Winnetou-Schöpfer Karl May in Augsburg: Ihm kamen die Tränen! List statt Schmetterhand!

Werbung für Karl Mays Lesung in Augsburg.

In ganz Deutschland wird gerade über Karl May und sein Werk debattiert. Vor allem über seine Winnetou-Bücher. Sind diese rassistisch? Sind sie aus den Augen eines Kolonialisten geschrieben? Kulturelle Aneignung? Politisch inkorrekt? Sind es zu viele Unwahrheiten über das indigene Volk von Amerika? Auslöser war der Film "Der junge Häuptling Winnetou" und das Buch dazu, das der Ravensburger Verlag mit dem Kinderbuch-Autor Thilo herausbrachte und aufgrund einiger kritischer Proteste wieder einstellte.


Aber wer weiß, dass Karl May im Winter 1909 zu einer Lesung nach Augsburg kam? Und wer weiß schon, dass "Winnetou" Band IV (heute: "Winnetous Erben") zuerst als Vorabdruck in der Unterhaltungs-Beilage  "Lueginsland" in der "Augsburger Postzeitung" zwischen 6. Oktober 1909 und 27. April 1910 als Fortsetzungs-Roman erschien?

Dazu muss gesagt werden, dass in "Winnetou" Band 3 von Karl May Old Shatterhands indianischer Blutsbruder dramatisch verstirbt. In Band 4 kommt dann die große Versöhnung der Nachfahren. 

Bemerkung zur anfängliche Kritik über Karl May in der Augsburger Postzeitung ...

... und zu seinem Winnetou IV-Vorabdruck.






Das imposante Hotel Kaiserhof, wo heute am Königsplatz in Augsburg ein Betonklotz steht.

Karl May besuchte zur Lesung vom 7. bis zum 9. Dezember 1909 Augsburg und sprach dabei auch mit dem Redakteur der "Augsburger Postzeitung", Dr. Hans Rost. Karl May logiert mit seiner Frau Klara im Hotel "Kaiserhof". Dort, wo heute an der sogenannten Kaiserhof-Kreuzung ein hohes Betonhaus der Augsburger Stadtsparkasse steht.

Am 8. Dezember 1909 hält Karl May ab 20.15 Uhr abends im großen Augsburger Schießgrabensaal einen Vortrag zum Thema: "Sitara, das Land der Menschheitsseele. (Ein orientalisches Märchen)". Vermittler des Vortrags war Dr. Hans Rost. Wobei uns das Thema von Hermann Hesse mit seinem indischen "Siddharta"-Roman bekannt vorkommt, der allerdings erst 1922 erschien.

Zu dem Vortrag sind auch Freunde Mays angereist: Willy Einsle mit Mutter und Freundin, Hetty Heide mit Mann, Friedrich Ernst Fehsenfeld und Gemahlin. Unter den Zuhörern ist auch der elfjährige Bertolt Brecht mit seinem Vater. Eingeleitet wird der Vortrag von dem Männergesangsverein "Concordia", der Karl Mays Ave Maria singt.

Am folgenden Tag besucht Karl May die "Englischen Fräuleins", eine Klosterschule, wo er ebenfalls enthusiastisch begrüßt wird. Dem Bericht zufolge ist er so gerührt, dass ihm sogar die Tränen kommen.

Die Karl-May-Gesellschaft tagte 1989 in Augsburg und brachte dazu ein Sonderheft
über die Kontakte des Autors aus Sachsen nach Augsburg heraus. Maßgeblich daran beteiligt war Ulrich Schmid, ein Augsburger Karl-May-Experte. Das Bild zeigt Karl May am 
Rednerpult. Illustration von Carl Heinz Dömken.

Interessant was, das Karl-May-Wiki dazu schreibt: "In diesem Roman verarbeitet Karl May Eindrücke seiner Amerikareise von 1908. Der Band kommt in Gestalt der alten Reiseberichte daher, aber doch ist vieles anders geworden. Den Bärentöter und den Henrystutzen hat Old Shatterhand zwar immer noch (oder wieder) dabei, sie werden aber nicht mehr gebraucht und sind auch deshalb fast die ganze Zeit im Gepäck. Nicht mehr mit der "Schmetterhand" werden die "Feinde" besiegt, sondern höchstens noch durch List und die Gewalt des Wortes. Ganz im Friedensgedanken seiner Spätwerke werden am Ende alle "Feindschaften" mit den alten Widersachern des Westens in Freundschaft aufgelöst. Sogar die zum Hauptschurken Santer stellvertretend mit dessen Söhnen."

Organisiert von Kurt Idrizovic und Arno Loeb:
Karl-May-Festival 1992 in Augsburg.
Plakat: Johannis Hartung

Zu dem hysterisch herbeigeredeten Skandal um den "Jungen Häuptling Winnnetou" erklärt die Karl-May-Gesellschaft: „Die Besonderheit Karl Mays besteht darin, dass in seiner Darstellung des ‚Wilden Westens‘ von Anfang an die Sympathie des Erzählers der leidenden indigenen Bevölkerung gilt. Ihre Würde und ihre menschlichen Qualitäten verkörpern sich in Idealfiguren wie Winnetou, dem Häuptling der Apachen, und die tragische Vernichtung ihrer materiellen und kulturellen Existenz grundiert alle May'schen Nordamerika-Erzählungen.“

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Hier mehr Information zu Karl Mays Kontakte und Besuche in Augsburg.

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