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| Natalie Willers überrascht mit einem Schoko-Niko auf der Begrüßunkskarte. |
Kleine Reportage über die Reise mit dem Theaterbus von Dillingen zum Staatstheater Augsburg
Wie kommt man in rund 90 Minuten vom schwäbischen Ort Dillingen nach Spanien? Rennauto? Rakete? Zauberei? Nein, das geht viel einfacher, und das will ich nun erzählen. Ich habe für meine Reportage die Route Nord gewählt. Die Route Süd wäre von Schwabmünchen aus nach Augsburg verlaufen; die Route Nord begann in Dillingen. Die Haltestelle in Dillingen für den Bus zum Staatstheater nach Augsburg war in der Rosenstraße. Abfahrt war am Samstag, den 6. Dezember 2025, um 19:30 Uhr.
Weil ich zu früh dran war, gönnte ich mir noch ein paar Meter weiter im Balkanhouse einen kleinen Imbiss mit Burger und Pommes. Ein spanisches Lokal mit Tapas wäre zwar passender für diesen Abend gewesen, denn es ging ja mit dem Bus zur Oper „Carmen“, die im spanischen Sevilla spielt. Aber ich saß hier beim Warten immerhin warm und trocken. Ich schaute sicherheitshalber noch einmal mit meinem Smartphone auf den „Theaterbus-Fahrplan“, den ich per Mail bekommen hatte. Als ich den Burger und die Pommes verspeist hatte, war es für mich Zeit, mich bald zur Haltestelle zu begeben. Vielleicht war ja schon jemand vor der Abfahrt dort?
Tatsächlich sah ich zwei kleine Menschengruppen stehen. Ich rief keck: „Fährt hier jemand zu Carmen nach Augsburg?“ Das wurde von beiden Gruppen bestätigt. Da war ich also richtig. Zwei Personen mit Kartons in den Händen winkten mir zu. Ich ging zu ihnen. Das waren Natascha Willers, die Referentin für Besucherentwicklung, Gastspiel & Vertrieb, und daneben Victor Schierling, zuständig fürs Vorderhaus im Staatstheater und für die Besucherkommunikation. Sie begrüßten mich herzlich und hakten mich gleich als angemeldeten Reporter auf ihrer Personenliste ab.
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| Victor Schierling verteilt als Barmann im Bus die Drinks an die Fahrgäste. |
Ich erwartete in der hereinbrechenden Nacht einen kleinen Theaterbus, wie er für die Shuttle-Fahrten in Augsburg im Betrieb ist. Wer fährt schon mit dem Bus zur Oper nach Augsburg ins Theater? Allerdings täuschte ich mich in dieser Hinsicht gewaltig. Ein großer Reisebus der Firma Dirr aus Jettingen-Scheppach rauschte heran und hielt bei der Gruppe Theaterbesucher, die inzwischen auf über 20 Menschen angewachsen war. Einige kannten sich und unterhielten sich munter über die kommende Fahrt nach Augsburg in den Augsburger martini-Park.
Beim Einsteigen hielt ich ein kleines Schwätzchen mit dem Busfahrer, der gut informiert war. Ich lief durch die Sitzreihen nach ganz hinten, um einen Überblick über das Geschehen im Bus zu haben. Schließlich wollte ich einen Bericht verfassen, der sich mit der Fahrt durch die Nacht zu Carmen beschäftigte. Manche Fahrgäste waren festlich für die Oper gekleidet, und die Pailletten an den Kleidern schimmerten. Natascha Willers und Victor Schierling, zuständig fürs Vorderhaus und begrüßten die Gäste, die mitfahren wollten, namentlich und herzlich. Sie sorgten mit ihrem optimistischen Charme von Anfangt an für beste Gutelaunestimmung. Es gab dann im vollen Bus mit der trockenen Luft Getränke nach Wahl, die Victor mit fröhlichen Worten servierte.
Natascha Willers verteilte Begrüßungskarten mit dem Theater-Ananas-Logo auf grünem Grund. Sie hatte sich auch die Arbeit gemacht, was mich erstaunte und erfreute, und hatte auf die Rückseite zu den Wünschen für eine „schöne Adventszeit und besinnliche Feiertage“ einen kleinen Schoko-Nikolaus geklebt. Natürlich konnte ich mir Natascha Willers gegenüber die scherzhafte Bemerkung nicht verkneifen, dass ich bei „der Fahrt zur feministisch ausgerichteten Oper“ Carmen, jedenfalls laut Programm, das sie mir zum Durchlesen beim Einstieg gereicht hatte, eigentlich eher eine weiblichen Nikolaus bekommen müsste. „Sie können auch einen Schoko-Engel haben“, antwortete sie schlagfertig. „Aber der ist nicht so groß.“ Hm, ich entschied mich für die größere Schoko-Menge und befreite den Nikolaus von seinen Klebefesseln und seinem Mantel, um ihn kannibalisch als Nachspeise zu meinem Balkan-Burger zu verputzen, während draußen die bunten Lichter der Weihnachtsbäume und -fenster in den Dörfern vorbeiflogen. Klar, es war heute, am 6.12., schließlich der Nikolaustag.
Natascha Willers erzählte mir, dass sie gerne als Reiseleiterin im Theaterbus unterwegs war. Schon früher war sie einmal als Reisebegleiterin in ferne Länder unterwegs gewesen. „Hier sind die Leute mit viel Vorfreude unterwegs, und es bilden sich auch Gruppen, die gemeinsam zum Theaterbesuch fahren, und auf den Rückfahrten wird gerne über die besuchten Stücke diskutiert“, erzählte sie mir über ihre Fahrgäste, die bereits mit einem Glas Sekt in der Hand über Sitze und Lehnen hinweg über diverse Opern diskutierten. Sie erklärte mir auch das System und die Preiskalkulation für die Fahrten mit dem Theaterbus. Das Ticket für den Theater-Besuch ist mit dem Theaterbus kombiniert. Es gibt Einzeltickets, und es gibt das günstige 3er-Abo und 8er-Abo.
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| Im vollen Bus wird schon das Programm-Heft zur Oper "Carmen" sutdiert. |
Unser Bus hielt noch in den Orten Steinheim, Höchstädt, Wertingen, Gottmannshofen, Biberbach und Langweid, bevor er mit rund 50 Operngästen im Augsburger Stadtteil Oberhausen über die Wertachbrücke in Richtung martini-Park durch Augsburg brauste.
Vorher, in Biberbach, war eine elegant gekleidete Theaterbesucherin alleine zugestiegen, die für eine erkrankte Freundin gekommen war. Sie setzte sich auf der letzten Bank links neben mich. Wir kamen ins Gespräch – über die Oper, die wir bald auf der Bühne des Staatstheaters sehen würden. Wir redeten auch über Georges Bizet, den französischen Komponisten von „Carmen“. Es stellte sich heraus, dass meine Bus-Nachbarin zur Deutsch-Französischen Gesellschaft gehörte, die im nächsten Jahr auch nach Augsburgs Partnerstadt Bourges in Frankreich reist, und ich bei Interesse mitfahren könne.
Victor Schierling erklärte bei der Fahrt durchs nächtliche Augsburg den Mitreisenden, dass sie „vor Ort noch das Catering-Angebot neben der Garderobe nutzen, oder an der Werkeinführung durch unsere Dramaturg:innen teilnehmen können, bevor die Theatervorstellung beginnt.“ Denn die Ankunft im martini-Park ist ungefähr 30 Minuten vor Beginn der Oper.
Natürlich konnte meine Bus-Nachbarin ihre Tasche samt Inhalt im Bus liegen lassen, der sie hinterher wieder nach Biberbach bringen würde. Dann stiegen wir alle aus dem Bus und liefen mit freudiger Erwartung hinter Natascha und Victor zum Theater-Eingang neben dem leuchtenden Weihnachtsbaum. Ich dachte mir dabei: „Fast schade, jetzt schon angekommen zu sein, mit diesem Bus und dieser Besatzung wäre ich auch gerne weiter bis ins echte Spanien, nach Andalusien, bis Sevilla gefahren.“
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| "Carmen", die wohl beliebteste französische Oper zieht mit ihrer hinreißenden Musik das Publikum immer in ihren Bann. |




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