Eleonore Schikaneder versuchte in Augsburg das Theater zu revolutionieren: Kanonendonner am Hochablass

Emanuel Schikaneder, ein Theaterdirektor, Schauspieler und Librettist, geboren
am 1. September 1751 in Straubing, hätte heute seinen 270. Geburtstag.
Auf dem Bild ist er als Papageno zu sehen.
Er arbeitete in Augsburg auch mit Wolfgang 'Amadeus Mozart zusammen und
schrieb das Libretto zur "Zauberflöte".


In Augsburg wirkten im 18. Jahrhundert am Theater einige Frauen an der Geschichte mit, die es so leider bis heute noch nicht niedergeschrieben gibt. 

In der ehemaligen Freien Reichsstadt Augsburg wirkten auch reisende Theatergesellschaften – feste Theatergruppen gab es oft nur an den Höfen. Augsburg hatte schon recht lange ein Stadttheater, das anstelle des alten Minnesängers-Stadels errichtet wurde und die beide neben der Kirche St. Jakob standen in der Vorstadt. Die Minnesänger waren in Augsburg einst wesentlich bedeutender als die in Nürnberg, die durch Richard Wagner popularisiert wurden.

Altes Theater Augsburg

Das alte Theater war historischen Beschreibungen nach, die ich in historischen Augsburger Tageszeitungen zwischen 1746 und 1849 gefunden habe, klamm, zugig und kalt. Niemand ging dort gern ins Theater. Allerdings hat Wolfgang Amadé Mozart dort zum ersten Mal auch Emanuel Schikaneder in einer Aufführung erlebt – zukunftsweisend für deren beide Zusammenarbeit. Schikaneder heiratete im Augsburger Dom Eleonore geborene Maria Magdalena Arth (1751/52–1821), die ihrerseits Schauspielerin und Sängerin war und dann auch zur Theaterdirektorin wurde – mit ihrem Mann verstand sie sich nicht wirklich; er zog dann mit einem Teil der Truppe weiter, und Eleonore blieb in Augsburg.

Dort versuchte sie, das Theaterwesen zu revolutionieren, indem sie auch kriegerische Opern nicht im Theater, sondern draußen im Gelände am Hochablass aufführte – mit richtigem Kanonendonner und allem Pipapo. Damit hatte sie in Augsburg wohl nur wenig Glück, denn die feine Gesellschaft wollte lieber ihre Garderobe ausführen in glanzvollem Licht der großen Gaststätten mit ihren Prachtsälen, anstatt irgendwo am Flussufer zu sitzen. Die Romantik war damals in dieser „empfindsamen“ Zeit noch nicht durchgeschlagen. So musste auch sie weiterziehen. In der Geschichte des Augsburger Stadttheaters ist sie bis heute nicht als Regisseurin und Theaterleiterin anerkannt.

Das frühere Augsburger Sadttheater in der Jakober Vorstadt.



Innovative Sängerin

In Augsburg wirkte auch die Sängerin Susanna Jacobina Jungert, deren Lebensgeschichte ich durch meine Zeitungsfunde wieder ausgraben konnte: Sie lebte in Augsburg in der Schmiedgasse, unterrichtete Gesang und sang damals alle großen Partien und vor allem deutsche und Augsburger Erstaufführungen auch geistlicher Werke wie Pergolesis Stabat Mater 1776, die in den Gaststätten und Zunfthäusern begangen wurden, weil man damals noch Angst hatte, dass man mit „neuer“ Musik die Kirchen hätte entweihen können. Zudem wurde man in diesen Häusern nebenbei mit Essen und Trinken versorgt – neben der Aufführung zu mampfen war völlig normal. Quasi das historische „Popcorn und Cola“ im Kino. Madame Jungert arbeitete auch eng mit den Chefs der Gaststätten zusammen und verkaufte die Tickets zu ihren Konzerten selbst.

Kurzum: Es bleibt noch sehr viel zu entdecken und niederzuschreiben …

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Autorin: Susanne Wosnitzka  

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