Knut Schaflinger beschwört mit tief berührenden Erinnerungen und großer Wortkunst "Das Unvergängliche des Augenblicks"!

 

Knut Schaflinger präsentiert einen neuen Lyrik-Band.


Knut Schaflinger hat sich in Augsburg einen guten Namen als Lyriker und Organisator von Poesie-Veranstaltungen wie die "Lange Nacht der Poesie" gemacht. Sein neuester Lyrik-Band "Das Unvergängliche des Augenblicks" erhielt euphorische Besprechungen.

Ich neige dazu, die Texte von Knut Schaflinger in seinem neuesten Buch "Die Unvergänglichkeit des Augenblicks" eher als knappe Kurzgeschichten zu betrachten, weniger als Gedichte. Knut, den ich schon als jungen Journalisten aus wilden Kneipenzeiten im Thing, Annapam, Striese oder Grauer Adler kenne, ist inzwischen im Ruhestand und widmet sich ganz der Kunst. 

Seine große Leidenschaft gilt der Poesie. Dabei fällt mir auf, dass er seine Lyrik-Bände gerne mit Un-Wörtern wie das Unvorhersehbare, die Ungeduld, die Ungewissheit, die Unentbehrlichkeit, die Unrast,  die Unumkehrbarkeit und eben das Unvergängliche betitelt. "Das Unvergängliche des Augenblicks", so der Titel des neuen Bandes, weist, gültig für uns alle, auf das Jungsein zurück, auf die erste Liebe, die Freundschaft, die Eltern, die Schule, den Widerstand. Wissend: Allen anderen ging es ähnlich. Es sind poetische Miniaturen voller Heute, Gestern und Morgen. Lyrik mit großer Lust am Werden von Sprache und Poesie. So sieht der Augsburger Literatur-Experte Martyn Schmidt in seinem Internet-Portal "auxlitera" die Dichtkunst Schaflingers.

Die Journalistin Veronika Lintner schrieb in der Augsburger Tageszeitung unter der Überschrift "Ein Foto-Album aus Gedichten" begeistert über Knut und sein neuestes Buch: "Der Österreicher blättert sich im Gedächtnis durch ein lyrisches Fotoalbum von Momenten. Jedes seiner Gedichte ist ein Textquader, wie im Format eines Dia-Fotos. Ein Polaroidbild, das Schaflinger mit einer Sprache der Erinnerung ausmalt. Schnappschüsse des Lebens". 

Sein neues Buch mit dem verschwommenen Cover besitzt gelungene und erfrischende Titel wie "Ich möchte mein Lied spielen, aber habe kein Talent" oder „Wir saßen im Baum und zu Füßen lag uns die Welt“ oder „Der beste Zeitvertreib beim Warten auf den Bus“ oder „Es ist die lange Nacht, die uns beim Träumen hilft“ oder „Ich würde ein Geheimnis hüten habe aber keins“.

Allein diese Überschriften in "Das Unvergängliche des Augenblicks" sind ein besonderes Lese-Vergnügen. Lieber Knut, das sind Perlen der Wortkunst, kann ich dich loben. Dein Verlag hat als Rückseiten-Text zum Kaufanreiz die Story vom Lehrer abgedruckt, dem du den Tod gewünscht hast und der dich aber am Leben ließ. Sein Drama mit dem Musiklehrer und der mit Spucke tropfenden Flöte hat Knut originell beschrieben, ich kann mir dabei vorstellen, wie er den zu hassen begann, der mit der Flöte durchs Klassenzimmer tanzte. Wobei für den geschundenen Schüler Knut mit den gespreizten Fingern damals die verzweifelte Frage auftauchte, wie viele Löcher hat eigentlich meine Flöte? 

Neulich, beim Gartenfest mit Helene-Weigel-Zitronen-Kuchen, Campari-Orange und Weißwein, im Augsburger Bismarckviertel, haben wir, also Lutz, Knut und ich, bei Regen zurückgezogen auf dem Balkon, über die Rockmusik und von den Bands geschwärmt, die uns mit ihrem Sound als Jugendliche geprägt haben. Dazu legte Lutz ein Album von Crosby, Stills, Young und Nash auf. Wir hörten "Teach your children well ..." Ich bekannte mich zu den Stones und den Kinks. Siehe da, ich staunte, der Lutz konnte den Kinks-Song "Dandy" auswendig hersingen. Mit Knut tauchte ich tief in die Augsburger Kneipen-Erinnerungen ein und wir kommen bis zu Michael G. "Simmi" Symolka, der einst mit Pit Kinzer das Augsburger Kultur-Magazin "sprachlos" herausbrachte, in dem auch Knut veröffentlichte. Wir gelangten beim Auswringen unserer Gedächtniszellen bis zur einstigen Kult-Kneipe "Grünes Bäumle" von "Simmi", wo er kochte und Musik auflegte. Am liebsten Sachen von den Pretty Things. Knut erinnerte sich sogar an philosophische Gespräche mit Simmi, der mal ein "Hippie-Lexikon" verfasste, vor einem zerplitterten Spiegel im Kneipen-Klo. 

Als ich Tage später den neuen Lyrikband "Das Unvergängliche des Augenblicks" von Knut durchblättre um ihn zu besprechen, bleibe ich bei dem einen oder anderen Satz seiner fantasievollen Text-Quader hängen und sehe auch das verspielte Wort "Obladioblada". Dabei erinnere ich mich sofort daran, dass Knut auf dem Balkon bei Lutz im Bismarkviertel davon erzählte, dass ihn die Beatles stark beeinflusst hätten. "Obladioblada" ist ein lustiger Kirmes-Song der Beatles aus dem Un-Ruhe-Jahre 1968, der auf dem sogenannten "Weißen Album" war. 

Sonntags hat uns Widerstand zu Sängern gemacht" ist die Überschrift zu der etwas melancholischen Geschichte vom erzwungenen winterlichen Gang als Kind in die Kirche und den Liedern der Gemeinde vor dem Altar. Nach dem durchgestandenen Gottesdienst trifft der Knabe ein Mädchen, deren geschlossenen Lider er schon in der Kirche als die zwei Buchstaben "DU" gesehen hat,  auf dem Friedhof hinter der Kirche. Dann kommt das Wunderbare: Sie setzen sich auf eine zugeschneite Bank, aus einer Zündholzschachtel holte er einen Zettel, den er auf ihrem Rücken glättete. Und sie sangen, so laut sie können: "Obladioblada!" Eine herrlich romantische Stelle, die auch bei mir Erinnerungen an die ersten Begegnungen mit Mädchen hervorruft. Auch wenn wir wohl manchmal "Tired Of Waiting" waren, wie die Kinks einst sangen. 

Hey, Knut, echt toll, du lässt mich in Träumen über die Vergangenheit schweben und das ist das Paradies der vergangene Jugend. Und wenns noch so schmalzig klingt, ich brings hier. Ich werde wohl "Das Unvergängliche des Augenblicks" lesen, lesen wollen, lesen müssen.

Seinen aktuellen Gedichte-Band stellte Knut Schaflinger passenderweise in der Lounge des Augsburger Brechthauses vor. Mit der Cellistin Ruth Rossel, die ihn öfters begleitet und dem Literatur-Moderator Lutz Kliche. Knut Schaflinger wurde 1951 im österreichischen Graz geboren. Nach seinem Studium in Wien war er freier Filmemacher beim Bayerischen Fernsehen sowie bis 2016 Erster Redakteur und Chef vom Dienst der ARD-Tagesthemen. An der renommierten Henri-Nannen-Schule für Journalismus war er ebenso Dozent wie an der Bayerischen Akademie für Fernsehen in München. Schaflinger lebt im Augsburger Textilviertel. 

Dieses Buch von Knut Schaflinger kann in der
Augsburger Buchhandlung am Obstmarkt erstanden werden.



Bericht: Arno Loeb

Bisherige Veröffentlichungen von Knut Schaflinger in zahlreichen Literaturzeitschriften und Anthologien, zehn Einzelbände, vorletzter Titel: „Die Ungeduld der Kompassnadel“, Gedichte, Verlag Ralf Liebe. Mehrere Auszeichnungen und Preise für Knut Schaflinger: Finalist Christine-Lavant-Preis 2003, Lyrikpreis Feldkirch 2005, Nominiert für den Dresdner Lyrikpreis 2014.

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