Städtebauliche Schande in Augsburg durch Friedberger Möbelkonzern Segmüller?

Ehemalige Textilfabrik in Augsburg,
beim Plärrergelände. Soll abgerissen werden.

 
Die Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ teilt uns mit:

AUS DER ZEIT GEFALLEN – ABRISS AM PLÄRRER GEPLANT!

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Was für ein Witz in Zeiten von Nachhaltigkeit und Klimaschutzzielen, was für ein Frevel im Umgang mit einem Zeugnis neuerer Stadtgeschichte und historischer Industrie-Architektur

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Wieder soll ein historisches Gebäude eingestampft werden für eine Neubauplanung, ungeachtet der geschichtlichen Bedeutung, aber auch Klimazielen wie CO₂-Ausstoß, Ökobilanzen, nachhaltigem Umgang mit Ressourcen.

Wenn es nach der Stadt geht, lässt man hier den Abriss eines bedeutenden Industriebaus der Augsburger Textilindustriekultur und Zeitgeschichte zu, der mit seiner immensen verbauten „grauen Energie“, ressourcen- und CO₂ schonend, zukunftsweisend und nachhaltig saniert, umgebaut und umgenutzt werden könnte und zwingend sollte. Dieses Abrissvorhaben maximiert CO₂ Ausstöße, statt sie zu minimieren!

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Ein Zeugnis der Stadtgeschichte und zugleich eine große Menge an bereits verbauter „grauer Energie“ - es gibt sowohl historische als auch Klimaschutzgründe für den Erhalt der ehemaligen Wertachspinnerei

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Außer dem zu kritisierenden Abriss des historischen Bestandbaus möchte man vier Punktgebäude zulassen, ein Irrsinn und stadtplanerisches Armutszeugnis auf diesem innenstadtnahen früheren Industrieareal, wunderbar neben dem Senkelbach gelegen. Dies in Zeiten von Wohnungsnot und propagierter möglichst effizienter Flächenausnutzung. Statt freistehender Punktgebäude müssten zusammenhängende Kubaturen erstellt werden, mit mehr Wohneinheiten. Und ein benötigter Kindergarten in Großstädten kann, muss heutzutage aber nicht mehr zwingend erdgeschossig sein, sondern könnte optional auch flächensparend in und auf Geschossbauten integriert werden, mit Grün- und Spielflächen auf Flachdächern. Vor allem aber muss im äußerst klimaschädlichen Bausektor endlich umgesteuert und verbaute Energien und Ressourcen nicht einfach leichtfertig vernichtet werden, um dann mit immensem Neuaufwand von Energie, CO₂ und Ressourcen Ersatzarchitektur zu erstellen.

Das historische Gebäude - dessen Erhalt der berühmten und früher europäisch herausragenden Textilstadt Augsburg eigentlich am Herzen liegen sollte und für welches die Politik sowie Verwaltung sehr wohl Steuerungsmöglichkeiten in diesem Sanierungs- und städtebaulichem Entwicklungsgebiet hat - ist der letzte existierende Spinnereihochbau der Wertachvorstädte, ein „Fabrikschloss“ nach dem Vorbild des Glaspalastes. 

Es wurde 1912 modern, ästhetisch und damals innovativ erbaut, ein Betonskelettbau mit dadurch möglichen großen Glasfassaden - eine Tageslichtfabrik - und markiert seitdem diese wichtige Zugangsachse zur Innenstadt. Auch ohne Denkmalschutzstatus stellt dieser Bau ein wichtiges Zeitzeugnis der Textilstadt Augsburg dar und sollte ein zu erhaltender Teil des Sanierungsgebietes sein.
Der markante Stadtteil- und Stadtbild prägende Bau an der Langemantelstraße ist seit fast hundert Jahren Bezugspunkt und fester Bestandteil der Wertachvorstadt, mit all seinen gesellschaftlichen, politischen und industriekulturellen Erinnerungsqualitäten dieser einst herausragenden Industriearchitektur. Auch in Bezug auf die UNESCO Welterbe Wassersysteme ist es ein Repräsentant dieser Textilära.

Dieser „Gewerbebau“ soll nun eingeebnet werden, um für einen nahezu massegleichen, schlankeren, aber längeren „Gewerbeneubau“ Platz zu machen, ein durchgehender Gewerbebauriegel parallel zum Plärrer. Ein Ressourcenfrevel höchster Güte in heutigen Zeiten und ohne Sinn. Es werden an seiner Stelle keine Wohnungen entstehen, die sind an dieser Stelle (leider) sogar verboten im B-Plan Entwurf, sondern Geschäfte, Büros, Dienstleistungen. Doch diese könnten auch zusammen mit dem Bestandsbau erreicht werden, der dabei dringend von den abstoßenden Verbauungen späterer Jahrzehnte befreit werden müsste, Betonorgien und Fensterverschlüsse können rückgängig gemacht werden.
Lichtschächte, Loggias, Gebäudevertiefungen und –Einschnitte wären praktikable und nachhaltige Werkzeuge im Umgang mit der ehemaligen Tageslicht-Spinnerei und zur sinnvollen und nachhaltigen Weiternutzung der hier verbauten grauen Energie. Gerade da das Gebäude keinen Denkmalschutzstatus besitzt, sind derartige Umbauten oder auch ergänzende Anbauten oder spannende und exklusive Aufstockungen jederzeit möglich. Wie solch - laut Verwaltung behauptet - angeblich „für eine Umnutzung zu tiefen“ Gebäude saniert werden können, zeigen Industrie- und Kaufhausumbauten andernorts mit anscheinend versierten und kompetenten Planungsbüros.
 
Auch wenn generell zu begrüßen ist, dass der große versiegelte Parkplatz zu einer urbanen Fläche umgewandelt wird, mit Wohnungen, Sozialem, Kita, Geschäften, Gastro, Surfwelle, Grünstreifen entlang des Senkelbachs, so scheint der vorgelegte B-Plan nicht adäquat und ausreichend durchdacht für eine geschichtsträchtige Großstadt, die ihre gebaute Vergangenheit verbinden sollte mit den heutigen und künftigen Anforderungen des Klimawandels, Ressourcenknappheit und CO₂-Bilanzen.
Ein nachhaltiger Umgang mit gebauter Stadtgeschichte sollte Konsens sein und in die Stadtplanung und Politik Eingang finden. Stattdessen soll wieder nach altem Muster gebaut werden, statt zukunftsorientiert, mehr Fantasie und Sensibilität mit historischem Bestand umzugehen.

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Für den Investor, überregional bekannte Möbelkonzerninhaber, die gerne mit Nachhaltigkeit werben, wäre kein Nachteil zu erkennen, wenn man hier ein solch besonderes, solides und aussagekräftiges Bestandsgebäude klimazieltauglich, CO2 sparend, ressourcenschonend erhält und in die erwünschte urbane Durchmischung einbindet. Im Gegenteil, hier könnte zusätzlich gepunktet werden mit einem klimaschonenden Erhalt des Bestands und durch genannte Einsparungen bei CO2 und Ressourcen mittels Nicht-Abriss. Die Zugewinne aus der Bodenwertsteigerung von Gewerbe auf urbanes Gebiet sind immens, die Lage ist top, die Vermarktung ein Selbstläufer, Wenn dazu noch mehr Wohneinheiten entstehen könnten durch eine abwechslungsreiche Zeilenbauweise am Senkelbach statt der Punktgebäude, müsste doch auch ein in der Region verankerter Investor leicht mit im Boot sein.
 
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Das urbane Quartier soll nicht verhindert, sondern aufgewertet werden durch die Einbindung der architektonischen Stadtgeschichte!

A.Blümel,
Sprecherin der Initiative „Augsburgs Erbe bewahren.“

Siehe auch Stellungnahme des BUND Naturschutz Ortsgruppe Augsburg:
http://gaertnerhaus-im-park.de/.../2021-10-29...

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