
Augsburgs Grüne sind begeistert vom Festival Modular. Auf unserem Bild sind die Bürgermeisterin Martina Wild, einige Stadträte, der Kultur-Referent Jürgen Enninger und die Landtagsabgeordnete Stefanie Schuhknecht zu sehen.
Auf dem Augsburger Festival Modular sollen sich dieses Jahr angeblich auch linksextreme Gruppierungen betätigt haben. Das hat wohl zuerst der ehemalige AZ-Journalist Jürgen Marks, jetzt Sprecher beim ziemlich rechtsgestrickten bayerischen Wirtschaftsminister Huber Aiwanger, per Internet offenbart und einige Augsburger Medien sind auf dieses Thema eingestiegen.
Ebenso die Junge Union und die AfD, die natürlich sofort von einer einseitigen politische Ausrichtung spricht und fordert, dass Steuergelder nicht für Veranstaltungen verwendet werden, bei denen „Linksaußen-Anhänger“ werben dürfen. In Stadtratssitzungen und öffentlichen Statements fordert die AfD, dass die Stadt Augsburg die Förderung des Festivals überdenkt oder sogar einstellt, solange solche Gruppen Teil des Programms sind. Die AfD spricht auch von einer „Politisierung“ des Festivals und kritisiert, dass das Festival nicht mehr für alle Jugendlichen offen sei, sondern gezielt linke und „woke“ Themen fördere.
Dann äußerte sich dazu auch die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber.
![]() |
| AfD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem angesehen. Mitglieder dieser Partei sitzen im Augsburger Stadtrat und bekommen dafür Geld. |
Auf jeden Fall wird durch diesen Streit das Festival Modular und der Stadtjugendring schwer beschädigt.
| Das Antikapitalistische Klimatreffen war auf dem Modular 2025 mit einer Klimaschnitzeljagd aktiv. Auf unserem Bild vor der City-Galerie in Augsburg. |
Es wird nun über die Entlassung der zuständigen Organisations-Personen im Stadtjugendring diskutiert und wie weit der Einfluss der Stadtregierung auf das Modular reichen soll, weil das Geld für diese Veranstaltung von der Stadt Augsburg stammt. Dazu kommt noch, dass zu wenige Tickets für Modular verkauft wurden und ein Loch in der Finanzierung entstanden ist. Auch die vegetarische Ausrichtung an den Imbiss-Ständen des Festivals wird kritisiert.
Dabei ist nicht zu vergessen, dass die aktuelle Führung des Stadtjugendrings ein kleineres Festival machen wollte. Man hat sie von der Stadtregierung aus zu einem weiteren großen Ding hingeschubst.
In der aktuellen Diskussion wird auch erwähnt, warum sich eine Stadtregierung über linke Gruppierungen aufregt, wenn doch im Stadtrat mit der AfD auch eine (laut Verfassungsschutz) rechtsextreme Partei sitzt. Und wie war das mit der Aufregung um die Texte der Band Feine Sahne Fischfilet, die bei einem früheren Modular auftraten? Geradezu grotesk wirkt der Augsburger Sturm im Wasserglas, wenn das Motto des Festivals ins Spiel kommt: "Vielfalt, Toleranz und buntes Miteinander".

"Diskurs und Veränderung sind lebenswichtig"
"Teile unserer Stadtfamilie diskutieren gerade lebhaft über die Friedensstadt Augsburg im Allgemeinen und unser Hohes Friedensfest und sein kulturelles Rahmenprogramm im Besonderen. Und ich finde, das ist auch gut so, denn eine Stadt lebt vom Diskurs und ihrer stetigen Veränderung. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass diese Diskussion entstanden ist, weil die Kommunikation zum Beschluss des Kulturausschusses zum Friedensfest besser hätte laufen müssen. Der Fehler darf gerne mir angerechnet werden.
In den vergangenen Jahren hat das städtische Friedensbüro mit den Kirchen und vielen weiteren Akteurinnen und Akteuren rund um den 8. August das Thema Frieden unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Über „Mut“ wurde nachgedacht, über „Fürsorge“ oder über „Zusammenhalt“. Viele spannende Formate wurden entwickelt, große und kleine, und Denkanstöße gegeben. Dabei wurde viel Wert auf die Beteiligung der Stadtgesellschaft gelegt.
Außerdem wurden unterjährig beispielsweise mit den „Augsburger Friedensgesprächen“ spannende Gesprächspartnerinnen und -partner nach Augsburg eingeladen.
Warum also nicht alles lassen, wie es ist?

Die Zeiten haben sich verändert. Seit einem Jahr herrscht in Europa wieder Krieg. Für mich Anlass darüber nachzudenken, wie wir mit unserem Friedensfest und dem Begriff „Friedensstadt“ weiter umgehen wollen. Dabei ist es mir wichtig, die Bereiche auseinanderzuhalten: Es geht meiner Ansicht nach um den Kern des Hohen Friedensfestes, um das kulturelle Rahmenprogramm rund um den 8. August und um die unterjährige Friedensarbeit in unserer Stadt.
Beim kulturellen Rahmenprogramm stellt sich die Frage, ob wir in den neuen Zeiten Veränderungen vornehmen wollen oder vielleicht sogar müssen - und das meine ich nicht inhaltlich, sondern in Bezug auf die Rahmenbedingungen; denn natürlich hat ein kulturelles Rahmenprogramm auch einen diskursiven und intellektuellen Charakter.
Und - und das ist mir ein großes Anliegen - ob und wenn ja, wie wir das Thema „Frieden“ ganzjährig noch spürbarer und vor allem noch breiter in der Stadt platzieren wollen, wie wir in unserer vielkulturellen und vielreligiösen Stadt den Inhalt des Hohen Friedensfestes in die heutige Zeit übersetzen und Schulen, Vereine und aktives Stadtleben unterjährig in die Friedensarbeit einbinden wollen. Hier müssen meiner Ansicht nach Formate diskutiert werden, die neben kulturellen Inhalten wirken können.
Um all diese Fragen zu klären, für die es keine Vorfestlegungen gibt, hat der Kulturausschuss mit einer breiten Mehrheit die Verwaltung beauftragt, sich in einem partizipativen Prozess mit unseren Partnerinnen und Partnern genau darüber Gedanken zu machen. Ziel ist es, Eckpfeiler für die Arbeit des Friedensbüros ab 2024 für die Ausgestaltung des Hohen Friedensfestes und daneben die ganzjährigen Tätigkeiten zu definieren.
Ist das eine Kritik am bisherigen Vorgehen? Nein. Es war für die vergangenen Jahre ein gutes Format und in jedem Jahr ein straffes Arbeitspensum. Diskurs und Veränderung sind überlebenswichtig für eine Stadt. Und das möchte ich anstoßen, im Miteinander mit vielen, denen das Friedensfest, seine Geschichte, seine Bedeutung für die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts und seine Wirkung für unsere Stadt und die Augsburgerinnen und Augsburger am Herzen liegt.
Muss das am Schluss der Oberbürgermeisterin gefallen? Nein. Aber der Stadtrat als demokratisch legitimiertes Gremium braucht eine Grundlage, um eine Entscheidung treffen zu können, wie unsere Zeit ihn definiert, unseren besonderen Augsburger Feiertag. In dem Wissen, dass in ein paar Jahren wieder eine Neujustierung stattfinden muss."
"Vertrauen in die Stadtgesellschaft beschädigt"
| Stadtrat Roland Wegner sieht den Modular-Skandal locker. |
Das Modular-Festival steht seit Jahren für mehr als nur Musik und Unterhaltung. Es ist ein Aushängeschild der Stadt, ein Raum für junge Stimmen, kreativen Ausdruck und gesellschaftlichen Dialog. Dass sich dort auch Gruppen und Besucher*innen einbringen, die kritisch, unbequem oder sogar systemoppositionell sind, ist kein Fehler, sondern ein Zeichen gelebter demokratischer Vielfalt.
Statt auf Dialog und Differenzierung zu
setzen, wählen die Oberbürgermeisterin und die CSU-Junioren den Weg
des Ausschlusses. Sie wollen den Rotstift ansetzen und fordern
Rücktritte. Damit riskieren sie nicht nur das Aus eines überregional
geschätzten Festivals, sondern auch eine Vertrauenskrise in der
städtischen Kulturpolitik. Das Signal ist fatal: Wer sich engagiert,
wer Räume für Jugend, Kunst und politische Auseinandersetzung
schafft, wird unter Umständen unter Generalverdacht gestellt.
![]() |
| Besuchermassen vor der modular-Bühne. |
Dabei bleibt offen, nach welchen Kriterien künftig gefördert werden soll. Wird politische Unbequemlichkeit zum Ausschlusskriterium? Der Ruf nach ideologischer „Sauberkeit“ in der Kulturlandschaft birgt die Gefahr, in einen Kulturkampf abzurutschen – auf dem Rücken junger Menschen und alternativer Szenen.
Statt pauschaler Ablehnung wäre ein transparentes und offenes Verfahren für die Zukunft sinnvoller: Öffentliche Fördermittel könnten an klar definierte Konzepte gebunden und dem Stadtrat vorab zur Entscheidung vorgelegt werden. So ließen sich nachträgliche Skandalisierungen vermeiden – und der Fokus könnte auf dem liegen, worum es bei Modular eigentlich geht: Musik, Austausch, Inklusion, Gemeinschaft und (fleischfreies) Essen.
Ein Festival wie das Modular lebt vom
Diskurs, von Reibung, von Vielfalt. Wer diesen Raum durch politische
Maßregelung verengt, beschädigt nicht nur ein Festival – sondern
das Vertrauen in eine offene, lebendige Stadtgesellschaft."
"Eines der wichtigsten jugendkulturellen Projekte in Bayern"
Modular ist kein Problem, sondern Teil der Lösung: Anna Rasehorn verteidigt das Festival und stärkt dem Stadtjugendring den Rücken| SPD-Landtagsabgeordnete: Anna Rasehorn: „Pauschale Skandalisierung oder gar Rücktrittsforderungen bringen uns nicht weiter und ist als billiges Vorwahlkampfmanöver zu bewerten-" |
Inmitten der aktuellen Debatte rund um das Modular Festival stellt sich die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Anna Rasehorn, klar an die Seite des Stadtjugendrings Augsburg (SJR) und des Modulars. Rasehorn würdigt das Festival als einen zentralen Ort jugendkultureller Teilhabe, politischer Bildung und kreativen Engagements.
"Das Modular Festival ist eines der wichtigsten jugendkulturellen Projekte in Bayern - und ein herausragendes Beispiel dafür, wie junge Menschen Räume gestalten, Verantwortung übernehmen und politische Themen auf ihre Weise verhandeln", so Rasehorn. "Es ist absurd, dass ausgerechnet ein solches Projekt jetzt zur Zielscheibe wird."
Mit Blick auf die jüngsten Vorwürfe und die Diskussion um eine mögliche Überprüfung der städtischen Förderung durch Oberbürgermeisterin Eva Weber, stellt Rasehorn klar: „Pauschale Skandalisierung oder gar Rücktrittsforderungen bringen uns nicht weiter und ist als billiges Vorwahlkampfmanöver zu bewerten. Es wäre als Stadt angebracht, das Gespräch mit dem Stadtjugendring - wie es bisher gute Tradition war - zu suchen und den Sachverhalt aufzuklären. "
Das Modular Festival sei ein Ort, an dem Jugendliche sich ausprobieren, vernetzen, gestalten und ihre Stimmen erheben können.
Als Vertreterin im Bayerischen Landtag hebt Rasehorn auch die Rolle des Stadtjugendrings hervor: "Der SJR leistet seit Jahrzehnten eine unverzichtbare Arbeit für die Demokratiebildung in Augsburg. Er ermöglicht Jugendlichen echte Mitsprache, organisiert Projekte, die weit über die Stadtgrenzen hinausstrahlen, und ist ein verlässlicher Partner in der Jugendpolitik."
Sie fordert deshalb: "Wir sollten als Stadtgesellschaft stolz auf das sein, was junge Menschen beim Modular auf die Beine stellen und ihnen politische Rückendeckung geben, wenn sie unter Druck geraten und nicht sogar noch die aktuelle Förderung in Frage stellen."
"Das Modular Festival muss auch in Zukunft bestehen bleiben"
Die Grüne Jugend Augsburg steht an der Seite des StadtjugendringsStellungnahme der Grünen Jugend: Das Modular Festival ist ein unverzichtbarer Teil der Augsburger Jugendkultur. Wie kaum eine andere Veranstaltung steht es für junges, ehrenamtliches Engagement und ein vielfältiges Kulturprogramm, das durch den Einsatz zahlreicher Freiwilliger jedes Jahr aufs Neue möglich gemacht wird.
Das Modular Festival zeigt, wie viel Kraft im Ehrenamt steckt und wie vielfältig die Jugendkultur in Augsburg ist“, betont Maren Dörr, Co-Sprecherin der Grünen Jugend Augsburg. „Wir danken allen Engagierten und fordern: Das Modular Festival muss auch in Zukunft bestehen bleiben - und braucht dafür weiterhin verlässliche Unterstützung durch die Stadt.
Das Modular ist ein Festival von Jugendlichen für Jugendliche - und genau deshalb gehört eine breite Repräsentation der Augsburger Jugendkultur selbstverständlich dazu. Dazu war auch in diesem Jahr ein breites Spektrum an Vereinen, Organisationen, Initiativen, öffentlichen Einrichtungen und Bildungsstätten vertreten. Der Vorwurf einer „weltanschaulichen Einseitigkeit“, wie ihn die Junge Union Augsburg erhebt, ist absurd und verkennt die Vielfalt, die das Festival auszeichnet.
Die Rücktrittsforderungen der Jungen Union Augsburg gegenüber dem Vorstand des Stadtjugendrings sind maßlos überzogen, kritisiert Miriam Kühnl, Co-Sprecherin der Grünen Jugend Augsburg. Wir stellen uns entschieden an die Seite des Stadtjugendrings und weisen die Forderungen der Jungen Union klar zurück.
Gerade die Junge Union, deren Bundesebene sich in der jüngeren Vergangenheit bereits durch vorschnelle Rücktrittsforderungen und Intoleranz gegenüber anderen politischen Ansichten ausgezeichnet hat, sollte sich bei derartigen Angriffen in Zurückhaltung üben.
Jugendkultur braucht Freiheit, Vielfalt - und starke Unterstützung. Dafür stehen wir als Grüne Jugend Augsburg, so Kühnl abschließend.
"Unterstützung extremistischer Organisationen durch städtische Fördergelder verhindern"
| Matthias Fink und OB Eva Weber, beide CSU: "Stadtjugendring hat ein Demokratie-Bekenntnis unterschrieben." |
Stadtrat Matthias Fink von der CSU hat folgende Meinung zum Modular: "Gemeinsam haben wir 2021 als Schwarz/Grüne Koalition an die Oberbürgermeisterin den Antrag gestellt, dass a) eine Überprüfung aller Förderungen der Stadt Augsburg hinsichtlich möglicher Unterstützung extremistischer Gruppierungen durchzuführen ist, und b) dass alle Empfänger städtischer Förderungen künftig ein Demokratie-Bekenntnis zu unterschreiben haben.
Der Stadtjugendring hat ein solches Demokratie-Bekenntnis (wie alle Empfänger von Förderungen) unterschrieben. Wie wir jetzt wissen, ist er diesem Bekenntnis nicht in vollem Umfang gerecht geworden, da er auf dem Modular linksextremistischen Organisationen eine Bühne geboten hat. Städtische Fördergelder sind also - mittelbar und nur in gewissem Umfang, aber eben doch - extremistischen Organisationen zugute gekommen. Nun muss die Stadtverwaltung Konsequenzen aus diesen Verstößen ziehen.
Nur darum geht es. Ich gehe davon aus, dass auch unser Koalitionspartner Grüne Augsburg nach wie vor zu unserem gemeinsamen Vorgehen steht, mit dem wir die Unterstützung extremistischer Organisationen durch städtische Fördergelder verhindern möchten. Es geht um Verfassungsfeinde auf einem städtisch geförderten Festival. Unsere Demokratie ist von Rechts und von Links bedroht. Wir müssen uns gemeinsam gegen jeden Extremismus stellen - da verbietet sich jegliches Relativieren."
"Hysterisch ausgetragene Aufarbeitung
Stadtrat Peter Hummel von den Freien Wählern meint dazu: "Diese künstliche Aufgeregtheit der JU ist albern, weil die Modular-Beschicker seit Wochen bekannt waren. Niemand hat sich drum geschert. Selfie hier, Selfie dort von den CSU-lern, aber offensichtlich keine Auseinandersetzung mit den Akteuren vorab. Ich übrigens auch nicht. Ich kannte diese Gruppen überhaupt nicht. Deshalb - und auch wegen dieser peinlichen Nachlässigkeit - halte ich eine weniger hysterisch ausgetragene Aufarbeitung für zielführender als irgendwelche Rücktrittsforderungen oder gar die Androhung der Streichung von Zuschüssen für die Jugendarbeit."Der Stadtjugendring Augsburg nimmt zu den Vorwürfen Stellung:
Rücktrittsforderung und politischen Debatte
Das Modular Festival 2025 war ein Erfolg. Punkt. Über 25.000 Menschen haben an drei Tagen ein friedliches, vielfältiges und kreatives Jugendkulturfestival gefeiert. Über 500 Volunteers haben mit riesigem Engagement das Festival zum Leben erweckt. Gemeinsam haben Ehrenamtliche und Hauptamtliche Räume für Musik, Begegnung, Diskussionen, Nachhaltigkeit und Beteiligung geschaffen – für junge Menschen, für Augsburg. Dass dieses Festival nun unter pauschalem Generalverdacht steht, ist nicht nur unfair, sondern gefährlich. Es schwächt das Vertrauen in ehrenamtliches Engagement, beschädigt mutwillig Jugendkultur und trifft vor allem jene, für die der Stadtjugendring das alles tut: junge Menschen.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne, wer Entscheidungen trifft, macht Fehler, und auch wer Festivals organisiert, macht zwangsläufig auch Fehler. Dass das Modular Festival jedes Jahr aufs Neue genaustens evaluiert wird, Risikoabwägungen angestellt werden, Kriterien überarbeitet, Ideen und Visionen in das Konzept eingearbeitet werden und neue Inhalte auch auf Basis der jährlich durchgeführten Besucher*innen-Befragung Einzug in das Festival erhalten, das ist gut und richtig. Der Stadtjugendring geht kritisch mit sich, mit seinen Entscheidungen und mit den Vorwürfen zum Modular 2025 um. In der Jugendarbeit wird Fehlerkultur gelebt. Diese lässt aber aktuell die Stadtgesellschaft, die Presseberichterstattung und die Stadtpolitik nicht im Ansatz zu, sondern reagiert im Wahlkampfmodus.
Modular ist kein Politikum, sondern Ausdruck gelebter Jugendkultur
„Ja, auf dem Modular gibt es neben den musikalischen Acts auf den Bühnen auch politische Bildungsangebote: niederschwellig, kreativ und manchmal unbequem. Denn Jugendliche interessieren sich für Gesellschaft, Klima, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Dass bei über 35 Platzangeboten zum Mitmachen auch zwei Gruppen aktiv waren, die im Bayerischen Verfassungsschutzbericht Erwähnung finden, war den Verantwortlichen im Vorfeld nicht bekannt. Hätten wir es gewusst, hätten wir uns damit im Vorfeld intensiver auseinandergesetzt und das in den Kriterienkatalog bei der Auswahl zum Platzprogramm einfließen lassen,“ so Marlene Mechold, Vorsitzende des Stadtjugendrings. Gleichzeitig gilt: „Wir reden von einem Kreativstand im Platzprogramm. Daran das Festival und die Arbeit des Stadtjugendrings zu diskreditieren, ist unverhältnismäßig und falsch.“
Kein Rücktritt, sondern Rückgrat
Die in den letzten Tagen geäußerte Rücktrittsforderung der Jungen Union gegenüber dem ehrenamtlichen Vorstand weist der Stadtjugendring entschieden zurück. Der Stadtjugendring steht geschlossen hinter dem Engagement des gesamten ehrenamtlichen Vorstands. Die politische Zuspitzung auf dem Rücken ehrenamtlich engagierter junger Menschen ist schäbig – besonders, wenn sie allein der Profilierung in Wahlkampfzeiten dient.
Die Arbeit des SJR verdient Rückhalt – nicht pauschale Verurteilung
Der Stadtjugendring Augsburg betreibt 16 Jugendzentren, beschäftigt rund 150 Mitarbeitende, die meisten davon als Fachkräfte in der offenen Jugendarbeit, und erreicht jährlich tausende junge Menschen. Die Pädagog*innen des Stadtjugendrings arbeiten professionell, demokratisch und engagiert, sie arbeiten mit Schulen, Vereinen, sozialen Trägern und Jugendlichen – und sie tun das mit Haltung. Wenn aus einem Vorwurf im Zuge des Modular Festivals, pauschal ein Vorwurf von strukturellem Linksextremismus konstruiert wird, dann ist das politisch motiviert – nicht sachlich. Damit wird das Ehrenamt diskreditiert, die offene Jugendarbeit untergraben und der gesellschaftliche Zusammenhalt aufs Spiel gesetzt.
Der AfD entschieden widersprechen
Die Pressemitteilung der AfD ist ein Frontalangriff auf die freie Jugendarbeit, auf junge Menschen und auf eine vielfältige Zivilgesellschaft. Wer in Augsburg antifaschistisches Engagement und linke Jugendgruppen pauschal kriminalisiert, verfolgt keine politische Neutralität, sondern eine gefährliche Strategie der Verächtlichmachung. Der Stadtjugendring Augsburg wird sich dagegen wehren. "Wir stehen für Meinungsvielfalt, nicht für Gleichsetzung. Wir stehen für Demokratie und politischen Diskurs. Wir stehen für junge Menschen ein, nicht für parteipolitisches Kalkül," so Mechold.
Der Stadtjugendring ist politisch – weil Jugend politisch ist
Der Stadtjugendring lehnt die Hufeisentheorie, die linkes Engagement mit rechtem Hass gleichsetzt, entschieden ab. Wer sich für Klimaschutz, soziale Teilhabe oder queere Sichtbarkeit einsetzt, steht auf dem Boden des Grundgesetzes – nicht daneben. Gerade bei der Bundestagswahl 2025 haben viele junge Menschen progressiv gewählt. Sie haben für mehr Gerechtigkeit, faire Chancen und konsequenten Klimaschutz gestimmt. Diese Stimmen verdienen Gehör – nicht Abwertung. Das zeigen auch die dem Stadtjugendring entgegengebrachten Solidaritätsbekundungen. Marlene Mechold bekräftigt: "In den letzten Tagen haben wir gesehen, dass unsere Haltung nicht exklusiv ist, sondern von großen Teilen der Jugend in Augsburg getragen wird. Wir möchten uns für den Rückhalt bedanken. Der Stadtjugendring gibt Jugendlichen eine Stimme. Und wir werden das weiterhin tun."
Stadtjugendring Augsburg: "Wir sind offen für Neues und begegnen Menschen ohne Vorurteile. Für uns dürfen alle Menschen unterschiedlich sein. Und sie sollen das Recht haben, gleich behandelt zu werden. Jeder soll gleiche Chancen haben."
"Festival zerstört sich selbst"
Der Augsburger Experte für Kultur, Peter Bommas, steigt voll Kritik in die Diskussion um modular ein:
"Der Verrat an dieser Idee eines Jugendkultur-Festivals nahm seinen Gang mit dem mehrheitlich vom Stadtrat verkündeten Aus im Wittelsbacher Park und dann ab 2019 dem Umzug ins sträflich unterentwickelte Gaswerkareal, das deutlich höhere Investitionen in Bühnen, Logistik, Security, Gagen etc. verlangte. Spätestens mit diesem politisch verordneten Auszug aus dem Wittelsbacher Park mutierte das Jugendkulturfestival zu einem der vielen sommerlichen Musikfestivals in Süddeutschland – im Vordergrund möglichst angesagte Bands bzw. DJs, immer in Konkurrenz zu anderen Festivals dieser Art und als Beigabe ein paar workshoporientierte Placebos mit Schwerpunkt auf Infoständen, bei gleichzeitigem stetigem Anwachsen des Etats (dieses Jahr am Start: 35 Liveacts und fast genauso viele DJ-Projekte). Praktisch innerhalb von zwölf Jahren eine Verzehnfachung des Finanzbedarfs auf fast 2 Millionen Euro – mit der Wegentwicklung von einem stadtjugendringgenuinen Jugendkulturfestival zu einem Musikfestival mit möglichst szeneprominenten – damit natürlich auch kostenintensiveren – Bands und immer mehr DJs."
Hier ist der ganz Kommentar von Peter Bommas bei a3kultur zu lesen.




Kommentare
Kommentar veröffentlichen