten gleichzeitig aufzutauchen.

Geister-Marionette in der Sonderschau.
Foto: Lina Mann

Geister mit großen Augen.
Foto: Lina Mann


Besonders ausgeprägt ist der Glaube an die Geister der Verstorbenen, oftmals der eigenen Vorfahren. Im Brauchtum um den Allerseelenglau ben spiegelt sich diese Vorstellung wider. In manchen Gegenden stellte man am 2. November den ins Haus der Lebenden zurückkehrenden Totengeistern Speise und Trank als Labsal hin, damit sie im Jenseits nicht hungern müssen. So wurden die Verstorbenen als Teil der Familie in das Leben integriert.

In anderen Kulturen gelten Geister als gefährlich oder als Wesen, die eine gewisse Vorsicht erfordern, besonders, wenn sie durch ungewöhn liche Umstände ums Leben gekommen sind. Dann wandern sie ruhelos in der Welt umher und können dem Menschen Schaden zufügen, bis sie erlöst werden. In diese Gruppe gehört zum Beispiel der Grenzsteinver setzer oder der Kirchendieb. Diese Geister können aber erlöst werden und in die Ewigkeit eingehen. Mit Geistern ist also nicht zu scherzen, weshalb man ihnen mit Respekt begegnen sollte!


Wittmann-Regal

Geisterglaube und Ahnenverehrung in den Kulturen Melanesiens

Melanesien ist neben Polynesien und Mikronesien eine Region Ozeaniens, der pazifischen Inselwelt zwischen den Philippinen, Australien und dem amerikanischen Kontinent. Zu den melanesischen Inselgruppen zählen die große Insel Neuguinea mit dem Bismarck-Archipel, die Salomonen, Vanuatu und Neukaledonien.

Melanesien ist in kultureller und sprachlicher Hinsicht sehr heterogen. Dennoch bildeten sich zwischen den unterschiedlichen Gesellschaften gewisse Gemeinsamkeiten im sozialen und religiösen Leben heraus. Auf allen Inselgruppen spielte der Glaube an mythische Geistwesen eine wichtige Rolle. Dieser manifestierte sich in rituellen Praktiken. Maskentänze waren beispielsweise ein Mittel, um Geister zu besänftigen, deren Schutz zu erlangen oder sie zu vertreiben. Zentral waren hierbei auch die Schöpfungsmythen, in denen Geistwesen als Schöpfergestalten ver ehrt wurden.

Auch die Geister der Toten waren sozial und rituell von großer Bedeutung für die Kulturen Melanesiens. Sie waren Teil der realen Alltagswelt, in dem sich Gesellschaften als Gemeinschaften zwischen Lebenden und Verstorbenen verstanden. Die Ahnenverehrung war daher in melanesi schen Glaubensvorstellungen zentral. Diese geht über einen reinen Totenkult, der dem Gedenken an kürzlich verstorbene Angehörige dient, hinaus. Die Geister verstorbener Verwandter galten als die Ältesten einer Gemeinschaft, denen Respekt und Verehrung entgegengebracht werden musste und die weiterhin das soziale Gefüge der Lebenden mitbestimmen. So verehrten die melanesischen Völker auch seit langem verstorbene Vorfahren und erhoben Gründer und Gründerinnen der Gruppen, denen sie angehörten, zu mythischen Ahnen.

Geister haben große Bedeutung.
Foto: Lina Mann



Bis Anfang des 20. Jahrhunderts durchdrangen diese religiösen Vorstellungen das Leben der Menschen in Melanesien. Mit der zunehmenden Ko lonialisierung Ozeaniens veränderten sich die kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnisse durch den europäischen Einfluss. Westliche Produkte, Missionierung und Neuorientierung auf sozialer Ebene veränderten das Leben der Menschen auf Neuguinea und den umliegenden Inseln. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört heute christlichen Konfessionen an. Dennoch werden die Ahnenverehrung und der Geisterglaube weiterhin praktiziert, was zu einer Vermischung der religiösen Traditionen führt.

Die Verehrung der Ahnen und Schöpfergestalten sowie der Glaube an Geister spiegeln sich in den Kunst- und Alltagsgegenständen Ozeaniens wider. Darstellungen entsprechender mythischer Motive finden sich bis heute auf zahlreichen Kultobjekten, in der Architektur und in der Kunst. Aus den kultisch-religiösen Zusammenhängen stammen auch die hier gezeigten melanesischen Gegenstände aus der Südsee-Sammlung Obergünzburg.


Zeremonialpaddel

Vor 1914
Holz
Buka, Nördliche Salomonen
Sammlung Dr. Ernst Frizzi
Freundliche Leihgabe: Südsee-Sammlung
& Historisches Museum Obergünzburg



Das verzierte Paddel ist eher ein zeremonielles als ein funktionales Ob jekt. Die Verzierung zeigt ein sogenanntes Kokorra-Motiv, bei dem es sich um die stilisierte Darstellung eines Geistwesens handelt.


Ahnenfigur

Vor 1913
Holz
Sepik-Gebiet, Nordost-Neuguinea
Sammlung Karl Nauer
Freundliche Leihgabe: Südsee-Sammlung & Historisches Museum Obergünzburg



Die Figur verbindet eine menschliche Körperhaltung mit tierischen Elementen (Schnabel Nase). Für das Mündungsgebiet des Sepik-Flusses ist der sogenannte „Schnabelstil“ ein typisches Merkmal bei der Dar stellung von Ahnen. Ahnenfiguren standen vor Häusern und Gräbern und wurden auch als Amulette getragen.


Kalkspatel

Vor 1913
Holz
Admiralitätsinseln, Bismarck-Archipel
Sammlung Karl Nauer
Freundliche Leihgabe: Südsee
Sammlung & Historisches Museum Obergünzburg



Der figürlich verzierte Kalkspatel ist ein Zubehör zum Konsum des Genussmittels Betel. Das dekorative Element zeigt einen geschnitzten Kro kodilkopf, in dessen geöffneter Schnauze eine männliche Figur steht. Eventuell handelt es um die Darstellung eines mythischen Ahnen.

Ahnengeister und Begräbnisfeiern in Ghana

In vielen Ländern Afrikas ist der Ahnenkult ein wichtiger Bestandteil kul tureller Traditionen und religiöser Praktiken. Er umfasst ein spirituelles Verhältnis zu den verstorbenen Ahnen, die nach traditionellen Vorstel lungen auf diese Weise weiterhin am diesseitigen Leben teilhaben kön nen.

Naturreligionen und Elemente aus dem Volksglauben mischen sich dabei mit dem christlichen oder islamischen Glauben. In Ghana gehören viele Einwohnerinnen und Einwohner dem Christentum an, dennoch ist ihre Religiosität stark vom Ahnenkult durchdrungen. Insbesondere bei der Bevölkerungsgruppe der Ga, die im Süden des Landes lebt. Nach ihrem Glauben stellen die Verstorbenen eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Ahnengeistern her. Daher spielen Begräbnisfeiern eine zent rale Rolle in der Gesellschaft der Ga. Desto höher das Ansehen einer verstorbenen Person zu Lebzeiten war, desto mehr kann diese zwischen den Menschen und den Geistern vermitteln. Daher muss die Beerdigung möglichst pompös sein. Wird die Bestattung nicht gebührend durchgeführt, bleibt der Anschluss an die Ahnen verwehrt, was wiederum Unglück für die lebenden Familienmitglieder bedeuten kann. Daher wird auf opulente Begräbnisfeiern mit imposanten Särgen gesetzt.

In den 1950er-Jahren begannen sich bei den Ga kunstvoll gestaltete, fi gürliche Särge zu etablieren. Deren Motive spiegeln wider, was im Leben der Einzelnen wichtig war und was sie ausmachte, sind aber auch ein wichtiges materielles Bindeglied zwischen der Welt der Lebenden und der Toten. Je nach Schwerpunkt der religiösen Prägung repräsentieren die Särge den sozialen Status, den Ahnenkult oder das Familientotem der Verstorbenen oder aber Symbole für den zu Lebzeiten ausgeübten Beruf oder Sinnbilder der „offiziellen“ christlichen Religion, wie z. B. eine Bibel. Die ghanaische Sargkunst spiegelt einen kreativen Umgang mit dem Verlust wider, verursacht aber auch sehr hohe Kosten. Die Hinterbliebenen nehmen diese in Kauf, auch wenn viele dafür Schulden machen müs sen, um bei den Ahnengeistern nicht in Ungnade zu fallen.



Sargmodell „Languste“
2000
Holz, Metall
Accra, Ghana
Hergestellt von Senna Sylvester
Freundliche Leihgabe: Museum für Sepulkralkultur, Kassel

Modell eines figürlichen Sarges aus Ghana in Form einer farbig gefassten Languste. Die Languste gehört biologisch zur Familie der Krebstiere und findet oftmals in den Särgen für Fischer und Fischhändler eine motivische Umsetzung. Die Fühler sind beweglich und der Deckel ist abnehmbar.


Wittmann-Regal (mittig)

Der Tag der Toten in Mexiko

In der mexikanischen Kultur spielt die Totenverehrung eine zentrale Rolle. Der „Dia de Muertos“ (auch „Dia de los Muertos“; „Tag der Toten“) ist einer der wichtigsten Feiertage in Mexiko. In ihm mischen sich religi öse Riten aus der vorspanischen Zeit mit dem christlichen Glauben. Das Totenfest beginnt am 31. Oktober und endet am 2. November und fällt damit auf dieselben Tage wie die christlichen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen. Die Besonderheit ist, dass das mexikanische Totengedenken nicht die Trauer um die Verstorbenen, sondern die Freude über deren Rückkehr widerspiegelt. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten zum Ende der Erntezeit aus dem Jenseits zurück, um ihre Familien zu besuchen und mit ihnen ein ausgelassenes Fest zu feiern. Der „Dia de Muertos“ wird als großes Volksfest zelebriert, das in fröhlicher Atmosphäre das Leben ehrt und die Furcht vor dem Tod nehmen soll. Zum Tag der Toten errichten die Menschen Altäre in ihren Häusern und bringen Opfergaben, wie Brot, Salz, Tequila und Zigarren dar, um den Geistern der Verstorbenen den Weg ins Diesseits zu öffnen. Straßen und Häuser werden mit Blumen sowie Symbolen des Todes und der Vergänglichkeit geschmückt. Zentral sind dabei Skelette und Totenschädel in unterschiedlichsten Ausführungen - als Süßigkeiten oder anhand von Make up, farbenfrohen Kostümen und Masken, die bei Festumzügen und Partys getragen werden. Eine der größten Paraden des Landes gibt es seit 2016 in Mexiko-Stadt. Sie resultiert aus einem ursprünglich fiktiven Umzug, der in der Eröffnungsszene des Films „James Bond 007: Spectre“ von 2015 zu sehen war. Aufgrund der anschließenden großen Nachfrage findet dieser nun jedes Jahr tatsächlich statt. Hieran zeigt sich, dass der „Dia de los Muertos“ in der Populärkultur und der internationalen Öffentlichkeit eine zunehmende Bedeutung hat. Mittlerweile wird das Fest nicht mehr nur in Mexiko, sondern in ganz Lateinamerika und insbesondere auch in den USA als Teil des kulturellen Erbes dort lebender latein amerikanischer Gemeinschaften gefeiert.



Maske zum Día de Muertos
2011
Pappmaché
El Monte, CA, USA
Hergestellt von Daniela Preciado
Freundliche Leihgabe: Maskenmuseum Diedorf

Die Darstellungen von Totenschädeln aus Masken und Dekorationen zum mexikanischen „Día de (los) Muertos“ werden im Spanischen „calacas“ genannt. Auch in den Vereinigten Staaten hat sich die Tradition des Festes etabliert. In vielen Gemeinden in den USA mit mexikanischer Bevölkerung werden die Feierlichkeiten zum Tag der Toten ähnlich wie in Mexiko abgehalten.



Maske des personifizierten Todes
Undatiert
Holz, Pferdehaar
Michoacan, Mexiko
Freundliche Leihgabe: Maskenmuseum Diedorf



Ahnenkult und Papieropfergaben in China

Die Ahnenverehrung hat eine lange Geschichte in ostasiatischen Gesell schaften. Im chinesischen Volksglauben sind Rituale zur familiären Ah nenverehrung bis heute zentral. In der Vielfalt der chinesischen Religio nen und Kulturen lässt dich der Ahnenkult, der die Einbeziehung der To ten in das Leben der Menschen im Diesseits fordert, als eine Gemeinsam keit ausmachen. Dabei ist das Wohlergehen der Ahnen von größter Be deutung für das der lebenden Nachkommen. Vor allem Bestattungsritu ale sind wichtig für die weitere Existenz der Seelen der Verstorbenen.

Werden diese richtig ausgeführt, so kann die verstorbene Person zu ei nem Ahnengeist werden, der seine Familie schützt und ihr Wohlstand und Gesundheit bringt. Wird ein Ahne vernachlässigt, kann er sich auch gegen die Familie wenden. Wird eine Person nicht ordnungsgemäß bestattet, kann deren Seele nicht zu einem Ahnen transformiert werden, sondern wird zu einem für die Lebenden gefährlichen Geist.

Als Opfergaben für die Ahnen sind Papiermodelle von Alltagsgegenständen Teil der chinesischen Bestattungskultur. Im Zuge der Vorbereitungen einer Begräbniszeremonie wird rituelles Papiergeld, sogenanntes Geister- oder Höllengeld, verbrannt. Am Grab werden weitere Papiergegenstände geopfert. Sie sollen die Verstorbenen für die Reise ins Jenseits ausstatten. Dabei werden den Ahnen dieselben Bedürfnisse wie den Lebenden zugeschrieben - neben Papiergeld werden bei der Bestattung auch Reisetaschen, Kleidung oder Pässe aus Papier verbrannt. Während und nach dem Begräbnis kommen im Rahmen der Ahnenverehrung auch aus Papier nachgebildete Objekte zum Einsatz, die den Geistern den Aufenthalt im Jenseits möglichst angenehm gestalten sollen: Autos, Elektrogeräte, Möbelstücke oder vollständig eingerichtete Häuser. Diese Gegenstände sind für die Ahnen jedoch erst von Nutzen, wenn sie sich auf gelöst haben. Die Verbrennung garantiert deren Verwendbarkeit im Jen seits.

Opfergaben aus Papier sind zudem ritueller Bestandteil jahreszyklischer Gedenkfeste, wie dem Geisterfest, das zum Vollmond des siebten Monats des traditionellen Mondkalenders gefeiert wird. Es gilt als Höhepunkt einer Reihe von Zeremonien während des Geistermonats, in dem nach dem Volksglauben die Geister und Seelen der Verstorbenen aus der Unterwelt kommen, um ihre Familien zu besuchen.

Höllengeld (joss paper)
ca. 2019
Papier
China
Marke BELLA BEAR



Das Höllengeld, auch als Geister oder Ahnengeld bezeichnet, ist die verbreitetste Form des sogenannten „joss paper“ („Goldpapier“). Verschiedenste Papierobjekte werden im chinesischen Ahnenkult als Brandopfer dargebracht. Beim Höllengeld handelt es sich um imitierte Banknoten regulärer Währungen mit oftmals sehr hohen Wertan gaben.


Wittmann-Regal (links)

Haarkult und Haararbeiten

In rituellen Praktiken, im Volksglauben und in Opferkulten wurde seit Jahrhunderten dem menschlichen Haar eine besondere Bedeutung beigemessen, da es als unvergänglicher Teil eines geschätzten oder geliebten Menschen galt, den man bei sich tragen konnte. Der Haarkult knüpft zwar nicht in erster Linie an den Geisterglauben oder die Ahnenverehrung an, zeigt jedoch, wie sich das Totengedenken und die Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten in kulturellen Objekten materialisiert.

In Mittel- und Nordeuropa entwickelte sich im 19. Jahrhundert der Brauch, Trauerschmuck oder Erinnerungsobjekte aus Haaren anzufertigen. Unter anderem entstanden Haarbilder oder Haararbeiten als Wandschmuck beziehungsweise Dekorationsobjekte zum Andenken an besondere Ereignisse wie Taufe, Hochzeit oder Tod einer Person, zu der man eine enge Beziehung hat. Typischerweise enthalten Haarbilder florale Motive, die mit einer Fotografie kombiniert sein können. Das menschliche Haar wurde dabei in Schlingen-, Schlaufen oder Klebetechnik verarbeitet. Hergestellt wurden die Haararbeiten in Handarbeit von Perückenmachern und Barbieren oder gelegentlich auch als Laienarbeit, beispielsweise als Zeitvertreib von Frauen aus dem großbürgerlichen und adligen Milieu. Die Blütezeit solcher Objekte war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach der Wende zum 20. Jahrhundert, als sich der Lebensstil und das Kunsthandwerk grundlegend veränderten, galten Haararbeiten zunehmend als nicht mehr zeitgemäß. Die hier ausgestellten Haararbeiten aus der Sammlung des Museums Oberschönenfeld sind Erinnerungen an verstorbene Familienmitglieder.



Haarbild
1879
Menschenhaar, Papier, Stein, Me tall, Glas, Holz
Kempten (Allgäu)
Freundliche Leihgabe: Museum Oberschönenfeld



Haarbild zum Totengedenken bzw. als Andenken an die 1879 verstorbene Theresia Martin. Auf dem Bild sind ein Grabstein und ein Trauer baum dargestellt.
Haarbild
1867

Menschenhaar, Holz, Metall, Papier, Karton, Glas, Textil, Wachs
Oberstaufen
Freundliche Leihgabe: Museum Oberschönenfeld

Haarbild zum Totengedenken an eine Frau aus Isny im Allgäu. Das eingearbeitete Doppelporträt zeigt vermutlich die Frau und ihre Schwester. Das aufgelegte Kreuz aus Goldfolie kenn zeichnet die Verstorbene.



Unter einem Glassturz befinden sich in einer naturalistisch nachgebildeten Trauerlandschaft mit Blüten und Pflanzen aus Stoff und einer aus Haaren gearbeitete Trauerweide. Im Zentrum befindet sich ein geöffnetes Medaillon mit Porträtfotografien eines Ehepaares. Die an Spitzen erinnernden Zierelemente und der kleine Brunnen mit Taube sind aus Tragant (Mischung aus Zucker und einem Harz).

Haararbeit unter Glassturz
1875 – 1905
Menschenhaar, Textil, Papier,
Tragant, Glas, Holz
Süddeutschland
Freundliche Leihgabe: Museum
Oberschönenfeld

Die Haararbeit wurde zum Andenken an Katharina Bentele gefertigt.


Doppelvitrine 2

Der kopflose Ritter

Naives Theater Liberec

Der grausame und heimtückische Ritter Loreko heuert eine Räuber bande an, um die Burg von Valečov anzugreifen und niederzubrennen. Er will sich an Valečov rächen, der ihm die Heirat mit seiner Tochter verweigert hat. Kurz bevor Loreko seinen gemeinen Plan in die Tat um setzt, trifft ihn der Fluch seines Vaters: Er wird von den Geistern gezwungen bis zum Tode zu tanzen und seinen Kopf zu verlieren. Der herumirrende kopflose Ritter Loreko erschreckt seine angeheuerten Räuber zu Tode, sie zerstreuen sich und Valečov und sein Volk sind geret tet.

Premiere: 2001
Regie: Tomáš Dvořák
Puppenspiel: Tomáš Bělohlávek, Filip Homola, Zdeněk Peřina, Marek Sýkora, Milan Hodný
Autor: Iva Peřinová
Freundliche Leihgabe: Naives Theater Liberec
Mehr Infos zum Theater hier:

Foto: Naives Theater Liberec.

Foto: Naives Theater Liberec





Kiste 5 (unten links im Viererblock)

Iggy Poltergeist und das beste Geschenk der Welt Seifenblasen Figurentheater

Iggy ist glücklich. Heute um Mitternacht ist sein Geburtstag. Er hat sein bestes Laken übergeworfen und Opa Hyronimus hat in seiner großen alten Gespensterkiste ein ganz besonderes Geschenk für ihn versteckt – Das beste Geschenk der Welt. Leider hat Opa den Schlüssel zur Kiste verloren und kann sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern wo er steckt. Vielleicht kann ja Flattermann die kleine Vampirfledermaus helfen oder die Hexe Olga oder Konstantin der Drache unter der Kellertreppe ...
Ob Iggy den Schlüssel zum besten Geschenk der Welt findet und was der verrückte Professor mit seiner Bommelmaschine damit zu tun hat erfahren alle Kinder ab 3 Jahren in dieser witzigen Spukgeschichte.

Buch: Christian Schweiger
Musik: Peter Dirkmann
Puppenspiel: Christian Schweiger
Puppenbau: Seifenblasen – Figurentheater
Regie: Elke Schmidt
Freundliche Leihgabe: Seifenblasen Figurentheater
Mehr Infos hier.

Foto: Seifenblasen Figurentheater

Foto: Seifenblasen Figurentheater

Foto: Seifenblasen Figurentheater



Das Gespenst von Canterville

Tölzer Marionettentheater

Die amerikanische Familie um den US-Gesandten Otis zieht während ihres Aufenthaltes in England in ein altes Schloss. In das Schloss des alten Geschlechtes derer von Canterville. Recht bald bemerken die drei Kinder der Familie, dass es in dem alten Gemäuer nicht ganz geheuer ist – die Eltern hingegen sind unempfänglich für den Spuk des alten Gespenstes des Sir Simon de Canterville. Tochter Virginia Otis knüpft unterdessen statt sich zu fürchten ein freundschaftliches Band mit dem einsamen Gespenst, dass dazu verdammt ist, auf ewig in dem alten Gemäuer zu spuken. Auf ewig … doch gibt es einen Weg, den Bann zu brechen und ihm zu Frieden zu verhelfen.

Premiere: 1951
Buchvorlage: „Das Gespenst von Canterville“ von Oscar Wilde Puppenbau: Walter Oehmichen und Hannelore Oehmichen Inszenierung: Walter Oehmichen
Freundliche Leihgabe: Tölzer Marionettentheater
Mehr Infos hier.


Foto: Unbekannt

Foto: Fotostudio Meile

Foto: Unbekannt




Kiste 7 (unten links im Viererblock)

Von Feen, Hexen, Wichteln und Elfen

Hohenloher Figurentheater

Es ist Herbst und ungemütlich kalt. Der Herbstwichtel Herbie geht gerade eifrig seiner Arbeit als Blatt-Bemaler nach, als ihm Elfie, die kleine Elfe, ihr Leid klagt. Ihre Blume, in der sie im Sommer wohnte, ist verwelkt und sie weiß nicht, wie sie die Blumenfee finden kann, um dort den Winter zu verbringen. Der hilfreiche Wichtel will sich Rat beim Wurzelknorz holen, aber der ist schon recht müde und ausgetrocknet und kann sich nicht erinnern. Dazu braucht er etwas Frühlingsregenwasser auf den Kopf, und dieses Wasser muss erst einmal gefunden werden. Der Herbstwichtel macht sich auf die große Reise zu den Frühlingsinseln während die Elfe unliebsame Bekanntschaft mit der bösen Herbsthexe macht. Die will den Wurzelknorz verbrennen und lässt die kleine Elfe für sich arbei ten. Doch gemeinsam trotzen Herbie und Elfie allen Gefahren, so dass die kleine Elfe sicher den Weg zur Blumenfee findet.

Hintergrundinformationen: Dieses Kinderstück, dargestellt in klassischer und phantasievoller Spiel weise mit kostbaren Hand-, Stab- und Klappmaulfiguren aus Textil und Lindenholz, besticht durch seine ruhige Erzählweise. Das junge Publikum nimmt in der heute weit verbreiteten Hektik und Medienüberflutung die zarten Töne, die Poesie und die fantasievollen Bühnenbilder dankbar an.

Premiere: 2014
Puppenspiel: Johanna und Harald Sperlich
Puppenbau: Jürgen Maaßen
Bühnenbildner: Rolf Cofflet
Kostüme: Johanna Sperlich
Freundliche Leihgabe: Hohenloher Figurentheater
Mehr Infos hier.

Eine Fee im Gespräch.
Foto: Hohenloher Figurentheater

Die Fee hört zu.
Foto: Hohenloher Figurentheater





Zwischenraum 4er Kisten

Wassergeist, Feuergeist und Ahnenköpfe

Die Übertreppenhausbühne

Die Übertreppenhausbühne war die kleinste Bühne Bayerns und ab den siebziger Jahren eine bekannte Augsburger Institution. Gründerin und Leiterin des Theaters, Erna Dorina Kroher, verwandelte mit ihrer un glaublichen Kreativität unter anderem Glühbirnen, Sektkorken, Plastik becher und Plastiktüten zu fantasievollen, skurrilen und lustigen Stab puppen. Einige Exemplare sind hier zu sehen: ein Wassergeist aus „Der Zauberlehrling“ nach Johann Wolfgang von Goethe, ein Feuergeist aus „Kaspers Traum“ und Ahnenköpfe aus „Bilder einer Ausstellung“, Musik werk von Modest Petrowitsch Mussorgski, als „gaffendes Volk“ bezeichnet.

Die Übertreppenhausbühne
Eröffnung: 1971
Gründerin und Leiterin: Erna Dorina Kroher
Puppenbau: Erna Dorina Kroher
Freundliche Leihgabe: Freunde des Augsburger Puppenspiels e. V.
Kiste 8 (oben links im Viererblock)


Schlechte Zeiten für Gespenster

Augsburger Puppenkiste

Eine ganz normale Gespensterfamilie stellt sich vor: Vater und Mutter sind von Beruf Klopfgeist, Oma geistert als Irrlicht durch das Leben, der tüddelige Opa verbummelt ständig seinen Kopf – und dann sind da noch die kleine Lilli und der kleine Max. Max fällt in der Gespensterschule nicht gerade durch besondere Höchstleistungen auf. Das Erschrecken liegt ihm überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er selbst hat schreckliche Angst vor den Menschen. Lange nehmen die Eltern dies nur mit wachsender Besorgnis hin, aber eines Tages ändert sich das. Durch seinen Schwager, den Vampir Dragul, gereizt, lässt sich Vater Klopfgeist zu einer verhäng

nisvollen Wette hinreißen: Innerhalb einer Woche soll Max ein ganz furchterregendes Gespenst werden, das jeden Menschen erschreckt. Die ganze Familie widmet sich fortan dieser Aufgabe, doch die Erfolge bleiben aus. Bald ist klar, dass auch die alten nicht mehr in der Lage sind, jemanden zu erschrecken. – Was ist bloß mit den Menschen los? Schließlich sehen sich sogar die einflussreichsten Gespenster gezwungen, sich mit dieser wichtigen Angelegenheit zu befassen.

Erstausstrahlung: 1987
Buchvorlage: „Schlechte Zeiten für Gespenster“ von Walter Johannes Maria Wippersberg
Puppenbau: Hannelore Marschall-Oehmichen
Regie: Joseph Strubel
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
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Schlechte Zeiten für Gespenster.
Foto: Fotostudio Meile

Schlechte Zeiten für Gespenster.
Foto: Fotostudio Meile






Zick-Zack-Wand

Spiritismus und ‚Jenseitskontakte‘

Ein Text von Eberhard Bauer, Psychologe und Vorstandsmitglied des 'Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.', dem IGPP, das 1950 von Prof. Hans Bender (1907-1991) in Freiburg i. Br. gegründet worden ist.

„Spiritismus“ (von lat. spiritus, Geist) bezeichnet eine Mitte des 19. Jh. entstandene soziale und religiöse Massenbewegung, die in der heutigen Form auf zwei Annahmen beruht: (1) dass die menschliche Psyche (oder ein Teil von ihr) den körperlichen Tod überdauere und (2) dass es mit Hilfe bestimmter Personen – den sog. „Medien“ – oder Techniken möglich sei, Kontakte mit Verstorbenen im Jenseits aufzunehmen und dass es empirische Beweise dafür gebe. Während der Glaube an ein Jenseits und an die Existenz von Geistern zum Allgemeingut der Kultur- und Religionsgeschichte zählt, ist die Behauptung, es gäbe empirisch demonstrierbare Kontakte mit der Geisterwelt ein spezifisches Merkmal der spiritistischen Weltanschauung. Die moderne spiritistische Bewegung beginnt 1848 in Hydesville (New York) im Hause des methodistischen Farmers John D. Fox. In Gegenwart seiner beiden Töchter (14 und 12 Jahre) traten „unerklärliche“ Klopfgeräusche auf, die von einer Art „Intelligenz“ geleitet schienen. Durch das Klopfen konnte man nämlich auf Fragen Antworten erhalten. Als sein „Urheber“ gab sich schließlich der „Geist“ eines in diesem Haus ermordeten Krämers aus. Es hatte also den Anschein, man könne durch die Klopftöne mit dem Jenseits in Verbindung treten. 

Geister-Foto.


Sehr rasch wurden Frau Fox und ihre Töchter zum Zentrum eines Zirkels. Die erste öffentliche Demonstration in Rochester 1849 erzielte bei Presse und Publikum eine ungeheure Wirkung. Weitere Séancen‘ in anderen Städten folgten, und innerhalb von zwei bis drei Jahren war das „spirit rapping“ zu einer populären Bewegung geworden, die auch in Europa rasch Zulauf fand. Die Anziehungskraft des Spiritismus bestand somit in zweierlei: Er bot zum einen „handgreifliche“ Beweise für die Unsterblichkeit der Seele und den Trost einer fortwährenden Verbindung zwi schen den Lebenden und den Toten, zum anderen enthielten die „Geis terbotschaften“ den Schlüssel für eine neue moralische Welt ohne Skla verei, Krieg, Trunkenheit und Ungleichheit zwischen Mann und Frau.

Der geistige „Nährboden“ des Spiritismus war durch den Mesmerismus ein halbes Jahrhundert zuvor vorbereitet worden. Viele Mesmeristen und „Magnetiseure“ hatten festgestellt, dass ihre „Versuchspersonen“ im „magnetischen Schlaf“ (modern formuliert: in Hypnose) Fähigkeiten wie „Clairvoyance“ und andere „höhere“ Phänomene zeigten: Somnambule sollten versiegelte Briefe „lesen“, entfernte Begebenheiten erkennen oder sich sogar mit Hilfe des „wandernden Hellsehens“ an den normalen Sinnen verschlossene Orte begeben können. Manchen sahen in solchen „Exkursionserlebnissen“ Hinweise auf eine relative Unabhängigkeit der menschlichen Seele vom Körper. Bahnbrechend in dieser Hinsicht waren die Materialsammlungen des Arztes Justinus Kerner (1786–1862) über „inneres Schauen“, „Hellsehen“, „Geistererscheinungen“ und „Sichselbst sehen“ und sein Buch über Persönlichkeit und „somnambul“ empfangene Offenbarung der „Seherin von Prevorst“. Bei den heutigen spiritistischen Praktiken wie „Tischrücken“, „Planchette-Schreiben“ oder „Geisterbesessenheiten“ im Trancezustand handelt es sich - psychologisch gesehen – um Dissoziationszustände, die das Auftreten von „sekundären Persön lichkeiten“ begünstigen.

Die „Personifikationstendenzen“ solcher unbewusster Prozesse können sich in Form „psychischer Automatismen“ viel fältig manifestieren: Scheinbar äußern sich dann die „Geister“ „direkt“ durch das in Trance befindliche Medium, kontrollieren beim automatischen Schreibens seine Hand oder steuern die „Planchette“ Der heutige Spiritismus umfasst nationale wie internationale Vereinigungen, unab hängige lokale Gruppen wie auch zahlreichen „Privatzirkel“ und Einzel personen.

Geisterfotografie

Die Geisterfotografie bezeichnet fotografische Aufnahmen, auf denen vermeintlich geisterhafte Erscheinungen, meist Abbilder Verstorbener zu sehen sind. Die ersten „Geister-Fotos“ entstanden zufällig in den An fangszeiten der Fotografie aufgrund der langen Belichtungszeit, die die ersten fotografischen Verfahren erforderten. Wenn sich das Motiv bzw. ein Objekt im Bild während der Belichtung bewegte, erschien es auf dem fertigen Foto als schemenhafte, verschwommene oder durchscheinende Figur. Ab den 1850er-Jahren wurden solche Fotos als Kuriositäten kom merziell verkauft. Viele davon waren bewusst inszeniert, indem bei spielsweise in weiße Laken gehüllte Personen kurz den Bildraum betra ten, und so eine „Geistererscheinung“ im Foto hervorriefen.



Die Mumin-Familie

Filminhalt: Als im jungen Frühling die Sonne endlich den Schnee verschwinden lässt und die kleinen Hügel des Mumintals wieder zum Vorschein bringt, sind der kleine Mumin und Schnupferich die ersten, die aus dem Winterschlaf erwachen. Gemeinsam finden sie einen merkwürdigen Zylinderhut, mit wundersamen Eigenschaften. Er folgt den beiden Frühaufstehern wie ein treuer Hund, scheint zu wachsen und sorgt auch sonst für mancherlei Überraschung. Die Angelegenheit wird richtig unheimlich, als sich her ausstellt, dass alle Mumins im vergangenen Winterschlaf denselben Traum hatten: Ein großer Mann mit einem großen schwarzen Hut und glutroten Augen spielte darin eine zentrale Rolle … doch noch ehe das Rätsel um den Hut gelöst ist, gibt es neue Probleme. Zwei kleine Fremde mit den Namen Tofslan und Vifslan bitten die Muminfamilie um Hilfe. Die eisige Morra verfolgt sie und will ihnen ihren einzigen Besitz, den sie verborgen in einem Koffer mit sich herumtragen, rauben. Da können die gutmütigen Mumins ihnen freilich die erbetene Hilfe nicht vorenthalten und damit beginnen die Probleme, denn mit eisigen Morras ist. Hintergrundinformationen: Die Serie wurde live von der Rundfunk-Ausstellung (14. bis 23. August 1959) in Frankfurt am Main gesendet. Dazu war die Reisebühne der Pup penkiste auf dem Messegelände vor Fernsehkameras aufgebaut worden.

Die Mumins gehen auf Reise.
Foto: Fotostuido Meile

Unheimliches Geschehen bei den Mumins.
Foto: Fototuio Meile


Es öffneten sich folglich bei diesen Vorstellungen nicht die seit 1957 ge bräuchlichen Deckel der kleinen TV-Puppenkiste (auch Insert-Kasten genannt), sondern die großen Deckel der Reisebühne. Anmoderiert und zwischendurch zuweilen auch kommentiert wurden die sechs Folgen von Hilde Nocker, für die direkt neben den Deckeln der Puppenkiste ein Moderatorentisch aufgestellt war. Sie moderierte je doch nicht allein. Ihr zur Seite stand die Figur »Snork«, die von Puppenspielerin Margot Schellemann geführt wurde und neben Hilde Nocker auf dem Tisch agierte.

Erstausstrahlung: 1959

Buchvorlage: „Trollkarlens hatt“ von Tove Jansson
Puppenbau: Hannelore Marschall-Oehmichen
Regie: Harald Schäfer
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste

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Geister der Weihnacht

Augsburger Puppenkiste

Filminhalt: Weihnachten kann der Geschäftsmann Ebeneezer Scrooge so gar nicht leiden. Erstens mag er Menschen nicht, vor allem nicht, wenn sie glück lich sind. Zweitens hat er für Gefühlsduseleien schlicht und einfach keine Zeit und drittens kann an den Feiertagen kein Geld verdient wer den. Doch eines Abends erhält Ebeneezer Besuch von drei Geistern. Es sind die Geister der vergangenen, der heutigen und der zukünftigen Weihnacht. Gemeinsam wollen sie Ebeneezer dazu bringen, ein anderer Mensch zu werden. Bevor es dafür zu spät ist.

Hintergrundinformationen: Geister der Weihnacht ist der dritte Weihnachts-Kinofilm der Augsbur ger Puppenkiste. Er erhielt das Prädikat »Besonders wertvoll« von der Deutschen Film- und Medienbewertung. Anders als seine beiden Vorgänger ist er zwar im Stil eines abgefilmten Theaterstücks produziert worden, war aber auf der Bühne erst zu sehen, nachdem er in den Kinos war.

Geiziger Feldverleiher.

Ein Weichnachtsgeist taucht auf.


Kino-Premiere: 2018
Buchvorlage: frei nach „A Christmas Carol“ von Charles Dickens
Puppenbau: Laura Mair-Kühnel, Florian Moch, Hannelore Marschall Oehmichen
Regie: Julian Köberer
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
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Der Wald von dem wir träumen

Augsburger Puppenkiste

Stückinhalt: Der Traum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2023 und immer noch scheint der fantastisch verworrene Weg des Traumes, der genaueste zu sein, um ganz dicht an uns selbst ran zu kommen. Eine Reporterin will ein Interview für ihre Sendung „Der Wald von dem wir träumen“ mit dem „Mann im Wald“ machen. Er verhält sich ablehnend und versucht mit aller Macht des Waldes, durch seltsame Gestalten und permanenter Ablenkung vom Thema dieses Interview nicht zustande kommen zu lassen. Da aber (wie wir seit Sigmund Freuds „die Traumdeutung“ wissen) alle Träume Wunscherfüllung sind, kommt das Interview doch zu Stande. Das Stück ist inspiriert von Ideen und Erfahrungen aus der „psychedelic era“, daher gibt es auch unterschiedliche musikalische und inhaltliche Referenzen an die Beatles. (Sie werden auch persönlich anwesend sein.) Ein Spiel über Wahrnehmung und Perspektivwechsel, denn diese beiden scheinen unsere einzigen zuverlässigen Begleiter durch unsere Welt zu sein.

Foto: Christoph Bochdansky

Foto: Christoph Bochdansky



Premiere: 2023
Puppenspiel, Puppenbau, Autor: Christoph Bochdansky
Musik: Hannes Löschel
Choreographie: Rose Breuss
Freundliche Leihgabe: Christoph Bochdansky
Mehr Infos zu Christoph Bochdansky hier.


Das kleine Gespenst

Augsburger Puppenkiste

Stückinhalt: Leicht wie ein Windhauch treibt es zur Geisterstunde durch die Gemäuer der Burg Eulenstein, doch das kleine Gespenst wünscht sich nichts sehn licher, als die Welt einmal bei Tag zu erleben. Nie hätte es geahnt, dass sein Wunsch einst in Erfüllung gehen könnte, aber eines Tages wird an der nahen Turmuhr gearbeitet und dabei die Uhrzeit unmerklich verstellt. Um exakt 12 Stunden geht die Uhr nun nach. Die Menschen merken dies freilich nicht, doch das kleine Gespenst wird aufgrund dieses Fehlers nun mittags und nicht um Mitternacht geweckt. Anfangs begeistert von der Gelegenheit muss der Geist jedoch erkennen, dass nicht viel Grund zur Freude besteht. Vom Tageslicht wird er schwarz gefärbt und die Men schen fürchten sich vor ihm. Nur die drei Kinder Jutta, Günther und Herbert freunden sich mit dem kleinen Gespenst an. Gemeinsam mit dem Burguhu Schuhu machen sie sich sogleich daran, dem unglücklich neuen Freund wieder zu seinem nächtlichen Leben zu verhelfen – doch ist dies leichter gesagt als getan …

Premiere: 1994
Buchvorlage: „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler
Puppenbau: Hannelore Marschall-Oehmichen, Jürgen Marschall
Inszenierung: Peter Scheerbaum
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
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Das kleine Gespenst.
Foto:


Klein Zaches, genannt Zinnober

Düsseldorfer Marionetten-Theater

Stückinhalt: Baron Dapsul von Zabelthau der 13. hat die Aufklärung eingeführt. Selbstverständlich kann er in seinem Land keine Feen, Zauberer oder ähnliche Wesen mehr dulden und verweist sie alle des Landes. Darüber hinaus muss die ganze Welt erfassbar und überschaubar werden, das heißt, alle Dinge müssen beschrieben, gemessen, gewogen werden. Was nicht bewiesen ist, das gibt es nicht. Das ist ganz im Sinne des Naturwis senschaftlers Mosch Terpin. Er veranstaltet einen „Literarischen Tee“, zu dem er auch die Studenten Fabian und Balthasar, einen glühenden 112 Verehter seiner schönen Tochter Candida, einlädt. Neben dem Minister wird als besonderer Ehrengast Herr Zinnober erwartet, der wegen seiner Talente und feinen Umgangsformen empfohlen worden ist, der aber in Wirklichkeit ein von der Fee Rosabelverde verzaubertes, geisterhaftes Wesen ist.  

Zauberer Prosper täuscht sein Publikum.
Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater

Während des Gesellschaftsabends geschehen seltsame Dinge: der scheußliche Zinnober erntet alles Lob für das physikalische Experiment des Mosch Terpin, auch der Gesang der Sopranistin wird ihm zugeschrie ben, und die Begeisterung über „sein“ Liebesgedicht, das in Wahrheit Balthasar vorgetragen hat, kennt keine Grenzen. Als dann auch noch Candida Zinnober küsst, der doch mit seiner Hässlichkeit und seinem grauenhaften Geschmatze, Gezeter und Gezappel höchst abstoßend ist, fällt Balthasar in tiefe Verzweiflung. Da erscheint der als Doktor getarnte Zauberer Prosper Alpanus auf der Bildfläche und wendet alles zum Guten. Hintergrundinformationen: Das satirisch-romantische Märchen nach E. T. A. Hoffmann spiegelt mit viel Ironie den Kampf zwischen Phantasie und Rationalismus wider. In der Inszenierung des Düsseldorfer Marionetten-Theaters werden die Gegensätze zwischen Romantik und Aufklärung, Poesie und Wissenschaft hauptsächlich durch das starke Karikieren der Figuren in Gestaltung und Stimme herausgestellt: Allen voran natürlich der abscheuliche Zaches mit Buckel, tief geschnittener Fratze und spindeldürren Gliedmaßen. Zauberhaft geht es hingegen bei Prosper Alpanus zu, aus dessen Zauber buch verschiedene Kobolde in Form von Flachfiguren entsteigen. Auch Elemente des Schattenspiels fließen in die phantasievollen Bühnenbilder ein, z. B. das Harfenspiel im Salon des Mosch Terpin, die Verzauberung des Zaches im Zauberspiegel oder wenn Zaches auf der Flucht nachts 113 durch sein herrschaftliches Haus hastet, über sein Bett stolpert und schließlich im Nachttopf ertrinkt.

Eine merkwürdige Gesellschaft.
Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater

Der kleine Zaches als Kobold.
Foto: Düsseldorfer Marionetten-Theater


Premiere: 1986
Buchvorlage: frei nach E.T.A. Hoffmann
Regie: Anton Bachleitner
Puppenbau: Anton Bachleitner
Autorin: Susanne Kröber
Freundliche Leihgabe: Düsseldorfer Marionetten-Theater
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Lord Schmetterhemd

Augsburger Puppenkiste

Filminhalt: Im vorigen Jahrhundert stand hoch im Norden von Schottland ein Schloss – ein Schloss, Bloodywood Castle genannt! Da war kein Tross mehr – was nicht verwundert. Leer – ja, leer – leer stand der düstere Ort. Es war nicht geheuer im alten Gemäuer. Nur noch der Lord mit seinem Diener wohnte dort. Und mitternachts um Zwölfe, wenn draußen heulten die Wölfe, da saß der Lord am Kamin, trank seinen Port und hatte einen Splin. So beginnt die Geschichte des Lord Shnatterman, dessen Splin darin besteht, in den Wilden Westen reisen zu wollen, um Indianer zu fotografie ren. Dies allerdings sehr zum Entsetzen seines Butlers und guten Freundes Cookie Pott. Um das Abenteuer abzuwenden, gibt dieser zu beden ken, dass solch ein Unternehmen Unsummen Geldes verschlingen würde, die seine Lordschaft nicht besitzt. Doch statt das Vorhaben aufzugeben, spielt Shnatterman ernsthaft mit dem Gedanken sein altes baufälliges Schloss zu verkaufen. Dieser Plan wird jedoch an höherem Ort gehört und nicht geduldet. Noch in der folgenden Nacht bekommt der Lord daher unerwarteten Besuch. Es erscheinen drei Geister seiner Vorfahren. Jeder in der Gestalt des Tieres, das seinen Charakter zu Lebzeiten am Besten widerspiegelt. »Ich erinnere mich noch gut an das Datum. Wir schrieben den 1. April 116 1885. Es war eine dieser unfreundlichen kühlen Nächte, neblig und gott verlassen, wie sie in unserem nördlichen Schottland häufig sind. Aber im Kamin prasselte und krachte das Feuer …« wird der Lord später über seine erste Begegnung mit Onkel Bernie, Tante Turkey und Onkel Rab schreiben. Doch bis er zum Schreiben kommt, wird noch einiges gesche hen.

Hintergrundinformationen: Nachdem Manfred Jenning das Buch „Lord Schmetterhemd – Besuch aus dem Jenseits“ bereits kurz nach Erscheinen als gleichnamiges Hörspiel bearbeitet hatte, adaptierte er den Stoff und die mittlerweile erschie nenen Fortsetzungen „Lord Schmetterhemd – Der Tödliche Colt“ und „Lord Schmetterhemd – Der Geist des Großen Büffels“ einige Jahre später auch für das Fernsehen. Bei der Besetzung der Rollen wurde dabei mit einer Ausnahme die alte Riege der schon am Hörspiel beteiligten Sprecher beibehalten.

Erstausstrahlung: 1979
Buchvorlage: „Lord Schmetterhemd“ von Max Kruse
Puppenbau: Hannelore Marschall-Oehmichen
Regie: Manfred Jenning
Freundliche Leihgabe: Augsburger Puppenkiste
Mehr Infos hier.

Lord Schmetterhand.
Foto: Fotostudio Meile






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AKTIONEN ZUR SONDERAUSSTELLUNG

Geisternacht im Museum

Wenn am Ende des Tages die Sonne untergeht und sich die Türen des Museums „die Kiste“ schließen, erwachen die Geister zum Leben! Aus gerüstet mit Taschenlampen erforschen die furchtlosen Besucher*innen das Museum in der Dunkelheit und begegnen in der schaurig- schönen Atmosphäre Waldgeistern, kopflosen Rittern und sogar dem seltenen Wurzelknorz. Ein Abenteuer in der Welt der Geister unter Anleitung un serer fachkundigen Geisterjäger, auch Museumsführer*innen genannt. Und wer weiß, vielleicht treffen die Besucher*innen sogar unseren Haus geist persönlich!

Kosten: 15,00 €uro pro Person
Personenanzahl: maximal 15
Alter: ab 5 Jahre
Termine: Samstag, 29. März 2025 Donnerstag, 24. April 2025 Freitag, 23. Mai 2025 Freitag, 27. Juni 2025  und Freitag, 4. Juli 2025
Uhrzeit: Jeweils um 19.45 Uhr
Dauer: ca. 1 Stunde
Treffpunkt: vor dem Museumseingang im ersten Stock
Anmeldung unter:  info@dieKiste.net

Geisternacht in der Kiste.
Foto: Elmar Herr




Abenteuer unter der Baumwurzel

Sandra Lienhard vom Theater "Die Prinzenbude" vor ihrem Schaukasten.
Foto: Lima423

Theater mit Workshop

Zu Beginn des Workshops tauchen die Kinder mit dem Stück „ELFI in GEFAHR – Abenteuer unter der Baumwurzel“ des Theater „Die Prinzenbude“ in die unsichtbare Welt der Waldwesen ein und erleben mit Elfi, der Elfe und Schmauchi, dem Troll, gefährliche Abenteuer: schnappende Blumen, zischende Hakelmännchen und dann brennt auch noch der Wald! Nur wenn alle mit anpacken, kann er gerettet werden! Inspiriert von dem Theaterstück, haben die Kinder im Anschluss die Möglichkeit, selbst aus Naturmaterialien Figuren zu basteln und Elfenmöbel zu gestalten. Dabei werden Sie von einer Akteurin des Umweltbildungs zentrum Augsburg unterstützt und erfahren dabei Interessantes über Bäume & Pflanzen und wie wir achtsam mit der Natur umgehen können. 

Kosten: 20,00 Euro pro Kind
Anzahl: maximal 25 ab 5 Jahren
Termine: Mittwoch, 11. Juni 2025 / 10 bis 13 Uhr und Montag 4. August 2025  / 14 bis 17 Uhr
Nebenraum des Foyers der „Kiste“
Anmeldung unter: Info@dieKiste.net


KINDER-ECKE

Hier können die Besucher Fotografien von selbst entdeckten Naturgeistern einreichen. Diese werden dann in den drei Bilderrahmen präsentiert:
Galerie der Naturgeister

Schicke deinen Schnappschuss! Ob Kobolde, Feen, Gnome oder Trolle, in der Vorstellung der Menschen stehen Naturgeister mit einem bestimmten Ort in Verbindung oder sind dessen Seele. Die scheuen Wesen zeigen sich nur bei achtsamer Beobachtung. Beim genauen Hinschauen kann es also sein, dass ein Naturgeist erscheint… wenn auch nur für einen flüchtigen Augenblick. Hast du schon einmal einen Naturgeist beobachtet? Vielleicht hattest du ja Glück und konntest den Geist mit deiner Kamera festhalten. Wir freuen uns, wenn du dein Erlebnis mit uns teilst.

Schicke dazu eine E-Mail mit deinem Foto an: info@diekiste.net …und wer weiß, vielleicht ist dein Geist schon bald ein Teil unserer Bildergalerie.

Tretet ein in unser Spukschloss!


Die Kinderecke haben wir als Lost Place Zimmer gestaltet. Es ist ein ver lassenes Schlosszimmer, in dem es spukt. Hier gibt es einen Geister schrank zu entdecken, dekoriert mit den Geistern aus dem Kabarett 2024. Zudem steht hier ein Original- Geisterbahnwagen als Fotoshoot-Möglichkeit.

Geisterbahnwagen.
Foto: Lima423


Bastel‘ dir deinen eigenen Taschengeist!

Was du brauchst: Taschentücher, einen Pfeifenputzer und einen schwarzen Filzstift 1. Nimm ein Taschentuch und faltet es auf. 2. Nimm ein zweites Taschentuch und forme es zu einer Kugel. 3. Lege die Taschentuch-Kugel mittig auf das erste Taschentuch und umschließe die Kugel mit dem ersten Taschentuch. 4. Knote den Pfeifenputzer um deine Kugel. Jetzt hat dein Taschengeist einen Kopf und ein gruseliges Gewand! Zuletzt nur noch Augen und Mund drauf malen und fertig ist dein Taschengeist!

Taschengeist.



Bastel dir einen 3D-Hologramm-Projektor

Was du brauchst: Schnittvorlage Hologramm, eine Schere, Klebefilm, dein Smartphone
1. Suche dir eine der vorgefertigten Schnittvorlagen (Folie) für deinen Hologramm- Projektor aus.
2. Schneide die vier Trapeze mit einer Schere auseinander.
3. Lege nun die vier Teile an den schrägen Seiten zusammen, so dass sich die Form des Hologramms erkennen lässt. Jetzt brauchst du den Kleber, um die ersten drei Seiten miteinander zu verbinden.
4. Falte deine Trapeze an den geklebten Seiten zusammen. Ist dies erledigt kannst du die letzte offene Seite verkleben. Fertig ist dein Hologramm- Projektor!
5. Scanne abschließend den QR-Code mit einem Smartphone. Öffne das Video und platziere deinen Projektor auf der Mitte des Displays.
Kleiner Tipp: Für ein besonders schauriges Ergebnis, suche dir eine dunkle Ecke im Museum.



Einführung in die Ahnenforschung  

Wo liegen meine Wurzeln? Und welche Ereignisse in der Vergangenheit haben meine Familiengeschichte geprägt?

Antworten auf diese Fragen finden sich häufig in den reichen Beständen kommunaler Archive. Mit ausgesuchten Dokumenten und spannenden Lebensgeschichten aus dem Stadtarchiv Augsburg nähern wir uns im Workshop den Lebenswelten unserer Vorfahren. Dabei wollen wir uns auch auf Spurensuche nach den früheren Bewohnern des historischen Heilig-Geist-Spitals machen, in dessen Räumen sich heute die Puppenkiste befindet.  

Referent: Mario Felkl /Dipl. Archivar (FH), Stadtarchiv Augsburg

Kosten: kostenlos
Alter: für Erwachsene
Termin: Montag, 23. Juni 2025 
Uhrzeit:  18.30 Uhr
Dauer: ca. eineinhalb Stunden
Treffpunkt:  im Foyer in der „Kiste“
Anmeldung unter:  Info@dieKiste.net


Vortrag zur Familienforschung im Fuggerarchiv

Jakob Fugger, dessen Todestag sich heuer zum 500. Mal jährt, stiftete im Jahr 1521 auch im Namen seiner bereits verstorbenen Brüder die Fuggerei. In mittlerweile fünf Jahrhunderten haben zahlreiche bedürf tige katholische Augsburger in der Fuggerei gelebt - und ihre Spuren in den Quellen hinterlassen. Im Rahmen des Vortrags lernen wir diese ge rade für Familienforscher interessante Überlieferung näher kennen, werfen einen Blick in ausgewählte Bewohnerakten aus den Beständen des Fuggerarchivs und versuchen gemeinsam, den Lebensgeschichten der Fuggereibewohner weitere Puzzleteile hinzuzufügen.

Referent: Dr. Stefan Birkle, Fürstlich und Gräflich Fuggersches Familien- und Stiftungsarchiv
Kosten: kostenlos
Alter:  für Erwachsene
Termin: 14. Juli 2025
Uhrzeit: 18.30 Uhr
Dauer:  ca. eineinhalb Stunden
Treffpunkt: im Foyer in der „Kiste“
Anmeldung unter: info@dieKiste.net


Fadenzieherei

Einfach mal die Fäden selbst in die Hand nehmen und die Magie des Marionettenspiels erleben!

Die Teilnehmenden werden von Ensemblemit gliedern der „Augsburger Puppenkiste“ mit Originalfiguren aus dem Fun dus in die grundlegenden Geheimnisse des Puppenführens eingewiesen und erfahren Schritt für Schritt die Bewegungsmöglichkeiten der Mario nette. Nach einfachen Vorübungen wird die Figur erklärt und dann jede Bewegung trainiert.

Kosten: 30,00 Euro pro Person
Alter:  ab zwölf Jahre
Termine:  Samstag, 19. April 2025 (mit Phil Bierbrauer) Samstag, 3. Mai 2025 (mit Hans Kautzmann) Samstag, 17. Mai 2025 (mit Andreas Ströbl) Samstag, 14. Juni 2025 (mit Andreas Ströbl) Samstag, 5. Juli 2025 (mit Phil Bierbrauer) Samstag, 30. August 2025 (mit Andreas Ströbl) Samstag, 27. September 2025 (mit Phil Bierbrauer) Samstag, 11. Oktober 2025 (mit Hans Kautzmann)
Uhrzeit:  10.15 Uhr bis 13.15 Uhr
Ort: Nebenraum des Foyers der „Kiste“
Anmeldung: Info@dieKiste.net

Grusel-Marionetten an Fäden.
Foto: Lina Mann


Spuk und Geistergeschichten 

Spuk bezeichnet unerklärliche, unheimliche, irritierende, teilweise bedrohlich wirkende Vorgänge und Erscheinungen. Weit gefasst bezieht sich der Begriff auf alles, was geisterhaft erscheint. Spukende Geister werden sowohl in der Welt der Natur- als auch der Totengeister verortet. Spukende Totengeister werden oftmals auch als Gespenster bezeichnet. Als Gründe für das Erscheinen von Verstorbenen zählt nach alten Überzeugungen die Todesart – in der griechischen Antike waren es die zu jung Verstorbenen, die gewaltsam zu Tode Gekommenen und die Nicht-Bestatteten, die als Gespenster wiederkehrten. Im Laufe der Geschichte sind weitere Gründe hinzugekommen, auch unvollendete Anliegen, die Sorge um die Hinterbliebenen, das Warnen vor einer Be drohung oder das Voraussagen zukünftiger Ereignisse.

Die Parapsychologie unterscheidet bei Geistern von Menschen zwischen dem ortsgebundenen und dem personengebundenen Spuk. Ersterer be zeichnet wiederkehrende Geistererscheinungen oder Spukphänomene an ein und demselben Ort, der sich über lange Zeit hinziehen kann. Bei der zweiten Art sind die Erscheinungen an eine Person gebunden, die als Fokusperson im Mittelpunkt des Geschehens steht. Geister können mit dieser auch einen Ortswechsel vollziehen. Als ein dritter Typus wird von der Zoologin und Spukforscherin Fanny Moser (1872 – 1953) der „ephemere Spuk“ angeführt, der nur vorübergehend oder flüchtig, nur an einem Tag auftritt und in Zusammenhang mit einem Todesfall steht. Geht man von einem ortsgebundenen Spuk aus, so manifestieren sich Spukphänomene an bestimmten Orten häufiger als an anderen. Charakteristische Orte sind alte oder verlassene Gebäude wie Schlösser, Burgen und Ruinen. Geisterhäuser und Spukorte sind auch zentral in den unzähligen Geisterschilderungen, die es zu allen Zeiten in Volkssagen, Mythen, Märchen und in der Literatur gibt.


Das Spukhaus in Athen



Der älteste schriftliche Bericht über einen ortsgebundenen Spuk stammt aus der Klassischen Antike. Der römische Schriftsteller Plinius der Jüngere (61/62 – ca. 113 n. Chr.) berichtete um 100 n. Chr. in seinem berühmten „Gespensterbrief“ (Epistulae, VII, 27, 7 ff.) von einem Spukhaus in Athen. Dort erschien nachts ein Geist in Gestalt eines alten, abgemagerten und in Ketten gefesselten Mannes, der mit seinen Ketten rasselte. Laut Plinius war es der Philosoph Athenodoros von Tarsos, der sich dem Spuk freiwillig aussetzte. Als dieser nach Athen kam, mietete er das Haus, obwohl er von den Vorfällen gehört hatte. Schon in der ersten Nacht erschien der Geist und forderte Athenodoros auf, mit ihm mitzukommen. Nachdem der Philosoph dem Geist in den Hof gefolgt war, verschwand dieser sogleich. Athenodoros ließ an besagter Stelle nachgraben und es kamen die nicht ordnungsgemäß bestatteten Gebeine eines in Ketten gelegten Menschen zum Vorschein. Der Tote wurde rechtmäßig bestattet und das Haus war fortan frei von Geistererscheinungen.



„Der Geist, der Athenodorus erschien“, Titelbild in: Lucianus Philopseudes: Ein Gespäch Luciani / ob man der Zauberey unnd Poldergystern glauben soll…, Augsburg 1545.


Poltergeister



Poltergeister können spukhafte Phänomene oder eine bestimmte Form von spukenden Geistern sein. Als Spukgeist kann der polternde Geist zur Familie der Kobolde gezählt werden. Der Geist ist meist körperlos und wird für übernatürliche Geschehnisse, wie unerklärliche Geräusche, umherfliegende Möbel oder zerbrechende Haushaltsgegenstände verant wortlich gemacht. Poltergeistaktivitäten sind von kurzer Dauer und v. a. physisch-akustisch wahrnehmbar. Dem Volksglauben zufolge scheint sich die Aktivität eines Poltergeists auf ein bestimmtes Familienmitglied zu konzentrieren, häufig auf einen Heranwachsenden. Der erste aufgezeichnete britische Poltergeistbericht ist der des soge nannten Trommlers von Tidworth in der britischen Grafschaft Wiltshire aus dem Jahr 1661. Der Richter John Mompesson erließ der Überlieferung zufolge einen Haftbefehl gegen den Landstreicher William Drury und konfiszierte dessen Trommel. Als Mompesson wenig später von einer Dienstreise aus London zurückkehrte, fand er seine Frau und die Kinder völlig aufgelöst vor. Diese berichteten, dass sie in fast jeder Nacht von lauten Trommelgeräuschen aufgeschreckt worden seien. Bald darauf er tönte das Trommeln sogar über dem Dach des Hauses und war so auch für Vorbeigehende zu vernehmen. Des Weiteren begannen Möbel umher zufliegen und Personen zu schweben. Die Poltergeistaktivitäten endeten angeblich im Jahre 1662, als Drury wegen Hexerei vor Gericht gebracht und ins Exil geschickt wurde.



Titelbild von W. Fanthorne zu einem Bericht über den „Drummer of Tedwort“, in: Joseph Glanville: Saducismus trium phatus, 1700


Spuk von Rosenheim



Der Poltergeistfall von Rosenheim gilt in der Forschung als einer der am besten dokumentierten Spukfälle weltweit. Er spielte sich in den Jahren 1967 und 1968 für einige Monate in einer Rechtsanwaltskanzlei in Rosen heim ab. Lampen fingen von allein an zu schwingen, Schubladen öffneten sich, das Telefon spielte verrückt und verzeichnete unzählige Anrufe, die niemand getätigt hatte. Das Besondere war, dass es mehrere Zeugen gab, die diese Phänomene beobachtet hatten. Die Medien berichteten darüber und so wurde auch Prof. Hans Bender, der Gründer des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg, darauf aufmerksam. Er nahm sich des Falles an. Umfangreiche technische und physikalische Untersuchungen konnten keine Erklärung liefern, Bender stellte jedoch fest, dass die Vorkommnisse wohl an die Anwesenheit der Angestellten Annemarie Schaberl geknüpft waren, und stufte den Fall als personengebundenen Spuk ein, den er auf bestimmte psychologische Konflikte Schaberls zurück führte. Benders Vorgehensweise bei den Untersuchungen wurde jedoch auch kritisiert und der Fall nach Ansicht von Skeptikern als Schwindel aufgedeckt.



Annemarie Schaberl, 1967, unbekannter Fotograf


Das Spukhaus Borley Rectory



In kaum einem anderen Land gibt es so viele vermeintliche Spukorte und Geistergeschichten wie in England. Das berüchtigtste Spukhaus Englands befindet sich in dem kleinen Dorf Borley in der Grafschaft Essex. Mit 2.000 berichteten Spukphänomenen ist es einzigartig. Es hat seinen Ruhm sicher zu einem großen Teil dem Parapsychologen und selbsternannten Geisterjäger Harry Price (1881 – 1948) zu verdanken. Dieser mietete 1937 das Haus, um dort mit 40 weiteren Geisterjägern dem Spuk auf den Grund zu gehen. Reverend Henry Dawson Ellis Bull hatte das Pfarrhaus 1863 erbaut. Die Geschichte, die von einigen Familienmitgliedern des Pfarrers erzählt wurde, handelt vom Geist einer Nonne, der im Garten des Pfarrhauses 91 umgehen soll. Auch soll ab und zu eine gespensterhafte Pferdekutsche zu hören gewesen sein. In den 1920er-Jahren vernahm das Ehepaar Smith im Haus unerklärliche Vorgänge, wie das Klingeln der Türglocke oder das wiederholte Herausschießen von Schlüsseln aus einem Schlüsselloch. Bisher nicht zu erklären ist auch der Bericht von Sir George und Lady Whitehouse, die in diesem Haus die Levitation (das Schweben) eines Messers, einer Flasche und eines Glases erlebten. Bis heute ist Borley Rectory als Spukort so beliebt, dass man es kaum findet, denn die Wegweiser werden permanent von Touristen gestohlen.



Borley Rectory vor 1939, © Eileen J. Garrett Parapsy chology Foundation collec tion, Collection 331, Spe cial Collections, University of Maryland, Baltimore County 92


Die Weiße Frau



Die Weiße Frau oder Dame ist eine in Weiß gekleidete Geistergestalt. Von dieser Spukerscheinung haben sich im Laufe der Jahrhunderte allein in Deutschland viele Geschichten und Berichte angesammelt. Der Begriff kann sich auch auf eine ganz bestimmte, identifizierte weibliche Person beziehen, die in Weiß gekleidet erscheint. In Großbritannien gibt es den vieldeutigen Begriff der „White Lady“, wäh rend die irische „Banshee“, wie die Weiße Frau, die undankbare Aufgabe hat, den Tod eines Familienmitglieds anzukündigen. Als Gespenst soll die Weiße Frau in mehreren Schlössern europäischer Adelsfamilien gespukt haben, häufig als Geist eines weiblichen Vorfahren des betreffenden Geschlechts. Die Hohenzollern hatten ihre Weiße Frau, die vor dem Tod eines Familienmitglieds er schien, während die Wittels bacher eine Schwarze Frau kannten.



Erscheinung der Weißen Frau am Totenbett, in: La Lecture Journal de Roman N°121, 1857


Sagenumwobene Naturgeister

Naturgeister sind in unzähligen Erscheinungsformen Teil vieler Volkssa gen und Spukgeschichten. Dabei sind Naturgeistervorstellung sehr lokal, teilweise sogar individuell geprägt. Sie hängen vom Lebensraum und der sozialen Stellung eines Menschen ab. Schon in Mitteleuropa unterscheiden sich die Naturräume und die damit zusammenhängenden Lebens- und Wirtschaftsforen erheblich und so kennt z. B. ein Bauer in den Bergen andere Naturgeister als ein Bauer an der Küste oder ein Bergarbeiter andere als ein Waldarbeiter. Beispielsweise gibt es nach dem Volksglauben zahlreiche regionale Berggeister. Unter anderem die koboldartigen Bergmännchen: Bergteufelchen, Knappenmandl, Grubenmännlein oder Bergmönche. Ihr Charakter ist ambivalent. Georg Agricola (1494 – 1555) berichtet in seinem Werk „De animantibus subterraneis“ von Geistern, die sich in Bergen aufhalten. Die Bergmännchen sieht er als eine Ursache für das Schließen von Bergwerken an. So schildert er als Beispiel für ei nen Bergteufel einen Geist mit wilden Augen und langgestrecktem Hals, der in Annaberg im Erzgebirge zwölf Arbeiter durch seinen giftigen Atem hauch getötet haben soll, woraufhin das Bergwerk, trotz seiner hohen Silbergehalte, aufgegeben wurde.  
 
Ein schwarzer Bergteufel in einem norwegischen Bergwerk, in: Olaus Magnus: Historia de gentibus septentrio nalibus, Buch 6, Kap. 10, 1555

Schutz vor Geistern

Ein Kriterium bei der Kategorisierung von Geisterarten kann deren Ein fluss auf das menschliche Leben sein. Es gibt gute Geister, die sich freundlich und hilfsbereit zeigen, die Menschen sogar beschützen. Daneben gibt es aber auch Vorstellungen von bösartigen Geistern, die Unheil bringen. Gegen den Schaden durch übernatürliche Kräfte, böse Geister und Dämonen versuchten sich die Menschen im Volksglauben seit jeher zu schützen. Dabei greifen sie zu magischen Vorsichts- und Abwehrmaß nahmen, wie Reinlichkeit, Opfergaben, Mittel aus dem Pflanzenreich, Feuer, Metalle wie Eisen, das Geister besonders schrecken soll, oder Edelsteine, vor allem den Bergkristall, der als lichtdurchlässiges Gestein Reinheit symbolisiert.


Herzförmiger Amulettanhänger
18. Jahrhundert Bergkristall,
Silber Deutschland

Solche Gegenstände werden oft als Anhänger ge fasst und als Amulett am Körper getragen, damit deren magische, hei lende oder schützende Eigenschaften auf die tragende Person überge hen. Amulette sind in allen Kulturen bekannt. Auch klare und reine Gedanken sowie Gebeten wird die Kraft zugeschrieben, Unerwünschtes abzuhalten. Dies zeigt auch, dass die Übergänge zwischen Glauben und Aberglaube fließend sind. In christlich geprägten Gesellschaften konnte die Kirche nicht verhindern, dass sich magische und religiöse Aspekte vermischen. So wurden zum Beispiel Wallfahrtsan denken und Weihwasser eine schützende Wirkung gegen Übernatürliches zugeschrieben und auch Rosenkränze sollten als Schutz vor Geistern und Dämonen dienen.


Amulettanhänger mit Vogelschnabel
18. / 19. Jahrhundert
Horn und Silber
Deutschland
Freundliche Leihgabe: Museum Oberschönenfeld

In Europa wandte sich die christliche Kirche ab dem Mittelalter gegen die als abergläubisch eingestufte Verwendung von Amuletten. Das hinderte den Volksglauben nicht daran, an Amuletten mit christlichem Bezug festzuhalten bzw. Devotionalien als Schutzmittel gegen Geister einzusetzen.


Gebetbuch 1674
Papier, Leder Mainz (Druckort)
Magisch-religiöses Gebetbuch (Amulett) mit dem Titel
„Geistlicher Schild gegen geist und leibliche
Gefährlichkeiten allzeit bey sich zu tragen…“



Rosenkranz 1820 - 1840 Glas, Zinn, Textil
Dießen am Ammersee
Freundliche Leihgabe: Museum Oberschönenfeld

Die Welt der Geister zwischen Natur und Kultur

Es gibt unzählige Arten von Geistwesen, aber keine einheitliche Typolo gie. Oftmals überschneiden sich die Kategorien, unter die sich die Geis ter einordnen lassen. Grundsätzlich lässt sich zwischen Geistern mensch lichen und Geistern nichtmenschlichen Ursprungs unterscheiden. Unter die erste Gruppe fallen die Toten- und Ahnengeister, da sie die Seelen beziehungsweise Geister von verstorbenen Menschen darstellen. Nicht menschlichen Ursprungs sind die Naturgeister, Wesen, die unabhängig vom Menschen in der Natur vorkommen. Sie stehen mit einem Ort in der Natur in Verbindung oder sind dessen Seele. Sie können als Geister von Tieren oder Pflanzen auftreten und sind als Elementargeister den Ele menten Feuer, Erde, Wasser und Luft zugeordnet. Zu den Luftgeistern zählen beispielsweise Elfen und Feen. Feuergeister sind Feuermännchen oder Drachen. Dem Element Wasser zugeordnet sind Nymphen, Meerjungfrauen und Wassermänner. Zu den Erdgeistern gehören die Kobolde, die wiederum in Wesen wie Zwerge, Gnome und Trolle oder den Schrat unterteilt werden und spukend auch als Poltergeist auftreten können. Aus den Naturgeistern entwickelten sich die Hausgeister. Sie näherten sich aus der Natur heraus dem Lebensraum der Menschen an und hielten Einzug in deren Häuser und Wohnungen. Dort wirken und spuken sie in unterschiedlichen Erscheinungsformen – als Heinzelmännchen, Wichtel oder Klabautermann.


Filme mit Interviews zur Sonderausstellung "Zeit für Geister"

HANS ZEIGT UNS GRUSELIGES IN DER KISTE



GERD MEIER IST KLEINER ROTER KOBOLD UND MEERESKÖNIG

Gerd Meier mit seiner Frau und der Urkunde zur Ehrenpatrnenschaft für den Meereskönig.
Foto: lima423



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Das Museum


„die Kiste“ – das Augsburger Puppentheatermuseum befindet sich über den Räumen der Augsburger Puppenkiste im denkmalgeschützten Heilig Geist-Spital. Die Räume werden von der Stadt Augsburg gestellt, getra gen wird das Museum durch den Verein „Freunde des Augsburger Puppenspiels“ und es finanziert sich aus Spenden und Eintrittsgeldern.

Seit Eröffnung im Oktober 2001 konnte „die Kiste“ bereits über 1,2 Millionen Besucherinnen und Besucher willkommen heißen und entwickelte sich so zum erfolgreichsten Puppentheatermuseum Europas. Zum Erfolgsrezept tragen zum einen die Bekanntheit und Beliebtheit der Augs

burger Puppenkiste bei – in der Dauerausstellung präsentiert das Museum die Film- und Fernsehstars des Marionettentheaters. Zum anderen zeich net sich „die Kiste“ auch durch ein ungewöhnliches Konzept aus: die zweimal im Jahr wechselnden Sonderausstellungen schaffen durch ihren interdisziplinären Ansatz interessante Verbindungen zwischen der Welt des Figurentheaters, Realthemen und wissenschaftlichen Aspekten. Dazu tragen Kooperationen mit und Leihgaben von internationalen Puppentheatern, Wissenschaftler*innen, Hochschulen, anderen Museen und Kultureinrichtungen sowie Künstlerinnen und Künstlern bei. Das Museum wurde 2007 als einziges Museum seiner Art mit einer Schirmherrschaft der UNESCO bedacht.





AUGSBURGER PUPPENKISTE

Augsburg / Ulrichsviertel
Spitalgasse 15

Museum "die Kiste"
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag, 12:00 bis 18:00 Uhr
(bei öffentlichen Abendvorstellungen im Theater bis 19.30 Uhr).

Restaurant "Die Kiste"
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 12:00 bis 18:00 Uhr,
bei öffentlichen Abendvorstellungen bis ca. 22:30 Uhr
Reservierung empfohlen (Tel.: 0821 / 450 345-29)

www.diekiste.net.

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