Historisch ereignisvoll für Augsburg: Die 5 am Schluss! Wichtige Ereignisse zum Friedensfest verdrängt?
| Bild aus dem Katalog "Frieden riskieren" zum Thema Atombombe auf Hiroshima. |
955 Schlacht auf dem Lechfeld, Otto und Ulrich: Im Jahr 955 besiegten die ostfränkischen und böhmischen Truppen unter König Otto I. (später Kaiser Otto der Große) die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg. Diese entscheidende Schlacht beendete die jahrzehntelangen Ungarneinfälle in Mitteleuropa und sicherte dem ostfränkischen Reich eine Phase der Stabilität. Bischof Ulrich von Augsburg spielte eine wichtige Rolle bei der Verteidigung Augsburgs vor der Schlacht.
- Im Monat August des Jahres 955 n. Chr. / Höhepunkt des Kampfes der Ungarn gegen die Truppen des Königs Otto und Fürstbischofs Ulrich von Augsburg
1525 Aufstand der Bauern für Freiheit und Gerechtigkeit: Der Deutsche Bauernkrieg von 1524/1525 war eine Massenerhebung von Bauern, Bürgern und Bergleuten im Heiligen Römischen Reich. Getragen von sozialen Missständen, wirtschaftlicher Not und reformatorischen Ideen forderten die Aufständischen "Göttliches Recht", das sich in den "Zwölf Artikeln" formulierte. Sie verlangten Freiheit von Leibeigenschaft, gerechte Abgaben und das Recht zur Wahl ihrer Pfarrer. Der Aufstand wurde jedoch von den Fürsten blutig niedergeschlagen.
- Die Familie Fugger in Augsburg finanzierte die Söldnerheere, die den berechtigten Aufstand für Freiheit und Gerechtigkeit der Menschen in Süddeutschland mit viel Blutvergießen niedermachten.
1555 Religionsfrieden von Augsburg: Der Augsburger Religionsfrieden beendete 1555 die jahrzehntelangen Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Er etablierte das Prinzip "Cuius regio, eius religio" (Wessen Gebiet, dessen Religion), was bedeutete, dass die Landesherren die Religion ihrer Untertanen bestimmen durften. Protestanten (nur Lutheraner) erhielten damit rechtliche Anerkennung, allerdings ohne das individuelle Recht auf freie Religionswahl der Untertanen.
- Augsburg wurde als Freie Reichsstadt zu einer führenden Stadt der protestantischen Reformation in Deutschland, die 1517 mit dem Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther an die Türe der Schlosskirche von Wittenberg begann.
1945 Kriegsende in Deutschland: Das Jahr 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und damit auch in Deutschland. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 und dem Vormarsch der sowjetischen Truppen im Osten wurde Deutschland von zwei Seiten eingekesselt. Im April und Mai 1945 eroberten die Alliierten und die Rote Armee die letzten deutschen Städte, darunter Berlin. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Krieg in Europa, Deutschland war besiegt und das nationalsozialistische Regime zerschlagen. Das Land wurde anschließend in vier Besatzungszonen aufgeteilt.
- In Augsburg zog die US-Army mit der 3. (U.S.) Infantriedivision / 3 rd Infantry Division (The Marne Division) am 28. April 1945 kampflos in Augsburg ein. Es entstanden drei große US-Kasernen und ein Wohngebiet für US-Army-Angehörige in Augsburg.
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"Frieden riskieren" nennt sich das Festival in Augsburg voller Veranstaltungen in diesem Jahr 2025, das sich vom 8. Mai bis zum 8. August erstreckt. Das Finale ist also am einzigen Feiertag in Deutschland, der in Augsburg immer am 8. August ist. Ein Feiertag, der einen religiösen Hintergrund hat: Am 8. August des Jahres 1650 durften die Augsburger Protestanten wieder in ihren Kirchen den Gottesdienst feiern. Das war ihnen vorher von der katholischen Stadtregierung verboten worden. Was nicht zum Augsburger Religionsfrieden von 1555 passte.
Der dicke, 182-seitige Katalog zum Augsburger Friedensfest, der uns auch verrät, dass der spezielle Augsburger Feiertag, den die Datschiburger leider meistens zum Shoppen auswärts nutzen, erinnert zwar an das Kriegsende 1945 und an den vergangenen Bosnien-Krieg, der von 1992 bis 1995 im ehemaligen Jugoslawien dauerte. Sogar der Atombomben-Abwurf der US-Bomber auf Hiroshima wird bei den Veranstaltungen zum Friedensfest in Augsburg gedacht.
Im Vorwort des Katalogs "Frieden riskieren" erklärt Augsburgs christlich-soziale Oberbürgermeisterin Eva Weber: "Global scheinen sich Konflikte gerade wieder zu verschärfen und sind damit in einer vernetzten Welt auch bei uns in Augsburg zunehmend spürbar." Aber was und wo das ist, verrät sie uns nicht.
Der bayerische Staatsminister Albert Füracker der für Finanzen und Heimat zuständig ist, freut sich mit uns: "Das Friedensfest verschafft Augsburg nicht nur den Rang der Stadt mit bundesweit meisten Feiertagen, sondern auch einen Tag, der bewusst im Zeichen von Gemeinschaft, Frieden und Zusammenarbeit steht." Dabei vergisst er zu erwähnen, dass es oft die Raffgier ist, also das Streben nach mehr und mehr Finanzen, die Konflikte schaffen, die zu Kriegen führen können.
Inzwischen feiern katholische und evangelische Dekane gemeinsam das Friedensfest, was bis in die späten 1970er Jahr in Augsburg nicht üblich war. "Militärische Konflikte sind wieder stärker zum Mittel der Politik geworden", verkünden gemeinsam im Vorwort Helmut Haug, Dekan der Katholischen Kirche Augsburg und und Frank Kreiselmeier, Dekan der Evangelischen Kirche in Augsburg. Etwas mehr Deutlichkeit hätte sicher nicht geschadet, damit das Kirchenvolk durchblickt, wer nun für das Morden mit den Waffen zuständig ist. Und dürfen wir in Augsburg als Friedensstadt zur Waffenproduktion, wie es bei der Firma Renk geschieht, mit beitragen?
Der künstlerische Leiter des Friedensfestes 2025, Eric Nikodym, regt an: "Entdecken Sie Unbekanntes, hören Sie einander zu, erheben Sie die Stimme und diskutieren Sie mit!" Denkt er dabei auch an die diversen Heucheleien in unserem schönen Augsburg, wenn es um die Fugger, um die Welser und andere Augsburger Kriminelle in der Historie geht, die Menschen ausbeuteten und versklavten, Kriege finanzierten und Wiedertäufer ermorden ließen? Halt, stimmt nicht: Mit ein paar Zeilen im Katalog wird auf eine für Augsburgs Geschichte brisante Veranstaltung der Werkstatt Solidarische Welt und der Geschichtswerkstatt Augsburg e.V. hingewiesen: "Die Kolonialgeschichte Augsburgs ist im öffentlichen Raum ist bis heute weitgehend unerzählt. Stattdessen prägen glorreiche die Wahrnehmung wie jene der Augsburger Handelsfamilien Fugger und Welser. Man verschweigt damit einhergehende Gewalt: die Ermordung tausender Indigener und die Versklavung von 4000 Afrikaner*innen."
Asha Hedayati, Anwältin für Familienrecht und Autorin nimmt bei ihrem Text "(K)ein echter Frieden" als einzige kein Blatt vor den Mund und äußert sich im Vorwort auch mit folgenden drastischen Worten: "Ich denke an die Menschen, die das Frauenwahlrecht erkämpfen konnten, die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die Antiapartheid-Aktivisten in Südafrika, an Black Lives Matter gegen Rassismus, an Menschen die für einen gerechten Frieden und Menschenrechte und gegen Völkerrechtsverbrechen in Gaza und den palästinensischen Gebieten in Deutschland auf die Straße gehen und Po9lizieigewalt und Repression erfahren."
Düsteres Fazit: Warum die wichtigen Ereignisse für Augsburg in den Jahren von 955 und 1525 für Augsburg beim Thema Krieg und Frieden unter diesen vielen Veranstaltungen in Augsburg nicht mit irgendwelchen aufklärenden Aktionen bedacht werden, ist unerklärlich.
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